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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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du erkennen, was das ist?«, fragte Ringmar.
    »Es … es sieht aus wie ein Weihnachtsschinken mit Zipfelmütze«, sagte Winter.
    »Ganz genau«, sagte Ringmar. »Aber es stimmt nicht. Dreh die Karte mal um.«
    Winter drehte sie um und las auf der Rückseite:
    Dreimal werden wir noch wach
    Heißa dann ist Kopfabtag.
    Drei Köpfe sind dabei!
    Der Text wirkte wie gedruckt, ausgedruckt von irgendeinem blöden Drucker irgendwo auf der Welt.
    Winter schaute auf.
    »Seit wann kümmern wir uns um Wahnsinnige, Bertil? Du weißt, dass die immer zu den großen Festen auftauchen. Je größer die Feste, umso größer der Wahnsinn.«
    »Dass es Wahnsinn ist, verstehe ich. Die Frage ist nur, um welche Art Wahnsinn es sich diesmal handelt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe das Bild länger als du angestarrt, Erik«, fuhr Ringmar fort. »Nimm dir noch ein bisschen Zeit.«
    Winter nahm sich ein bisschen Zeit.
    Ihm gefiel das Aussehen des Weihnachtsmanns nicht. Der sah fröhlich aus, aber nicht nett, kein bisschen nett sah der aus.
    Er sah aus wie ein Mörder.
    »Ich verstehe, was du meinst.« Winter blickte auf.
    »Irgendetwas ist richtig unheimlich daran«, sagte Ringmar.
    Winter studierte das Haus: ein ganz normales Einfamilienhaus, konnte überall stehen, die Frage war nur, ob das eine Rolle spielte. Die Frage war, ob all das überhaupt eine Rolle spielte.
    »Wir müssen uns wohl erst einmal entscheiden, ob wir die Sache ernst nehmen«, sagte er.
    »Und was wir machen können, wenn wir sie ernst nehmen«, sagte Ringmar.
    »Nicht viel«, sagte Winter. »Der Polizeipräsident würde über dieses Bild lachen.«
    »Genau wie der Weihnachtsmann auf dem Bild lacht.«
    »Er hat es uns geschickt. An wen war die Karte adressiert?«
    »Hast du das nicht gesehen? An dich.«
    Winter briet Hering. Er hatte die Rückenflossen an den Filets abgeschnitten, sie in französischem Senf, Eigelb und einem Spritzer Sahne mariniert, sie mit Dill aufgerollt, sie in durchgesiebtem Roggenmehl gewendet und briet sie nun in viel Butter – ein Muss in diesem Fall, kein Olivenöl, das wäre, als würde man den Weihnachtsschinken mit Knoblauch spicken. Weihnachten war die Zeit des schweren nordeuropäischen Cholesterins. Für den Rest des Jahres mochte sich kasteien, wer eine Neigung in die Richtung hatte, jene, die Martin Luthers grauen Schatten in ihrem Innern nicht loslassen konnten.
    Angela kam in die Küche.
    »Hier riecht es wunderbar«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Ich muss einen haben, auf der Stelle!«
    »Herrgott, Angela, die müssen abkühlen, ich werde sie in den Sud legen, der dort steht, das weißt du doch alles, verdirb uns jetzt nicht den ganzen Tag mit deinem deutschen Mangel an Respekt vor Traditionen.«
    »Mein deutscher Mangel an Respekt vor Traditionen?«
    »Deine Eltern stammen doch aus Leipzig?«
    »Ha, ha. Weißt du nicht, dass es die Deutschen waren, die Traditionen praktisch erfunden haben?«
    »Nicht diese.«
    »Deswegen möchte ich ja schon jetzt einen Fisch haben!«
    »Okay, okay, ich wusste, dass du dich anschleichen würdest, ich hab einen extra gebraten.«
    Etwas kam in die Küche gestürmt, zwei Etwasse, Elsa, fünf Jahre alt, Lilly, eineinhalb, stürmte kriechend heran.
    »Was macht ihr?«, fragte Elsa. »Ich will auch haben!«
    »Will!«, rief Lilly.
    »Ich muss sie erst einlegen«, sagte Winter. Er wusste, dass die Kinder eingelegten Hering liebten, nicht gerade ein Kinderessen, aber die Tradition erwies sich als stark, wenn man seinen Kindern schon im Säuglingsalter eingelegten Hering zu essen gab.
    »Ich will einen frisch gebratenen haben«, sagte Elsa. »Mama hat auch einen gekriegt.«
    Er hatte das Präsidium mit dem Gedanken an das Haus und dem Weihnachtsmann davor verlassen. Das Haus konnte wer weiß wo stehen. Trotzdem hatten sie das Bild an alle Maklerfirmen der Stadt geschickt; wenn jemand wusste, wo Häuser standen und wie sie aussahen, dann die Makler. Irgendwann hatten sie dieses Haus an jemanden verkauft. Hatten sie Glück, würden diese Leute noch einen weiteren Tag an ihrem Arbeitsplatz ausharren. Dann machte alles dicht, absolut alles im Land wurde geschlossen, außer vielleicht die Notaufnahme des Sahlgrenschen Universitätskrankenhauses und das Untersuchungsgefängnis im Winterschen Universitätspräsidium.
    Wenn es überhaupt eine Rolle spielte, um welches Haus es sich handelte. Er hatte das Gefühl, dass es nur als Illustration diente, genau wie der Schinken ein Symbol für etwas anderes war,

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