Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
erwischt?«
»Nein.«
»Schade.«
»Waren Sie das?«
»Nein, ich fahre nachts nicht Auto.«
»Wer hat gesagt, dass es Nacht war?«
»Sie, gerade eben.«
»Nein.«
»Okay, dann habe ich wohl vermutet, dass es Nacht war. Autojagden finden ja meistens nachts statt. Dann ist es am sichersten. Und ich habe kein Auto.«
»Sie haben Sandras Auto behalten.«
»Das gehört mir nicht. Ich fahre es nicht.« Mars drehte sich zu Winter um. »Hören Sie mal, Sie Schwein, Sie sind auf dem Holzweg, wenn Sie glauben, ich überwache Sie nachts.«
»Hören Sie auf, mich Schwein zu nennen.«
»Ich habe nichts zu verlieren.«
»Worüber haben Sie sich unterhalten, wenn Sie sich trafen?«, fragte Hoffner.
Pia schwieg eine Weile, ehe sie antwortete. »Daran … kann ich mich nicht erinnern. Über die Kinder, nehme ich an. Ja … über so etwas haben wir geredet.«
»Über Ihre Ehen?«
»Ja, natürlich, das auch.«
»War Sandra glücklich in ihrer Ehe?«
»Ja …«
»Sie scheinen zu zögern.«
»Sandra fühlte sich oft allein.«
»Verständlich.«
»Ihr Mann war fast nie zu Hause.«
»Jovan?«
»Ja, Jovan.«
»Haben Sie mit ihm verkehrt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Haben Sie ihn getroffen?«
»Ja … einige Male beim Kurs natürlich, aber wir hatten sonst nichts gemeinsam, nichts Familiäres, nichts in der Art.«
»Haben Sie sich gegenseitig nach Hause eingeladen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht.«
Hoffner sah den Wind in den Bäumen vorm Berg. Es waren keine großen Bäume. Sie schienen gesetzt worden zu sein, als die Häuser gebaut wurden.
»Hat Sandra einmal davon gesprochen, dass sie einen anderen kennengelernt hat?«
»Einen anderen?«
»Einen anderen Mann.«
»Meinen Sie, ob sie ein Verhältnis hatte?«
»Ja.«
»Hatte sie das?«
»Ich frage Sie«, sagte Hoffner.
»Woher soll ich das wissen?«
»Sandra könnte Ihnen davon erzählt haben.«
»Sie hat nichts dergleichen gesagt. Ich glaube nicht, dass es stimmt. Wie kommen Sie darauf?«
»Wir … überprüfen alle Möglichkeiten.«
»Das ist der falsche Weg«, sagte Pia Meldén.
»Wir sind oft auf dem falschen Weg. Deswegen stellen wir so viele Fragen.«
»Herr im Himmel«, sagte Meldén.
»Hatte Sandra noch eine andere Lieblingsstelle in Göteborg?«, fragte Hoffner.
»Zu der wir gingen, meinen Sie?«
»Ich meine es ganz allgemein.«
»Der Bootsplatz von Tångudden«, sagte Meldén. »In Richtung Långedrag.«
»Ja?«
»Ihr Vater hatte ein Boot, als Sandra noch klein war. Als Kind ist sie oft dort gewesen, hat sie mir einmal erzählt. Dorthin ist sie manchmal gefahren.«
»Haben Sie sie einmal begleitet?«
»Nein.«
»Ist sie allein gefahren?«
»Ich nehme es an.«
Winter ließ Mars vor dem Haus auf der Fullriggaregatan aussteigen. Vor der Tür stand ein Kinderwagen.
»Ich glaube, sie hat mich vermisst«, sagte Mars.
»Gut«, sagte Winter.
»Ist das wirklich gut?«
In Kungssten klingelte sein Handy. Er befand sich genau an derselben Stelle wie beim letzten Mal, als sie ihn unterwegs angerufen hatte, ganz genau an derselben Stelle.
»Es sieht nicht gut aus«, sagte Angela.
»Was ist passiert?«
»Die Atmung … sie hat sich innerhalb kurzer Zeit verschlechtert. Wir wurden auf eine Pflegeabteilung geschickt, aber das ist keine gute Idee. Wir waren nicht viele Stunden dort. Sie tun nichts, nicht für Siv.«
»Für eine Sterbende tun sie nichts, meinst du?«
»Sie ist jetzt im Hospiz in Puerto. Von dort rufe ich an.«
»In Puerto gibt es ein Hospiz?« Er dachte an den Bootshafen in Puerto Banús, die Jachten und die Segelboote, die Kaufhäuser, Restaurants, Bars, Touristen, das Geld, all das, was vom Lebensende weit entfernt war.
»Ich kenne den Besitzer«, sagte sie. »Hier hat sie es gut.«
»Das glaube ich, aber Siv gehört in ein Krankenhaus.«
»Diesmal nicht, Erik.«
»Diesmal nicht? Du meinst, es wird kein andermal geben?«
»Willst du mich zu einer Antwort zwingen?«
»Nein, nein, entschuldige. Wie viel Zeit bleibt ihr noch?«
»Darauf kann ich nicht antworten. Es scheint schnell zu gehen.«
Was zum Teufel war heute für ein Tag? Mittwoch, es war Mittwoch. Er konnte nicht warten, bis Norwegians Flieger am Samstag abhob, das war ausgeschlossen. Verdammt, wie spät war es? Es war ein Tag, der kein Ende nehmen würde, der längste Tag der Weltgeschichte.
»Kann sie heute noch sterben?«, fragte er.
»Darauf kann ich auch nicht antworten.«
»Das genügt. Ist sie
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