Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Dominic trat vor, um dem Angriff zu begegnen, und nutzte Giles’ Schwung und seine eigene unglaubliche Kraft, um die Faust nach vorn zu stoßen. In dem Sekundenbruchteil, bevor sie auf den Vampir traf, materialisierte Dominic sich und ließ den Klon verschwinden, sodass Giles in die ausgestreckte Faust hineinstürzte. Dominic ergriff das Herz, bevor der Untote merkte, was geschah, riss das schlaffe schwarze Organ heraus, warf es weit genug von dem Meistervampir weg und richtete einen Blitzstrahl auf das widerliche Ding.
Mit einem grauenhaften Aufschrei, der weithin durch den Wald schallte, kroch Giles über den Boden und blickte sich panisch nach seinem Herzen um. Als er langsam in sich zusammensackte, spuckte er Dominic noch an, dann brach er vollends zusammen. Ein Blitzstrahl schlug in ihn ein und setzte ihn in Flammen. Der Vampir wand und krümmte sich, als lebte ein Teil von ihm noch. Das Feuer knisterte und zischte, und von dem Untoten war binnen kürzester Zeit nur noch Asche übrig.
Dominic ließ sich auf ein Knie nieder und schnappte mit gesenktem Kopf nach Luft. Die ganze Zeit schon wartete er auf Josefs Zeichen, dass er das Labor zerstören und Solange in Sicherheit bringen konnte.
Dominic! Ihre Stimme gab ihm den nötigen Anreiz, sich wieder zu bewegen.
Giles ist tot. Ich kehre zum Gefecht zurück.
Ich kann dir anhören, wie erschöpft du bist. Brauchst du Blut? Ich kann zu dir kommen.
Wenn wir hier fertig sind. Der bloße Gedanke an ihr Blut und dessen unglaublich heilende Kraft durchflutete Dominic mit neuer Energie. Mit großen Schritten ging er durch den Wald zu dem Labor zurück und ließ gleichzeitig seinen Klon verschwinden.
Solange atmete erleichtert auf und wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Bild des Grauens vor dem Laboratorium zu. Die Luft war erfüllt von Angst- und Entsetzensschreien, und alles war durchdrungen von dem Geruch nach Blut. Kugel um Kugel regnete vom Dach herab. Die mittlerweile mit Einschusslöchern durchsiebten Untoten blickten zu dem Flachdach auf, um die Wachen als ihre nächste Beute zu markieren. Solange hatte diese Männer sterben sehen wollen, aber nicht so, nicht auf eine solch grauenhafte Art. Die Vampire waren völlig außer Kontrolle und stürzten sich auf alles, in dessen Adern warmes Blut floss. Von den Jaguarmännern war keiner mehr zu sehen; sie mussten schon beim ersten Anzeichen von Ärger Reißaus genommen haben.
Solange hob das Gewehr wieder an die Schulter und betätigte den Abzug im Bruchteil von Sekunden, nachdem eine der Wachen geschossen hatte. Eine Salve von Schüssen übertönte den ihren. Blitze schlugen in die bereits gefallenen Vampire ein. Durch das Teleskop ihres Gewehrs versuchte Solange, einen der Untoten auszumachen, die Dominic vernichten wollte. Es war nicht leicht, sie jetzt noch zu finden. Die Bilder der gut aussehenden Männer, die sie der Welt präsentiert hatten, waren verschwunden und zu verrottenden Kadavern mit sich ablösender Haut, eingesunkenen Augen und einigen wenigen grauen oder weißen Büscheln Haar geworden.
Und natürlich hatten alle blutige Kleider, Hände und Gesichter. Solange versuchte, sie an ihrer Kleidung zu erkennen, und hoffte, sich nicht zu irren. Sie entdeckte den, den sie für Carlo hielt, am Fuß des Gebäudes, unter dem Dachgesims und außer Sicht der Wachen. Er flitzte schnell wie eine Eidechse auf allen vieren an der Wand zum Dach hinauf, sprang oben auf Felipes Rücken und schlug ihm die Zähne in den Nacken. Der erste Schuss erwischte ihn am Hinterkopf, der zweite durchschlug ihm den Rücken und fuhr direkt in sein Herz hinein. Mit blutüberströmtem Gesicht und einem irren Flackern in den Augen wirbelte er herum und blickte zu dem Wald hinüber. Dann sprang er in die Luft und wollte sich gerade verwandeln, als der Blitz ihn traf und ihn verbrannte, sodass Asche auf die Horde Vampire herunterregnete, die in wilder Raserei Körper und Fleisch zerfetzten und mit abscheulich schmatzenden Geräuschen das Blut aufsaugten.
Würgereiz erfasste Solange, und sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Ein solch grauenhaftes Blutbad wie dieses hatte sie noch nie gesehen. Die Untoten fielen über alles her, was sich in Sichtweite befand, verschonten sich nicht einmal gegenseitig und schnappten und bissen um sich wie ein Rudel ausgehungerter wilder Tiere. Solange war an die Gesetze des Urwaldes gewöhnt, doch das hier war etwas völlig anderes. Schweiß lief ihr in die Augen, und sie hob wieder die Hand,
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