Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Winter sah, dass die anderen beiden es wohl auch verstanden hatten. Peggy sagte ein paar Worte in ihrer Muttersprache. Sie wurden blass, Winter sah es in der fetthaltigen Luft, in dem gelben Licht. »Oh!«
    »Wir suchen den, der das getan hat«, sagte Winter.
    »War er … das? War er hier?«
    »Sie verstehen?«, sagte Winter. »Es wäre gut, wenn Lan sich erinnerte. Wenn Sie sich alle drei erinnerten.«
    »Es ist Zeit aufzubrechen, Erik«, sagte Ringmar. »Ich mache hier weiter. Wir übernehmen. Ich fahr dich zum Flughafen.«
    Sie waren allein auf der Autobahn. Er dachte an Sandras Lächeln. Es war ein großes, schönes und echtes Lächeln gewesen.
    »Warum lächelt sie, Bertil?«
    »Das macht mir auch Sorgen.«

25
    Er saß in Amsterdam bei einem Bier über seinen Notizen, während die Menschen auf dem Weg zu Orten auf der ganzen Welt an ihm vorbeizogen. Er schrieb Namen und Lebensläufe auf: Jovan Mars. Christian Runstig. Robert Krol. Mattias Hägg. Bert Robertsson. Der, der am meisten auffiel, war Robert Krol. Er wohnte ja in dem Viertel, dort bewegte er sich und nirgendwo anders, das war vollkommen selbstverständlich und natürlich, das durfte man keinesfalls vergessen. Die guten Frauen in dem Thai-Lokal würden Fotos von Männern studieren, die diese Namen trugen, hoffentlich würde es schon am Vormittag passieren, sie würden es dann wissen, aber wir werden nada wissen, er nahm einen Schluck Bier, nur ein Glas, niente y niente , nada y nada , das ist Pessimismus, der Fall wird aufgewärmt, un poco más caliente , un poco menos frío , wir sind auf dem Weg in die Wärme, wir sind auf dem Weg in die Hitze, er wartet auf dem Parkplatz am Frölunda torg, er wartet überall, ja, ich habe die Fotografie bekommen, es war einer deiner Fehler, Gefühle haben in diesem Fall nichts zu suchen, wer in dieser Branche Sentimentalität zeigt, ist verloren, er fühlte, wie sich seine Nackenmuskeln anspannten, er fühlte sich angespannt, sah vom Bildschirm auf, bemerkte ein Paar mittleren Alters, das ihn auf eine Weise betrachtete, wie man jemanden betrachtet, der vielleicht nicht ganz normal ist, er nickte freundlich, aber das schien die Sache nur noch zu verschlimmern, er sah wieder auf seinen Laptop, auf die Namen, die sie aus der Unterwelt ausgegraben hatten.
    Die Lichter in Malaga deckten einen großen Teil der Dunkelheit ab und setzten sich entlang der Küste nach Almería im Osten und Marbella im Westen fort, das glitzernde Licht verschwand draußen im Meer, hinauf in die Berge.
    Er saß am Fenster und sah alles von oben und dachte an nichts, eine kurze Atempause im Leben. Angela hatte angerufen, als er in Amsterdam wartete, und nun entfernte sich alles, Siv entfernte sich, war vielleicht schon auf dem Weg zu Bengt; Siv mit der Fluppe und dem Drink, dem rauen Lachen und ihrer Lebensfreude, Raucher haben größeren Appetit aufs Leben, und das kommt daher, weil sie wissen, dass sie sterben werden, während die Nichtraucher an ein ewiges Leben glauben. Ich bin einer von ihnen geworden. Heute Nacht rauche ich einen Zigarillo, es ist nur ein bisschen gefährlich.
    Angela erwartete ihn am Gate.
    »Sie ist jetzt etwas ruhiger.«
    »Ist sie bei Bewusstsein?«
    »Nein.«
    »Wird sie wieder aufwachen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich konnte ihr nichts mehr sagen.«
    »Du hast ihr vieles gesagt, Erik, hast ihr gute Sachen gesagt.«
    »Aber ich habe auch viele nicht so gute Sachen gesagt.«
    »Du bist ihr Kind. Das gehört zum Deal.«
    »Hat sie das gewusst?«
    »Alle Eltern wissen das.«
    »Ha, ha.«
    »Siv hat es gewusst«, sagte Angela.
    Das Hospiz lag in einer ruhigen Straße zwischen El Corte Inglés und dem Bootshafen. Winter hörte Musik aus einem Fenster, als sie aus dem Auto stiegen, die Stimme eines Kommentators im Fernsehen, ein Gespräch, ein Lachen, ein Hundebellen, ein Motorrad, einen Vogel, einen Ruf, eine Auseinandersetzung, wieder ein Lachen, all dies Banale, das das richtige Leben ausmacht, das in dieser Nacht vielleicht für die Frau, die ihn geboren hatte, zu Ende gehen würde.
    Sie lag in einem Zimmer mit einem hübschen Licht, das sich mit dem Licht von der freundlichen kleinen Straße vor dem Fenster mischte.
    Sie schlief einen barmherzigen Schlaf und wurde nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.
    Das Leben schreckte langsam zurück, eine barmherzige Handlung.
    »Siv«, sagte er und berührte ihre Wange, ein Gefühl, als berührte er einen Vogel. »Mutter, ich bin wieder da.«
    Er schaute Angela an.
    »Sie hat