Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
Vom Netzwerk:
Bachstelze, zwei Frühjahrsbotinnen. Aus Dänemark.«
    Eva legte den Hinterkopf an die Wand.
    »Max und Edward«, flüsterte sie.
    Und fügte hinzu: »Johan und Filip. Brüder.
    Vergiss es. Schlag es dir aus dem Kopf. Schlaf, schlaf, schlaf.«
    Sie zog die Decke hoch.
    »Und mögen alle guten Träume unseren Schlaf begleiten«, flüsterte sie und lauschte dem Wind, der stärker geworden war.
    Wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man die Geräusche von Takelage und Segeln hören können.

7
    Es gibt leider Menschen, die keinen Respekt haben. Aber man hätte doch erwartet, dass zwei Lehrer wissen würden, wie sie sich im Haus Gottes zu benehmen haben.
    K.   Poulsen, Küster
     
    Der Dom lag mitten in Gormsby und war ein Bild für die Götter. Der Bus fuhr an der alten Stadtmauer entlang, und von dort aus konnte man die Kathedrale betrachten, die wie ein verkohlter Riese aus dem Boden aufragte. Der Glockenturm war umgeben von gotischen Portalen mit Reliefs und Skulpturen der alten Könige Israels und Judäas, die zu beiden Seiten der berühmten Glasmalerei standen. Hier gab es keine kahlen Stellen, sondern einen Überfluss an Engeln, Teufeln und dämonischen Affenmenschen, die ihre hässlichen Gesichter aus dem Mauerwerk streckten und Gift und Galle über die Kirchgänger spien.
    Die Stimmung im Bus war gut gewesen. Sie hatten gemütlich gefrühstückt und alle hatten beim Abräumen geholfen, als habe eine Nacht voller Ruhe ihre Pflicht getan und alten Groll getilgt. Und wie immer, wenn sie unterwegs waren, stimmte die Klasse ihre Lieder an, und als sie sich endlich geeinigt hatten, was gesungen werdensollte, fielen sie in ihre angelernten Rollen und sangen zwei- und dreistimmig herzergreifend schön   – und als ob das noch nicht genug wäre, so wurde der Choral in einen Kanon verwandelt, der mit einer Bandschleife mit Gustavs glockenreinem Tenor mitten im Refrain endete:
    »So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt. Wo du wirst geh’n und stehen, da nimm mich mit.«
    Eva lächelte Bromsen an, der immer wieder den Finger hob, der inzwischen so dick verbunden war, dass er wie eine Behinderung aussah. Das konnte die Stimmung jedoch nicht ruinieren, die war so herzlich und fröhlich, dass Eva die nächtlichen Hirngespinste verdrängte und sich sagte, die Passagiere der Pemba lägen auf dem Meeresgrund und der Kaufmann in Burgsvig solle doch zählen, so viel er wolle   – gern auf Finnisch   –, sie gehe das nichts an.
    Jetzt waren sie in der alten Domstadt mit ihrem pulsierenden Leben und die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, die Schüler johlten und in der nächsten Woche würde Eva mit Rauchen aufhören.
     
    Außerhalb der Touristensaison wurde der Dom nur wenig besucht, deswegen hatten sie ihn für sich. Eva hatte sich gut vorbereitet, und obwohl sie den Kindern die Gelegenheit geben wollte, die Kirche auf sich wirken zulassen, rief sie alle in den Rundgang und bat um einen Moment Ruhe.
    »Jetzt stehen wir also in einer berühmten Kathedrale, und das bedeutet, dass man sich ordentlich benehmen muss. Man rennt nicht herum, man brüllt nicht. Und die, die Kaugummi kauen, werfen das bitte weg. Ursprünglich wurde die Helenenkirche mit deutschem Geld erbaut. Gormsby war im Mittelalter eine wichtige Stadt und die deutschen Kaufleute wollten gern für ihre eigene Kirche hier in der Stadt sorgen. Einige von euch erinnern sich hoffentlich daran, dass wir im April die Hansestädte behandelt haben. Filip, bitte, heb das Papier wieder auf, danke. Aber nach der Reformation wurde beschlossen, Gormsby eine große gemeinsame Kirche zu geben, und die Helenenkirche erhielt 1572 den Status einer Kathedrale. Wenn wir jetzt das Kircheninnere betreten, dann achtet auf den Altar, der sehr schön ist und eine überaus berühmte Darstellung der Vertreibung aus dem Paradies aufweist. Würdest du gefälligst zuhören, Betty?«
    »Vanessa ist krank. Ich glaube, sie muss sich gleich übergeben.«
    »Klar, das ist ja auch zum Kotzen.« JB griff sich an den Bauch und schnitt eine Grimasse.
    Eva sah die bleiche Vanessa an, die sich auf Betty stützte.
    »Ist dir schlecht vom Fahren?«
    »Ihr war schon die ganze Nacht schlecht, dürfen wir uns in den Bus setzen?«
    »Ich will auch in den Bus«, rief Franz.
    Eva packte ihn.
    »Kannst du ein bisschen leiser sein?«
    »Weißt du was, Eva Bergman, ich kann Dome nicht leiden.«
    »Das kann

Weitere Kostenlose Bücher