Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
gefunden und von dort das blutige Massaker beobachtet. Solanges erster Impuls war, wegzulaufen … oder sich zu verwandeln und wegzulaufen. Aber diese drei Jaguare waren starke Männchen, schnell und wild und an die Jagd gewöhnt. Solange hatte keine Chance gegen sie, daher verhielt sie sich still und zwang sich, nicht in Panik zu geraten.
Dominic , sagte sie im Geiste und bemühte sich dabei um einen ruhigen Ton. Wie weit entfernt bist du?
Was ist mit dir, Geliebte?
In seiner Stimme lag ein so großes Selbstvertrauen, dass sich auch Solange ein wenig beruhigte. Diesmal war sie nicht allein. Diese Männer würden sie nicht lebend kriegen, das hatte sie sich vor langer Zeit geschworen. Solang wusste, dass Dominic kommen würde; sie musste die Jaguarmänner nur noch eine Weile hinhalten.
Brodrick und zwei seiner Männer sind hier. Sag mir ungefähr, wie lange du brauchst. Ich kann sie so lange ablenken . Solange hielt immer noch die Armbrust in der Hand. Sie hatte sie nicht fallen lassen. Und sie hatte auch noch das Messer.
Solange spürte Dominics Zögern. Ich muss Akos vernichten. Kommst du zurecht, bis ich bei dir bin? Sag mir die Wahrheit!
Ihre Finger schlossen sich noch fester um die Armbrust, dann hob sie sie hoch und schoss. Der Pfeil zischte in die Höhe, durch die Luft und zwischen die Blätter und Äste, um sich geradewegs in eines der glühenden Katzenaugen zu bohren. Beim Aufprall entzündete er sich und brannte sich durch den Jaguarschädel. Solange hörte etwas Schweres auf dem Boden aufschlagen und rollte sich schnell auf die kleine Böschung zu, die ihr eine gewisse Deckung geben würde.
Ich habe alles unter Kontrolle.
Sie bekam Laub und Ameisen in den Mund, als sie den kleinen Abhang hinunterrutschte und durch den Matsch schlitterte, und landete in einem winzigen Bach, der in einen größeren Fluss einmündete. Schnell kroch sie in das Gewirr der Wurzeln einer der höheren Bäume am Ufer. Die Wurzeln boten ihr ein wenig Schutz. Von hinten konnten die Jaguare nicht an sie herankommen, und sie war bewaffnet und bereit für sie. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich etwas einfallen lassen würden, doch sie musste ja auch nur ein bisschen Zeit gewinnen. Sie rechneten bestimmt damit, dass sie sich verwandeln und die Flucht ergreifen würde, aber Solange dachte nicht einmal daran, nach ihren Spielregeln zu spielen.
Akos ist direkt vor mir, und ich versuche, von hinten an ihn heranzukommen.
Sei vorsichtig. Sein Adler könnte bei ihm sein , warnte Solange. Sie konnte Flüche hören. Einer der Jaguarmänner hatte sich verwandelt, wahrscheinlich, um seinen Kameraden zu untersuchen. Aber der war tot. Er konnte diesen Schuss nicht überlebt haben. Achte auf den Himmel über dir!
Wie zur Antwort begann ein spektakuläres Schauspiel über ihr. Blitze zuckten auf, und die dunklen Wolken färbten sich purpurrot, als wären sie mit Feuer aufgeladen. Solange wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht – dann knackte ein Zweig, und ihr ganzer Körper versteifte sich.
»Kluges Mädchen.«
Solanges Mut sank. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass einer der Jaguarmänner Brodrick sein musste, und biss die Zähne zusammen, damit sie nicht zu klappern anfingen. Und plötzlich frischte der Wind auf – völlig unerwartet und unerklärlicherweise heulte er durch die Bäume und brachte die Stimmen all der Frauen mit, die dieser Mann ermordet hatte und die Solange nun anflehten, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Das Geräusch des stetig fallenden Regens war eine traurige Untermalung des stöhnenden und heulenden Windes.
»Hörst du sie?«, fragte sie mit erstaunlich fester Stimme. Sie musste ihn am Reden halten. Mit ein bisschen Glück konnte sie ihn vielleicht sogar in ihre Schusslinie locken.
»Wen?«, wollte Brodrick wissen.
»Die Toten.« Das Heulen wurde immer schriller. »Sie rufen dich.« Sie sprach absichtlich leise, in der Hoffnung, ihn so vielleicht näher zu sich heranlocken zu können. Und wo war der andere Jaguarmann?
»Du bist es, die sie rufen«, berichtigte Brodrick sie knurrend. »Komm da raus und wirf die Waffe weg!«
»Ich mag zwar dein Blut in meinen Adern haben, aber die Intelligenz habe ich zum Glück von meiner Mutter. Wenn du mich willst, dann komm und hol mich!«
Sie hörte einen weiteren Zweig knacken, diesmal links neben sich. Der andere Mann versuchte, an sie heranzukommen, während Brodrick sie ablenkte. Sie flüsterte mit ihrer Katze und vergewisserte sich,
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