Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Stimme, brachte sie vollends aus dem Gleichgewicht. Sie konnte nur hilflos zu ihm aufblicken und wünschen, sie wäre Juliette oder Jasmine. Jede andere – nur nicht sie selbst, Solange Sangria.
»Ich muss dich untersuchen, sívamet.« Mein Herz.
Ihr stockte der Atem. Sie untersuchen? Wozu? Um zu sehen, ob sie gut genug war für einen Mann wie ihn? Tausend bissige Bemerkungen schossen Solange durch den Kopf, aber sie brachte kein einziges Wort heraus. Und so schüttelte sie nur stumm den Kopf, während Tränen hinter ihren Lidern brannten. Sie würde keiner Prüfung standhalten, wenn er die perfekte Frau suchte.
Die Kleider würde sie jedenfalls ganz bestimmt nicht ausziehen. Das kam nicht infrage! Für einen schrecklichen Moment sah Solange sich nackt vor Dominic stehen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und seinen Blicken ausgeliefert. Sie hatte viel zu pralle Oberschenkel, und an ihre Hüften oder ihren Po wollte sie gar nicht erst denken. Okay, ihre Brüste waren hübsch, und sie hatte eine schmale Taille, aber überall waren ausgeprägte Muskelstränge, und sie war auch viel zu schwer …
Panik erfasste Solange. Doch Dominics Hände waren so sanft an ihrer Haut, dass sie die Augen schloss und ein Aufschluchzen unterdrückte. Sie würde nicht wie ein Feigling vor ihm davonlaufen. Sie war von königlichem Blut, auch wenn Juliette sie oft einen »königlichen Schmerz im Nacken« nannte – womit sie nicht ganz unrecht hatte. Wie verhielten sich andere Frauen in so einer Situation?
Dominics Finger glitten an ihren Armen hinunter und verweilten. Ihr Herz klopfte noch schneller. Behutsam drehte er sie um und senkte den Kopf auf den Biss an ihrer Schulter, der noch immer blutete. Dominic atmete tief ein und prägte sich den Geruch genau ein, um überall denjenigen zu erkennen, der sie angegriffen hatte. »Halt still, kessake! «
Ha! Sie hätte sich nicht bewegen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Solange fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes wildes Tier, das keinen Ausweg sah. Dominics Zunge strich über die Bisswunde, um sie mit heilendem Speichel zu bedecken. Das Gefühl ließ Solange den Atem stocken – und erst recht, als er ihr Hemd zur Seite schob und den Wunden auf ihrem Rücken folgte.
Natürlich hatte er sie nicht »untersuchen« wollen, um zu sehen, wie sie aussah. Solange errötete vor Verlegenheit bei der Erkenntnis und hoffte, dass er ihre lächerlichen Gedanken nicht gelesen hatte. Es schockierte sie, dass er sich die Zeit nahm, sich um ihre verhältnismäßig geringen Verletzungen zu kümmern, obwohl er selbst viel schwerer verletzt war. Er nahm ihrem Schmerz sogar die Schärfe. Solange hatte noch nie eine wirklich sinnliche Erfahrung gemacht, aber das Gefühl seiner Finger und seines Mundes auf ihrer Haut ließ ihren Körper kribbeln und pochen.
»Du brauchst Blut.«
Zacarias! Die Stimme schreckte sie auf, und Solange fuhr von Dominic zurück und zog sich schnell das Hemd herunter. Wie hatte sie Zacarias vergessen können? Fast hätte sie … Na schön, sie hatte sich erotischen Gedanken hingegeben und vergessen, dass sie nicht allein waren. Was war nur mit ihr los? Sie konnte die hässliche Röte spüren, die ihr ins Gesicht stieg. Solange blinzelte ein paar Mal schnell, um den Zauber zu brechen, mit dem Dominic sie vielleicht belegt hatte.
Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, dass Dominics hochgewachsene Gestalt Zacarias den Blick auf sie verstellte. Aus irgendeinem idiotischen Grund verursachte die Tatsache, dass Dominic sie in einem schwachen Moment vor neugierigen Blicken geschützt hatte, in ihr ein warmes, tröstliches Gefühl.
»Wie du«, antwortete Dominic dem anderen Karpatianer. Erst jetzt drehte er sich um, hielt Solange aber mit einem Arm umschlungen und dicht an seiner Seite.
Beide Männer sahen sie an. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Solange hatte gesehen, wie Juliette Riordan Blut gegeben hatte. Zacarias war schwer verletzt, und er gehörte zu ihrer Familie. Daher stand er auch unter ihrem Schutz. Aber das … nein. Solange hätte sich nie träumen lassen, dass sie einmal einem Mann sogar ihr Blut geben müsste.
»Das ist unsere Lebensweise, kessake .« Dominics Stimme war eine leise, zärtliche Liebkosung, die tief in ihr etwas zum Klingen brachte und sich verführerisch in ihren Geist einschlich.
Ein Zittern durchlief Solange, und sie biss sich auf die Lippen, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Dominic die Freude zu machen, und dem
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