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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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»Und sie wissen Bescheid?«
    Sie nickte. Jetzt, da das Zittern allmählich nachließ, löste sie sich aus seinen Armen. »Es sieht ganz danach aus. Sie konnte es nur nicht beweisen. Oder vielleicht hatte sie sogar schon den Beweis in der Hand. Glaubst du, dass sie deswegen ermordet wurde?«
    »Möglicherweise«, antwortete er sanft. »Und das könnte auch der Grund sein, warum ihr Vater getötet wurde. Bilde dir also bloß nicht ein, sie würden auch nur einen Moment zögern, dich umzubringen, wenn sie in dir eine Bedrohung wittern! Darum...«
    Sie schnitt ihm das Wort ab. »Ich weiß. Und ich habe nicht die geringste Absicht, noch einmal dort hinunterzugehen. Das verspreche ich dir.«
    Er sah sie fest an, erkannte die Angst in ihren Augen. Sie würde Wort halten. Er brauchte ihr keine zusätzlichen Versprechen abzunehmen. »Nicht nur dein Leben steht auf dem Spiel«, sagte er mit noch sanfterer Stimme. »Viele andere Leben ebenso.«
    »Ich weiß.« Sie wirkte immer noch sehr angespannt, aber endlich spürte sie auch eine Wärme, die nicht vom Ofen kam. »Was machst du jetzt?«
    »Tee«, sagte er knapp, »und dann überlege ich, wie ich herausfinden kann, wer die Gelegenheit hatte, James Havilland zu töten. Wir werden nie beweisen können, dass Toby den Vorsatz hatte, Mary zu ermorden, und weil er mit in die Tiefe gestürzt ist, ist der Gerechtigkeit ohnehin Genüge getan.«
    »Glaubst du, dass sie sich an ihn klammerte und ihn absichtlich mit hinunterriss?«, fragte Hester.
    Monk nickte. »Ja, das halte ich für möglich.«
    »Das ist aber nicht genug, oder?«
    »Nein. Und es ergibt keinen Sinn, dass Alan Argyll bereit wäre, ein so großes Risiko einzugehen. Es ist noch irgendetwas anderes im Spiel, von dem wir nichts wissen.«
    Sie schlang die Arme um ihn und presste ihn an sich.
     
    Am nächsten Morgen erschien die Situation weit weniger klar. Wenn der junge, ehrgeizige Toby Argyll hinter all dem steckte, hatte die Justiz niemanden mehr, auf den sie zugreifen konnte. Seinen Namen jetzt noch anzuschwärzen, würde man für sinnlos und grausam erachten. Auch Alan Argyll würde alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um das zu verhindern, und Monk würde der Wasserpolizei nur einen unversöhnlichen Feind mehr bescheren. Niemand würde sich um die Rettung von James Havillands geschweige denn Marys Ruf scheren. Und natürlich würde Farnham hinter all dem keinen Sinn sehen.
    Dass er sich Farnham gegenüber zu verantworten hatte, gehörte mit zu dem Preis, den Monk für ein regelmäßiges und durchaus vernünftiges Einkommen und für die Macht, die ihm die Uniform verlieh, zu entrichten hatte. Anders als im Vorjahr brauchte er in diesem Winter zumindest keine finanziellen Engpässe zu fürchten.
    Mittel zu ersinnen, mit denen sich der engstirnige Farnham überlisten ließ, war insofern ein vernachlässigbares Übel.
    Monk musste noch sehr viel mehr über Toby und Alan Argyll in Erfahrung bringen. Freilich war es schwierig, sich über einen Toten eine Meinung zu bilden, vor allem, wenn er jung und unter tragischen Umständen gestorben war. Die Leute sprachen dann nur mit gedämpfter Stimme und wohlgesetzten Worten über ihn, als hätte der Tod all seine Schwächen ausgelöscht, ganz zu schweigen von seinen wirklichen Sünden.
    Am besten fing er mit den Menschen an, die die anderen zwei Toten, James und Mary Havilland, geliebt hatten. Diesmal wollte er die Haushälterin, Mrs. Kitching, aufsuchen. Und vielleicht befragte er noch einmal Cardman und brachte ihn dazu, sich nicht ganz so steif und diskret zu geben.
     
    Cardman begrüßte Monk höflich und mit einer gewissen Herzlichkeit, die erkennen ließ, dass er ihn für aufrichtig hielt. Andererseits hinderte ihn seine Disziplin nach wie vor daran, so weit zu gehen, dass er seine tiefe Trauer offen zeigte. Er blieb im Frühstückszimmer stehen, um Monks Fragen zu beantworten, und sein Zorn über Mary Havillands Behandlung durch die Kirche blitzte nur ein einziges Mal auf.
    Monk fühlte sich hilflos, weil er es einfach nicht schaffte, diesen in seiner Trauer isolierten Mann zu erreichen. Cardman war extrem zurückhaltend. Nun, vielleicht war das sein einziger Schutz. Wenn ja, hatte Monk nicht die geringste Absicht, ihn zu durchbrechen. Zu lebhaft hatte er seine eigene Isolation in Erinnerung, als er sich hinter seinem Stolz und seiner Furcht verschanzt hatte. Anders als Monk hatte Cardman keine Frau wie Hester gefunden, die diese Barriere niedergerissen und ihm

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