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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sich immer tiefer in die Erde hinein.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis endlich Orme mit Crow im Schlepptau eintraf.
    »Sie haben ihn?«, fragte der Sergeant und beugte sich über den Toten.
    »Ja.« Monk hatte nicht den geringsten Zweifel.
    Crow musterte den Mann. Sein Gesicht lag zur Hälfte im Schatten, aber der Teil, auf den Licht fiel, war von Zorn und abgrundtiefer Verachtung verzerrt. »Sieht gar nicht so tot aus, was?«, sagte er leise. Dann beugte er sich mit ernster Miene über die Leiche, betastete prüfend eine Hand und hob sie an. Mit gerunzelter Stirn sah er zu Monk auf. »Sie glauben, dass er von Trümmern erschlagen wurde?«
    »Ja. Seine Beine sind zerquetscht. Er war vermutlich eingeschlossen.« Während er das sagte, beschlich Monk fast so etwas wie Beschämung. »Eigentlich sollte mir jeder leid tun, der auf solche Weise in der Tiefe gefangen ist, aber das Einzige, was ich bei diesem Kerl empfinde, ist Wut, weil er uns jetzt nicht mehr verraten kann, wer ihn bezahlt hat. Ich hätte ihn noch mit zermalmten Beinen und gebrochenem Rücken vor Gericht gezerrt.«
    »Scuff wird es schaffen, oder?«, fragte Orme leise, nicht an Monk, sondern an Crow gerichtet.
    »Ja, damit rechne ich«, bestätigte Crow und wandte sich wieder an Monk. »Aber sehen Sie sich nur seine Beine an!«
    »Was ist damit? Sie sind beide zersplittert.«
    »Sehen Sie irgendwo Blut?«
    »Nein. Wurde wahrscheinlich weggewaschen, als wir ihn durchs Wasser geschleift haben. Wir konnten ihn nicht tragen; er ist schwerer, als man meinen sollte.«
    Crow betrachtete wieder den Toten, aufmerksamer diesmal. Orme und Monk beobachteten ihn mit wachsender Unruhe.
    »Warum ist das so wichtig?«, fragte Monk schließlich.
    Crow erhob sich unbeholfen. Seine Beine waren vom Kauern in der Hocke ganz steif geworden. »Weil er schon tot war, bevor er von dem Erdrutsch erfasst wurde«, erklärte er. »Tote bluten nicht. Der einzige Blutfleck ist an seinem Mantel, und der stammt von einem Kugeleinschlag in der Brust. Das Loch hat der Bach nicht wegwaschen können.«
    Monk überfiel ein Schauer, der nichts mit der Kälte zu tun hatte. »Sie meinen, er wurde ermordet? Er hat sich doch bestimmt nicht selbst erschossen!«
    »Durch den Rücken gewiss nicht«, erwiderte Crow. »Die Kugel ist unter dem linken Schulterblatt eingedrungen und vorn wieder ausgetreten. Wer immer ihn gedungen hat, dürfte seine letzte Rechnung beglichen haben.«
    Monk schluckte. »Sind Sie absolut sicher?«
    Crow straffte sich. »Schauen Sie sich den Dreckskerl doch an. Natürlich bin ich mir sicher! Ich bin kein Gerichtsmediziner und will es auch nie werden, aber ich weiß, was ein Einschussloch ist! Schweres Kaliber, würde ich sagen, aber fragen Sie da besser die Experten.«
    Monk richtete sich auf. »Vielen Dank. Können Sie ihn zusammen mit Sergeant Orme in die Leichenhalle bringen und dem Polizeiarzt Bescheid sagen? Ich muss sofort den Ankläger im Fall Sixsmith und Superintendent Runcorn informieren. Das Leben eines Mannes könnte davon abhängen.« Das war ein Befehl, zumindest was Orme betraf, und in Crows Fall eine Bitte.
    Orme nahm Haltung an. »Selbstverständlich«, sagte er schicksalsergeben. »Gehen wir.«
     
    Monk kehrte in die Paradise Street zurück, um Hester zu berichten, was geschehen war. Kein Bote, und hätte er die Nachricht noch so präzise und einfühlsam überbracht, hätte sie zufriedengestellt. Abgesehen davon hatte Monk das Bedürfnis, es ihr persönlich zu erzählen. Das Grauen, das er gesehen hatte, hatte ihn zutiefst erschüttert und erschöpft. So viele Menschen hatten schrecklichste Qualen gelitten, körperlich wie seelisch, und er hatte nicht helfen können. Er wusste, dass diejenigen, die sie tot geborgen hatten, in der Dunkelheit zerquetscht, begraben und erstickt worden waren, die meisten davon waren in ihren letzten Momenten allein gewesen. Sie hatten noch gespürt, wie das Leben aus ihnen wich, und niemand hatte geholfen, niemand hatte es gewusst. Von diesem Grauen konnte ihn Hester nicht erlösen – niemand konnte das -, und es würde für immer ein Teil von ihm und seiner Erinnerung sein. Doch Hester würde verstehen, und ihre blo ße Gegenwart würde helfen, die Knoten zu lösen, die sein Inneres zuschnürten.
    Und erst jetzt stellte er völlig verblüfft fest, dass er bisher weder Zeit noch Kraft dafür übrig gehabt hatte, Angst um sich selbst zu haben! Die Erleichterung darüber war ungemein wohltuend. Er war also doch kein

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