Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
sie, als sie Riordan begegnete, doch heute kann ich sehen, dass er sie glücklich macht. Ich bin froh, dass sie ihn hat. Er wird sich gut um beide kümmern.«
Dominics Augen verdunkelten sich. »Du willst Brodrick töten«, stellte er fest, und in seiner Stimme lag keinerlei Bewertung oder gar Kritik. Es war eine Tatsache für ihn, mehr nicht.
»Ja.« Mehr gab es nicht dazu zu sagen. Solange hatte keine Wahl. Brodrick würde niemals aufhören. Ohne ihn würden die anderen Männer sich zerstreuen. Sie waren keine guten Männer, und sie würden zweifellos Probleme verursachen, doch ohne Führung würden sie zumindest lenkbar sein. Und wenn sie den Regenwald verließen, würde der Arm des Gesetzes sie irgendwann zu fassen bekommen.
Dominic reichte ihr ein Glas Wasser. »Bitte sehr.«
Sie wusste nicht, woher er es hatte, aber sie nahm es widerspruchslos an und trank. Dominic öffnete den Boden.
»Ich brauche die Erde, um meine Wunden vollständig zu heilen«, sagte er. »Ich habe überall um deine Höhle Schutzzauber angebracht, sodass nichts uns stören wird, während wir schlafen.«
Solange blickte in das tiefe Loch hinab. Es reichte gute zehn Fuß in den Boden. Ihre Katze könnte vielleicht herausspringen, wenn nötig, doch in der Erde schlafen? Sie wollte Dominic nahe sein, aber …
Er lächelte sie an, mit diesem langsamen, sexy Lächeln, das ihr Innerstes zerfließen ließ und sie ganz weich und nachgiebig machte. Wie schaffte er das nur?
»Du musst mir vertrauen.«
Vertrauen . Er war ein angesehener Krieger. Er hatte tausend Jahre ehrenhaft gelebt. Sein Wort war seine Ehre. Wenn er sagte, sie gehöre ihm, dass sie für ihn schön sei und die Frau, die er wollte, müsste sie das eigentlich ohne all die Selbstzweifel akzeptieren können. Und vor allem müsste sie ihm vertrauen.
»Ich glaube, Vertrauen ist eine Gabe«, sagte sie mit leiser Stimme. »Eine wundervolle Gabe, die viele Frauen von Natur aus haben. Ich wünsche sie mir auch, Dominic. Mehr als alles andere wünsche ich mir diese Gabe, aber …« Sie brach ab. War sie überhaupt noch fähig, zu vertrauen?
Seine Finger legten sich um ihren Nacken. »Dein Vertrauen in mich ist groß, Solange. Du vertraust nur nicht dir selbst, der Frau in dir. Du siehst dich als zwei verschiedene Wesen. Das eine ist die Kriegerin: selbstbewusst, von unglaublicher Entschlossenheit und völlig desinteressiert daran, wie die Welt sie sieht, solange sie die Frauen ihrer Spezies vor der Brutalität der Männer retten kann. Du lebst in einer Welt der Täuschung und Gewalt, und du verstehst und akzeptierst die Regeln. Das andere Wesen ist die Frau, die mich – ihren Seelengefährten – an ihr teilhaben lässt. Du bist die andere Hälfte meiner Seele. Du bist das Licht in meiner Dunkelheit. Du kannst dich nicht selbst so sehen, weil du in Dunkelheit leben musst. Du hast sie tief in dir vergraben, die Frau, aber was du nicht verstehst, sívamet, ist, dass ich das an dir schätze. Ich möchte nicht, dass andere dich so sehen wie ich. Ich will diese Frau mit niemand anderem teilen, ob Mann oder Frau. Diese Seite von Solange gehört mir ganz allein.«
Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie jedes Wort in ihrem Herzen aufnahm und es fest umfangen hielt.
»Mach nicht den Fehler, zu glauben, die Kriegerin und die Frau seien zwei getrennte Wesen, denn das sind sie nicht. Du bist beides, das sehe ich ganz klar in dir. Ich weiß, dass ich die Kriegerin akzeptieren muss. Dieser Wesenszug ist stark in dir, und man darf ihn dir nicht nehmen. Die Ereignisse haben einen kriegerischen Geist, der schon in dir vorhanden war, geformt und in den Feuern des Leides geschärft und vervollkommnet. Um überleben zu können und die Sicherheit der Frauen, die du liebst, zu gewährleisten, der Frauen, die nur durch deinen Einsatz überlebten, musstest du das Licht in dir unterdrücken. Aber dieses Licht ist da, und ich kann es sehen. Und falls nur ich es kann, ist das das Einzige, was zählt.«
Gott stehe ihr bei, doch jedes seiner Worte rührte ihre Seele an. Er sah sie und erkannte sie. Er kannte sie besser, als sie selbst sich kannte. Und sie wollte diese Frau für ihn sein, die im Licht lebte, oder zumindest doch in ihren gemeinsamen Momenten. Dann wollte sie alles für ihn sein und ihm geben, was er wollte.
Ihnen beiden blieb nur noch so wenig Zeit; das akzeptierte sie, genau wie er. Sie waren beide ihrem eigenen Weg verpflichtet. Aber dies war ihre Zeit – ihre einzige vielleicht sogar.
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