Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
mitempfinden würde.
Er bekam seinen Körper wieder unter Kontrolle, drehte sich auf den Rücken und sah die Horden von Fledermäusen, die mit hungrigen Augen zu ihm herabstarrten. Sie ließen sich fallen, bedeckten sein Gesicht und seinen Kopf und bissen gierig zu, als er den Käfig aus Wurzeln nach außen explodieren ließ, um freizukommen. Dominic schaffte es, sich auf die Knie aufzurichten, schleuderte die bissigen kleinen Biester von sich weg und taumelte ein wenig. Doch es gelang ihm, sich auf die Beine zu ziehen.
Auch Giles richtete sich auf. Sein Körper war planlos geflickt, zu einem Viertel verkohlt und bot einen vollkommen grotesken Anblick. Er knurrte, Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln, und seine Augen glühten feuerrot. » Mein Körper ist tot, Drachensucher. Ich kann es ertragen, in tausend Stücke zerschnitten zu werden, und ich kann dich immer noch besiegen. Dein Leib dagegen ist aus Fleisch und Blut, und du empfindest Schmerz.«
Dominics Augenbrauen fuhren hoch. Er war geschwächt von dem gewaltigen Energieverbrauch, den es erfordert hatte, den Sturm aufrechtzuerhalten und seinen Klon dort zu belassen, wo die anderen Vampire ihn deutlich sehen konnten. Sein Plan durfte nicht gefährdet werden. Unter den Vampiren sollte sich auf keinen Fall herumsprechen, dass Dominic sich als Spion in ihr Lager begeben hatte. Er wusste, dass einige der Abgesandten fliehen würden, und konnte es sich nicht leisten, die Deckung aufzugeben. Also musste er weiterhin sichtbar sein, damit niemand entdeckte, dass er die Zerstörung des Labors und aller, die sich darin befanden, herbeigeführt hatte.
»Du schmeichelst dir, Giles. Du warst schon immer grenzenlos eitel. Und du scheinst auf Zeit zu spielen. Glaubst du, deine Marionetten werden kommen, um dich zu beschützen?«, fragte er mit leisem, aber unverhohlenem Spott in der Stimme. Giles hatte sich für unbesiegbar gehalten, doch nun war er nervös. Dominic wusste, welch legendären Ruf er besaß und dass der Meistervampir lieber seine Lakaien gegen den Drachensucher kämpfen lassen würde, als sich ihm selbst im Kampf zu stellen. Dominic war auch bewusst, dass ein Untoter ein enormes Ego hatte und sein Spott, so berechtigt er auch gewesen sein mochte, eine große Kränkung für Giles darstellte.
Ich werde versuchen, zu dir zu kommen. Ein Schluchzen klang in Solanges Stimme mit.
Nein, bleib, wo du bist! Ich werde Giles besiegen.
Hier kann ich dir nicht helfen.
Schalte so viele aus wie möglich, aber schieß nur, wenn die Wachen einen Schuss abgeben! Ich werde nicht dort sein, um sie zu erledigen, sodass sie also deine Nähe spüren könnten.
Dominic hielt den Blick auf Giles gerichtet. Das Gesicht des Vampirs verzerrte sich zu einer Maske puren Hasses, und Dominic reizte ihn noch mehr. »Du hast die Kontrolle über sie verloren, nicht? Statt die Menschen zu beschützen, reißen deine Lakaien sie in Stücke und laben sich an ihrem Blut. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass Ruslan sehr verärgert sein würde, selbst wenn es dir gelingen sollte, zu entkommen. Er ist nicht der versöhnlichste Mann, den ich kenne.«
Die roten Augen begannen zu brennen, doch der Vampir hielt die Wut unter Kontrolle. »Dieser Zwischenfall wird die Menschen höchstens noch viel interessierter an einem Bündnis mit uns machen, um die Untoten zu jagen. Wir werden sie auf Dubrinskys geliebtes Dorf hinweisen.«
Inzwischen hatte Dominic den Schmerz weit genug verdrängt, um wieder atmen zu können. Solange half ihm dabei, indem sie den Rhythmus seiner brennenden Lunge ihrer eigenen Atmung anglich.
Dominic verbeugte sich leicht und schwenkte die Hand, wobei er darauf achtete, dass Giles’ wütender Blick der Geste folgte. Gleichzeitig zog Dominic die machtvolle Energie zusammen, die am Himmel knisterte und zischte. Diese Macht nahm er in sich auf und hinterließ einen zweiten Klon, löste sich von seinem Körper und ließ sein Ebenbild schutzlos und verwundbar stehen.
Substanzlos und transparent stand er vor dem Klon und wartete auf Giles’ nächsten Schritt. Dominics Ebenbild krümmte sich ein bisschen und drückte die Hand auf das schwarze Loch in seiner Brust, das sich links von seinem Herzen befand. Er konnte spüren, wie seine Kraft nachließ. Zwei Klone und ein Sturm laugten seine Energie schnell aus, aber er bewahrte die transparente Form.
Giles griff an, stürzte mit voller Kraft und übernatürlicher Geschwindigkeit auf ihn zu und holte zum entscheidenden Schlag aus.
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