Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
anstrengend zu sein.
Sag mir, dass du am Leben bist und es dir gut geht, Solange! , verlangte Dominic. Akos ist hinter dir her, und ich muss ihn aufhalten.
Nur zu! Ich werde einfach hierbleiben und mich ausruhen.
Dominic erhob sich in die Luft und folgte dem schwachen Blutgeruch. Der Vampir, der sich Akos nannte, war einer der bösartigsten überhaupt. Schon als Kind hatte er diesen ungewöhnlich ausgeprägten Hang zur Grausamkeit gehabt. Als er die Menschen in Fetzen gerissen hatte, war er vollkommen mit Blut besudelt worden. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sich zu säubern, sondern durchlebte wahrscheinlich noch einmal die Erinnerung und weidete sich an den Bildern des Blutbades. Akos genoss das Leiden und die Angst seiner Opfer, und der Geruch ihres Blutes an seinen Kleidern würde seine Wonne noch steigern.
Dominic hörte den Schrei des Adlers und wechselte abrupt die Richtung. Akos war auf der Flucht und rief den Vogel zu sich. Als grauer Dunst schlängelte der Vampir sich zwischen den Bäumen hindurch und bemerkte nicht einmal, dass er eine Spur aus Blutstropfen zurückließ. Mit all den Vampiren in der Gegend wollte Dominic sich nicht zu weit von Solange entfernen. Im Moment waren sie satt und würden sich aus Furcht vor Giles’ Zorn wahrscheinlich schnell zerstreuen. Nur dessen geringere Vampire würden wissen, dass er vernichtet worden war, und auch sie würden schnellstens diesen Ort verlassen. Trotzdem …
Ein paar Minuten später holte Dominic den Nebel ein, den die darin enthaltenen Blutstropfen sofort als Akos auswiesen. Dominic benutzte einen seltenen karpatianischen Befehl. Vampire waren als Karpatianer geboren worden und daher immer noch dem Gesetz des Blutes unterworfen.
»Veriak ot en Karpatiiak muoníak te avoisz te!« Beim Blut des Prinzen befehle ich dir, dich zu erkennen zu geben. Dominics Stimme hallte durch den Wald und erschütterte die Bäume. Der Boden erbebte, und am Himmel zerrissen Blitze die dunklen Wolken.
Affen kreischten und stürmten aufgeregt durchs Blätterdach. Die Harpyie schrie wieder und geriet während des Flugs ins Taumeln, bevor sie das Gleichgewicht zurückerlangte, sich auf einem Ast niederließ und langsam die mächtigen Schwingen faltete. Das Rascheln im Unterholz verriet eine Vielzahl wilder Tiere. Eine Schlange hob den Kopf, und Eidechsen flitzten über Äste und Baumstämme.
Der Nebel waberte und nahm Substanz an, bis Akos hart auf dem Boden landete und sich hastig aufrappelte. Er war noch leicht transparent und kämpfte sichtlich gegen den Befehl an. Seine Kleider waren von frischem Blut durchtränkt, Mund und Kinn blutig verschmiert. Blutspritzer in seinem Haar wurden als glänzende schwarze Flecken sichtbar, als ein greller Blitz den dunklen Wald erhellte. Er grinste und zeigte spitze Zähne. »Drachensucher. Das hätte ich wissen müssen.«
Dominic trat ein paar Schritte nach rechts und behielt misstrauisch den Himmel im Auge. Akos würde den Haubenadler als Ablenkung benutzen und versuchen, den Kampf schnell zu beenden. Skrupellos wie er war, ließ der Vampir sich nur auf Kämpfe ein, die er gewinnen konnte. Seine Augen hatten ein rotes Glühen angenommen, aber sein Blick huschte hin und her, als glaubte Akos, er könne immer noch entkommen.
»Du entgehst der Gerechtigkeit nicht«, sagte Dominic ruhig und beobachtete die unruhigen Augen.
Als Akos’ Blick für den Bruchteil einer Sekunde nach oben glitt, stürzte sich Dominic mit seiner legendären Schnelligkeit auf den Untoten. Im selben Moment registrierte er, dass die Harpyie aus dem Himmel fiel. Seine Faust durchbohrte Akos’ Brust, und die Adlerkrallen griffen nach den Augen des Vampirs. Dominic wirbelte mit dem kreischenden Akos herum; das schwarze Vampirblut lief über seine Faust und seinen Arm und verbrannte ihn bis auf die Knochen. Die Adlerkrallen schlossen sich derweil um Akos’ Hinterkopf und zerrten und rissen ihm die Haut vom Schädel.
Solange lag ungeschützt da und wagte nicht, sich ein wenig Ruhe zu gönnen, weil sie befürchtete, dass der Vampir den Adler zu ihr schicken würde. Vorsichtig öffnete sie die Augen, um zu dem dunklen Blätterdach hinaufzuschauen. Drei Paar glühende Katzenaugen erwiderten ihren Blick mit der intensiven Konzentration des Raubtiers. Solanges Herz setzte einen Schlag aus und begann dann, umso wilder zu pochen. Jaguarmänner! Sie hatten sich nicht weit vom Labor entfernt, sondern wahrscheinlich einen sicheren Unterschlupf im Blätterdach
Weitere Kostenlose Bücher