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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Stühlen und wir sitzen an ihrem Tisch. In der einen Eckesteht eine Säule, die ein Mast auf ihrem Schiff war. Aber keiner dieser Menschen ist je heimgekehrt. Max und Edward, die Familie Schiøler, die Schwestern Friis-Hansen und die gesamte Besatzung sind untergegangen. Woher ich das weiß? Das weiß ich von der Verwalterin von Pemba, denn sie ist die Tochter des Mannes, der das Haus für Max und Edward gebaut hat. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und den Kopf zerbrochen, was ihr sagt, wenn ihr an Frau Wagners Grab steht: ›Den Himmel, nicht das Gemüt wechseln die, die über das Meer fahren.‹ Ein seltsamer Satz, den sie da ihrer Klasse beigebracht hat. Ergibt der einen Sinn? Enthält er eine Botschaft? Will er uns etwas sagen?«
    Eva schaute in die Runde. Alle saßen kerzengerade da. Dieses eine Mal hatte sie ihre volle Aufmerksamkeit. Sogar Franz starrte sie an, aufmerksam, unruhig und fragend.
    Eva senkte den Kopf.
    »Manchmal«, flüsterte sie, »wenn ich nachts wach liege, dann kann ich das Geräusch eines mächtigen Segels hören. Von Takelage und Sparren, vom Tauwerk, das sich bewegt. Eine von euch hat außerdem erlebt, dass ein Füller auf dem Boden hin- und hergerollt ist, von einer Wand zur anderen. Wie ist das möglich? Gibt es eine natürliche Erklärung? Gibt es eine überzeugende Antwort? Oder ist alles ein seltsames Spiel des Zufalls? Ich muss euch die Antwort schuldig bleiben. Ich weiß es nicht. Ich kann sie mir nur nicht aus dem Kopf schlagen, alle dieseMenschen, die Sansibar verlassen haben, um nach Dänemark heimzukehren.«
    Eva hob ihr Weinglas, drehte es zwischen den Fingern und sprach jetzt so leise, dass nur die Nächstsitzenden es hören konnten.
    »Es hat sogar Augenblicke gegeben, wo ich das Gefühl hatte, dass sie die Hände nach uns ausstreckten. Und ich habe das Gefühl, dass sie uns in diesem Moment gepackt haben, denn den Himmel, nicht das Gemüt wechseln die, die über das Meer fahren.«
    Eva setzte sich wieder.
    »Danke, dass ihr mich nicht unterbrochen habt. Das Wort ist frei, falls jemand etwas hinzufügen möchte.«
    Schweigen.
    Bis Tineke vorschlug, nach Hause zu fahren. Vibe war natürlich derselben Ansicht.
    »Wir können doch abstimmen«, stammelte Gustav.
    »Ich bin dafür«, sagte Julius.
    »Ich auch«, sagte Franz. »Machen wir, dass wir fortkommen. Nicht wegen diesem ganzen Dreck über uns und diese seltsamen Menschen. Verdammt abgefahren, ich kann jedenfalls keine Segel hören, aber ich will nach Hause, hier ist es doch einfach krank. Mach dir das mal klar, Bergman, es war ein Fehler, hierherzukommen. Ein dicker Patzer. Dieses Haus ist nämlich ein Totenschiff.«
    »Halt doch die Klappe«, stöhnte Betty.
    »Halt selber die Klappe, Schwarze Limbo.«
    Bei dieser Bemerkung starrten die anderen Betty an.
    »Okay, dann wird abgestimmt«, sagte Gustav.
    Thomas schüttelte den Kopf.
    »So was kann man nicht durch eine Abstimmung entscheiden«, sagte er.
    Franz schlug auf den Tisch.
    »Kann man wohl. Was sagst du, Anders, willst du nicht nach Hause?«
    »Doch«, murmelte Anders. »Aber muss das jetzt gleich sein?«
    »Ja, jetzt gleich«, rief Franz. »Wir stimmen ab. Wer ist dafür, dass wir nach Hause fahren? Wir haben genug von der Wildnis und wir wollen nach Hause. Hoch die Pfoten!«
    Bromsen war aufgesprungen. Er hatte jetzt Farbe in den Wangen.
    »Hier wird über rein gar nichts abgestimmt. Wir sind hier auf Klassenreise, und es gibt keinen Grund, Muffe zu kriegen, weil jemand einen Zettel gefunden hat. Und es gibt keinen Grund, entschuldigt, dass ich das sage, deshalb die Stimmung hier im Haus hochzupeitschen.«
    Vereinzeltes Klatschen.
    Eva schaute sich im Kreis um. Sie konnte die anderen sonst recht gut durchschauen, aber niemand mochte sie ansehen, alle hatten sich abgewandt. Bis auf Julius Blumendorph, der ein einziges strahlendes Lächeln war.
    »Warum machst du das, Eva Bergman«, er griff zu seiner Elmer-Fudd-Stimme. »Warum peitschst du die Stimmung so hoch? Es ist gemein, deinen kleinen Schülern solcheAngst einzujagen. Jetzt muss Gustav wieder auf dem Gummilaken schlafen und Thomas muss zum Gehirnklempner und sich Tintenkleckse ansehen. Mama, ich hab Angst, mir zittern die Hände.«
    »Blumendorph hat recht«, rief Franz, »du peitschst die Stimmung hoch, Eva Bergman. Und jetzt kannst du liegen, wie du dich gebettet hast, denn wir wollen nach Hause. Sofort.«
    Vibe sah Eva an.
    »Es ist wirklich total unangenehm«, sagte sie, »man kriegt doch

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