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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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mehr darüber nach, dass wir es in diesem Fall nicht nur mit einem ›er‹ zu tun haben.«
    »Also noch weitere Personen, die darin verwickelt sind. Größere Schuld.«
    »Größerer Hass«, sagte Winter. An dem verdammten Bild war etwas, an das er nicht herankam. Da war etwas, das ihn anschrie, laut schrie, eine Botschaft herausschrie, es war derselbe Schrei, den er in einigen Teilen des Hauses am Ende der Welt hörte.
    Jemand klopfte an die Glasscheibe zu Ringmars Zimmer, und sie schauten auf.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass ihr hier seid«, sagte Gerda Hoffner.
    »Nicht mehr lange«, sagte Ringmar.
    »Ich habe mit einer Freundin von Sandra Mars gesprochen«, sagte Hoffner.
    »Einer von den beiden Freundinnen«, sagte Ringmar.
    »Sie hat einen Ort erwähnt, zu dem Sandra gern gegangen ist, schon als Kind.«
    Winter sah wieder auf das Bild; einen Ort, zu dem Sandra gern ging. »Wohin?«, fragte er, ohne den Blick vom Foto zu nehmen. Er wusste, dass er es wusste, dass er es gewusst hatte, bevor sie es aussprach. Sie sagte »Tånguddens Bootshafen«, und er wusste es. Er blickte aus dem Fenster. Jetzt war es dunkel, aber das spielte keine Rolle, er musste zum Bootsplatz. Er schaute auf die Uhr und sah, dass er keine Zeit mehr hatte, vorher nach Hause zu fahren, aber vielleicht würde er es rechtzeitig zum Flugplatz schaffen, Zahnpasta gab es auch in Spanien, und Brandy gegen Schuldgefühle und Trauer auch.
    »Ruf ihren Vater an und bring ihn mit zum Bootsplatz«, sagte er. »Ich fahr jetzt los. Kommst du mit, Bertil?«
    Das Thai-Lokal bei Tångudden hatte schon früh geschlossen, an diesem Abend kein tom yam gong mehr. Winter sah die Frauen in dem Lokal nach der Schufterei des Tages aufräumen, verwischte Gesichter, schwarze Haare, die schmutzigen Fensterscheiben waren transparent wie Plastikvorhänge, Transparenz, ein Wort, das bald out sein würde, zur Hölle mit der Transparenz.
    Die Lichter der Häfen am anderen Ufer glühten bösartig über dem Fluss, eine Gasflamme loderte vor dem schwarzen Himmel, Eisen schlug gegen Eisen, das lärmende Stöhnen und Ächzen des Heizwerkes trieb die Bewohner im Neubaugebiet am Tånguddsbacken in den Wahnsinn.
    Winter und Ringmar gingen zwischen den an Land aufgebockten Booten umher, das Licht reichte aus, dass sie nicht stolperten oder irgendwo anstießen, über ihnen hing der Mond, der Himmel war klar und es war nicht besonders kalt.
    Es gab nicht viele Bäume.
    Einer von ihnen stand zehn Meter entfernt vor einer Reihe Bootsschuppen.
    Winter stellte sich unter den Baum und schaute zu den Schuppen. Es war zu dunkel, um Farben zu erkennen, morgen würden die Farben wieder hervorgekrochen kommen. Die Perspektive konnte stimmen. Nur das Tageslicht fehlte.
    Er hörte Stimmen hinter sich und drehte sich um. Gerda Hoffner näherte sich mit Sandras Vater, Egil Torner. Winter kannte ihn noch nicht, nur Bertil hatte ihn kürzlich getroffen, als Winter in Spanien war. Torner hatte unter Schock gestanden, nur sehr wenig gesagt, hatte es vielleicht noch nicht begriffen.
    Er sah aus, als hätte er keine Zeit gehabt, sich für einen Aufenthalt im Freien anzuziehen. Sein Hemd war am Hals offen, aber das schien ihm nichts auszumachen, im Augenblick schien ihm gar nichts auszumachen. Er mochte in Bertils Alter sein, früher einmal ein junger Vater, dachte Winter, nicht wie ich mit Kindern, die noch nicht einmal in die Schule gehen, obwohl ich schon fünfzig bin. Er hat eine erwachsene Tochter und Enkel, hat sie gehabt, es hatte nur Sandra, Erik und Anna gegeben; dieser Blick ist eindeutig, der Mann trauert. Er hat eine Glatze, ihm muss kalt am Kopf sein, ich trage eine Mütze, wenn es nur ein wenig kälter ist, obwohl ich noch Haare habe. Er ist männlicher als ich.
    »Um was geht es?«, fragte Torner.
    Winter stellte sich vor. »Hat meine Kollegin es Ihnen nicht erzählt?«
    »Nicht mehr, als dass Sandra hier gewesen sein könnte«, sagte Torner. »Und warum nicht?« Er zeigte zu den Schuppen. »Einer davon gehört mir.«
    Er sah Ringmar an.
    »Ich habe kein Boot mehr, aber den Schuppen habe ich behalten.«
    »Können wir hingehen?«, sagte Winter.
    Torner nickte. »Ich habe die Schlüssel mitgebracht, hab mir schon gedacht, dass …« Er brach ab.
    Sie standen vor der Tür. Winter drehte sich um, zu dem Baum. Bis dorthin waren es ungefähr fünfzehn Meter. Die Perspektive stimmte immer noch. Der Schuppen war rot und weiß, dahinter der Fluss, am Tag war er blau.
    Torner schloss auf und

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