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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Winter.
    Der männliche Kollege nickte. Er verstand. Beide verstanden es.
    »Würden Sie die Musik bitte etwas leiser stellen«, sagte sie. »Die Nachbarn haben sich beschwert.«
    »Ja, ja«, sagte er und griff nach der Türklinke, sie entglitt ihm, aber er richtete sich sofort wieder auf, ist doch klar.
    »Hoppla, geht’s?«, sagte der Kollege.
    »Es ist spät«, sagte Winter, sagte »’nacht« und schloss die Tür.

33
    Um halb acht stand er auf. Draußen schien die Sonne, er spürte ein Reißen im Kopf, als er auf den Balkon trat, um Luft zu schnappen. Er zog den Morgenmantel fester um sich. Auf den Hausdächern glitzerte das Kupfer. Die Berge in weiter Entfernung waren schwach grün. An einem anderen Tag wäre das hübsch gewesen, sogar lebensbejahend, erhebend.
    Nie mehr.
    Glenfarclas war ein Getränk für Gentlemen. Etwas, an dem man mehr schnuppern sollte als davon trinken.
    Er war ein Gentleman.
    Besonders vor seinen Kollegen.
    Nie mehr.
    Mildernde Umstände? Ja und nein.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und ließ die Balkontür offen. Die Musikanlage glomm bösartig grün. Er schaltete sie aus, ging in die Küche, bereitete einen starken Latte, setzte sich an den Tisch, fuhr den Laptop hoch, den er offenbar in der Nacht hatte stehen lassen, ließ den Kaffee seinen Körper reinigen, eine Illusion, er fühlte sich jedenfalls besser, die Angst stieg zur Decke, er öffnete das Küchenfenster und ließ sie über den Hof entschweben, hinauf über die Kupferdächer.
    Eine Stunde lang las er Ausdrucke von Vernehmungsprotokollen, unterstrich, machte sich Notizen in einem schwarzen Notizbuch.
    Dann bestellte er einen Wagen. Keinen Dienstwagen, es war vermutlich Scham, die ihn ein Taxi rufen ließ, er konnte es sich leisten, ein niedriges Strafmaß. Es sollte das letzte Mal sein, dass er gezwungen war, sich fahren zu lassen. In einem der vier Jacketts, die im Flur hingen, fand er noch einige Pastillen. Er kontrollierte, ob die Sonnenbrille in der Innentasche steckte.
    Um zehn Uhr rief Jens Likander Gerda Hoffner an. Sie stellte gerade die Zeugenaussagen von Robins Nachbarn in Frölunda zusammen. Das Material war mager. Sie sah ein Bild vor ihrem inneren Auge: drei Figuren, die eine hielt sich die Ohren, die andere die Augen und die dritte den Mund zu.
    »Ich muss Sie treffen«, sagte er.
    »Ich bitte Sie!«
    »Es ist nicht das, was Sie denken. Es geht um Sandra.«
    »Was möchten Sie erzählen?«
    »Können wir uns treffen?«
    »Haben Sie wirklich etwas zu erzählen?«
    »Ich glaube ja. Ich habe an sie gedacht.«
    »Wir können es am Telefon besprechen.«
    »Ja …«
    Vielleicht war das ein Fehler. Möglicherweise gab es etwas, das wert war, angehört zu werden. Es war sicher nicht falsch, sich mit ihm zu verabreden. Womöglich wollte sie ihn treffen.
    »Okay, dann treffen wir uns«, sagte sie. »Denken Sie an einen besonderen Ort?«
    Winter stand am Fenster des Kinderzimmers. Er hörte Kindergeschrei, er hörte Schritte. Der Kater schärfte seine Sinne. Der Tinnitusnerv zischte in seinem Hinterkopf schräg hinter dem rechten Ohr, aber im Augenblick war es nicht unangenehm.
    Im Kopf hörte er noch mehr Schreie und Stimmen, zwei erwachsene Stimmen. Und mehr Schritte.
    Auf der Straße näherte sich Robert Krol, er blieb vor dem Haus stehen, Winter wusste, dass er stehen bleiben würde. Krol zuckte zusammen, als er ihn am Fenster entdeckte. Das Licht war ausgezeichnet, auch das wusste Winter.
    Krol hob grüßend die Hand.
    Winter hob seine Hand.
    Krol entfernte sich.
    Winter trat hinaus auf die Treppe.
    » Warten Sie «, rief er.
    Krol drehte sich um, kam zurück, ging aber vorbei.
    Winter holte ihn auf dem Spielplatz ein.
    »Warum sind Sie nicht stehen geblieben? Sie haben mich doch gehört.«
    Jetzt blieb Krol stehen.
    »Wollen Sie mein Leben etwa total steuern?«, sagte er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie riechen nach Alkohol.«
    »Die Pastillen sind mir ausgegangen.«
    »Ist das eine Antwort?«, sagte Krol.
    »Sie wollten doch mit Ihren Spaziergängen aufhören«, sagte Winter.
    »Sind Sie jetzt in das Haus eingezogen?«
    »Sie wirken aggressiv.«
    »Ich hab das alles so satt.«
    »Was haben Sie satt?«
    Krol antwortete nicht.
    »Was haben Sie satt?«, wiederholte Winter.
    »Dass es offenbar überhaupt kein Ende nimmt. Dass es nie aufgeklärt wird, all das.«
    »Sie können dabei helfen.«
    Krol trat einen Schritt zurück, als ob er Winter dann besser in die Augen sehen könnte. Nach zehn Sekunden schweifte sein

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