Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
Vom Netzwerk:
sonst, Betty?«
    »Es geht schon«, Betty nahm Vanessas Hand. »Erzähl Eva von der Sache mit meinem Füller.«
    Vanessa schüttelte den Kopf.
    »Darüber möchte ich lieber nicht reden.«
    Eva schaute in die Luft und dachte sehnsüchtig an eine Zigarette und eine Tasse Kaffee. Sie dachte auch daran, dass sie mit Tineke und Vibe reden müsste, sie wollte sich nicht ewig von den beiden kritisieren lassen. Sie musste sich auch Gustav und Franz vornehmen, die dieSchraube immer fester drehten. Und zu guter Letzt war da noch Bromsen. Der Mann mit dem Finger. Der Mann, der über ihnen allen schwebte und alles hinnahm, was Franz Malbeck anstellte. Bromsens Anwesenheit hatte Evas Aufgabe schwieriger gemacht, da Franz glaubte, in Lars Bromsen einen Gesinnungsgenossen zu haben.
     
    »Was war mit Bettys Füller?«
    »Nichts.«
    Betty machte eine genervte Handbewegung.
    »Hör doch auf, Vanessa, du hast die ganze Nacht über nichts anderes gesprochen.«
    »Wenn du etwas loswerden möchtest, dann erzähl es mir«, sagte Eva, »aber beeil dich, ich muss zu den anderen in die Kirche.«
    Vanessa schaute vor sich hin.
    »Der ist gerollt«, flüsterte sie.
    »Wer ist gerollt?«
    »Der Füller.«
    »Der ist gerollt?«
    »Ich bin aufgewacht, weil mir schlecht war. Betty schlief. Und da war ein seltsames Geräusch, das vom Dach kam.«
    »Von Pembas Dach?«
    »Ja, so hat es sich jedenfalls angehört. Vielleicht waren es nur die Bäume draußen. Es hat irgendwie geknackt.«
    »Und dann?«
    »Betty lag in ihrem Bett und schlief. Sie hatte noch dasTagebuch in der Hand, aber der Füller war auf den Boden gefallen. Plötzlich rollte er los.«
    Eva sah zuerst Vanessa an und dann Betty.
    »Was ist das für ein Unsinn?«
    »Aber das war so, Eva. Der ist von der einen Wand zur anderen und wieder zurück gerollt. Hin und her. Mir ist vom Hinschauen schon schlecht geworden.«
    Eva holte tief Luft.
    »Sehr gut. Ihr geht in den Bus. Und du, Vanessa, du legst dich auf die Rückbank. Das war ein Albtraum.«
    »Das war kein Albtraum, ich war hellwach.«
    »Ein Albtraum, Vanessa. Und noch eins. Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn ihr eure Erlebnisse mit dem Füller für euch behieltet. Solche Dinge können plötzlich eskalieren. Vibe und Tineke sind ziemlich empfindlich, wenn ihr versteht, was ich meine. Also, ab mit euch.«
    »Warum nimmst du das nicht ernst?«, fragte Betty.
    »Weil es Blödsinn ist. Wenn wir nach Hause kommen, bekommt Vanessa eine Tasse Kamillentee, und dann ist sie wieder gesund.«
    Eva zwinkerte Betty zu.
    »Ich habe nicht gewusst, dass es Füller gibt, die von selbst rollen.«
    »Den hab ich in Burgsvig gekauft«, sagte Betty. »Beim Kaufmann.«
     
    Sie warteten vorn beim Altar auf sie, Bromsen hatte alle dort versammelt. Eva hatte etwas über die Reformationsagen wollen, aber beim Anblick des offensichtlichen Desinteresses überlegte sie sich die Sache anders. Sie sah den Füller vor sich und spürte, wie die Übelkeit ihr in die Kehle stieg. Wenn sie nur ein Glas Wasser bekommen könnte! Fünf Minuten im Liegen würden Wunder wirken. Sie setzte sich auf die nächste Bank, wühlte in ihrer Tasche nach einer Pastille und bemerkte die Stille um sich herum.
    Sie beobachteten sie. Registrierten sie, warteten nur darauf, dass sie sich eine Blöße gab. Vor allem Franz und Gustav, aber auch Bromsen, JB und die Zwillinge.
    »Setzt euch«, sagte sie. »Wir werden über das Kirchenschiff sprechen, über die Kirche und ihre Verzierungen.«
    Julius verdrehte die Augen.
    »Sollen wir auch die Hände falten und Bäh bäh sagen?«
    Gustav grinste.
    »Nein«, sagte Eva. »Das verlangt niemand von dir.«
    »Aber was soll ich dann in einer Kirche«, sagte JB, »ich gehöre einem anderen Glauben an. Ich glaube nur an Gustav Gans.«
    Franz krümmte sich vor Lachen.
    Eva beschloss, das zu ignorieren.
    »Wir befinden uns in einem Haus, das seit sehr vielen Jahren sehr vielen Menschen etwas bedeutet.«
    »Aber mir sagt das nichts«, wimmerte Julius, »ich will nach Hause zu Gustav Gans. Das hier ist ein Übergriff auf meine persönliche Freiheit und du darfst nicht schlecht über Gustav Gans sprechen.«
    »Würdest du bitte aufhören?«
    »Aber wir sollen hier doch beten«, Julius fiel auf die Knie. »Ich weiß nicht, wie man betet. Was soll man sagen?«
    »Du kennst doch den Spruch.«
    Die Bemerkung brachte Blumendorph zum Schweigen.
    Eva hatte nicht vorgehabt, den Spruch zu erwähnen, doch hier in der Kirche musste sie unweigerlich daran

Weitere Kostenlose Bücher