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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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anderen Flussufer sah im Sonnenlicht aus wie ein Skorpion.
    »Das ist kein Flamenco«, sagte Winter.
    »Was ist es dann?«
    »Jazz, Ulf Wakenius. Er stammt von hier, genau wie Lars Jansson.«
    Sie fuhren über die Säröumgehung in Richtung Süden. Die Sonne warf Schatten wie im Sommer. Die Reflexe vom Eis auf dem Meer rechts von ihnen könnten ungeschützte Augen schädigen, die Strahlen brachen sich in den Gläsern seiner Sonnenbrille. Während der Autofahrt war das Brausen in seinem Kopf wieder angeschwollen. Gestern Abend war es eine Weile ruhiger gewesen. Das Einzige, was half, war Alkohol, nicht zu viel und nur Glenfarclas oder Springbank. Als er den Kopf nach rechts drehte, folgte ihm ein tst-tst-tst in der Bewegung, wie eine verspätete Reaktion des Gehirns, gleichzeitig blitzartig wie ein Reptil, eine vorschnellende Schlangenzunge, tst-tst-tst, so war das, seit die Nerven in seinem Kopf gerissen waren. Es half nichts, den Kopf langsam zu bewegen. Mit der Zeit würden die Nerven von selber heilen, aber erst in der nächsten Inkarnation.
    Robert Krol stand bei ihrer Ankunft bereits vor dem Haus. Mehrere Absperrbänder hingen bis auf die Erde, als ob die Voruntersuchungen schon beendet wären oder für immer unbeendet bleiben würden.
    »Hier sieht es ja aus, als würde sich überhaupt niemand mehr kümmern«, sagte Winter.
    »Ich geh mal nachschauen, ob die Jungs von der Securitas noch Bänder im Auto haben, womöglich haben wir ihnen bei der letzten Lieferung zu wenig gegeben«, sagte Ringmar und ging zu dem Wagen der Wachmänner. Er war leer. Vielleicht waren sie auf der Insel und suchten.
    Das Haus lag unter einem wolkenfreien Himmel im Schatten. Es war das einzige Haus, das im Schatten lag, und das würde sich nicht ändern. Selbst wenn man es abrisse, würde die Erde für immer schwarz bleiben.
    »Die Leute in der Siedlung sind außer sich.« Krol betrachtete das Haus.
    »Das kann ich verstehen«, sagte Winter.
    »Sie haben Angst, er könnte zurückkommen.«
    »Haben Sie auch Angst?«
    »Nein, ich nicht. Aber Frauen und Kinder zum Beispiel, und natürlich die Väter.«
    »Warum haben Sie keine Angst?«
    »Ich glaube nicht, dass der Kerl wiederkommt.«
    »Warum kommt er nicht wieder?«
    Krol antwortete nicht sofort. Er betrachtete erneut das Haus, als gäbe es etwas an der Fassade, das nur er sehen konnte.
    »Es ist vorbei«, sagte er nach einer Weile. Sein Blick kehrte zu Winter zurück. »Es ist nur einmal passiert, nur das eine Mal.«
    »Was waren Sie früher von Beruf?«, fragte Winter.
    Krol schien nicht erstaunt zu sein über die Frage.
    »Seemaschinist, chief «, sagte er. »Aber ich bin seit fast drei Jahren pensioniert.«
    »Und Sie haben sich entschieden, nah am Wasser zu wohnen.«
    »Ja, was denken Sie denn?«
    »Ich verstehe, ohne Wasser hält man es nicht aus.«
    »Wer kann das?«
    »Tja, wer.«
    »Wollen Sie mich nicht fragen, warum ich glaube, dass es jetzt vorbei ist?«, sagte Krol.
    »Erzählen Sie.«
    »Sie … die beiden hatten ein merkwürdiges Verhältnis«, sagte Krol und schaute wieder zum Haus. Es lag unverändert im Schatten. Das muss mit dem Berg dahinter zusammenhängen, dachte Winter, eine optische Täuschung. »Unter der Woche war sie immer allein mit den Kindern, und manchmal kam er nicht einmal zum Wochenende nach Hause. Jovan, ich spreche vom Ehemann.«
    »Woher wissen Sie, wann er zu Hause war und wann nicht?«
    »Ich bin von Natur aus nicht neugierig, aber es ist doch verständlich, dass es einem auffällt, wenn ein Familienvater seine Familie das ganze Wochenende allein lässt.«
    »Inwiefern war das Verhältnis der Eheleute merkwürdig?«
    Krol antwortete nicht. Immer noch betrachtete er das Haus.
    Winter wiederholte seine Frage.
    »Ihr Verhältnis.« Krol richtete seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt hinter dem Haus.
    »Ja?«
    »Er war so verdammt häufig abwesend«, sagte Krol, »und die Kinder waren noch so klein.«
    »Das ist aber doch nicht ungewöhnlich«, sagte Winter. »Sie waren Seemann. Sie waren auch lange abwesend.«
    »Schiffsoffizier.«
    »Sie waren viel weg.«
    »Wir haben keine Kinder«, sagte Krol. »Haben keine bekommen.«
    Er machte einen Schritt auf das Haus zu, oder hatte er nur seine Füße bewegt? Es war kalt, die Sonne wärmte nicht. Sie hielt sich am anderen Ende der Welt auf.
    »Ich habe Kinder so gern«, sagte Krol und brach in Tränen aus.
    Vielleicht fühlte sich der Welpe jetzt zu Hause, er hatte sie gefragt, ob sie glaubte, dass der

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