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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Alkoholproblem noch immer nicht gelöst hast. Das sagen sie. Es tut mir leid, aber das muss man sich eben anhören.«
    Eva ließ ihren Blick von dem großen dünnen Mann zu einem Punkt in der Ferne wandern und ließ sich auf die Bank unter der Treppe fallen. Sie spürte Tränen hinter ihren Augenlidern, die sich mit den vertrauten Hitzewellen zusammentaten. Mit Mühe kam sie auf die Beine und schleppte sich die Treppe hoch und in ihr Zimmer, wo sie sich unter die Decke legte und in einer Dunkelheit verschwand, die aus tausend verschlossenen Türen bestand. Sie hörte die, die sich hinter diesen Türen versteckten, tuscheln und flüstern, und sie brauchte nur eine Tür zu öffnen, wenn sie feststellen wollte   …
    »Gar nichts«, flüsterte sie, »gar nichts.«
     
    Wie lange sie unter der Decke lag, wusste sie nicht, aber irgendwann hörte sie, wie die Bodenbretter nachgaben.
    Eva schlug die Decke zur Seite.
    Betty saß auf der Bettkante. Auf dem Tisch standen eine Teekanne und ein Becher.
    »Wie geht’s?«
    »Es geht.«
    Eva setzte sich auf.
    »Sehe ich entsetzlich aus?«
    »Nein, du siehst aus wie immer.«
    Eva schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken.
    »Ich glaube, ich habe geschlafen.«
    »Das brauchtest du vielleicht.«
    »Nein, ich brauchte eine Weile unter der Decke. Die Schwarze Limbo, bist du das, Betty?«
    Betty gab keine Antwort, sondern goss Tee in den Becher.
    Eva musterte sie mit einem müden kleinen Lächeln.
    »Ich gehe davon aus, dass die Jungen glauben, ich hätte den Verstand verloren?«
    »Einige tun das. Die üblichen.«
    »Was sagt Anders?«
    »Der sagt nichts. Wir haben nicht darüber geredet. Aber ich glaube, Bromsen ist ein Trottel.«
    »Er ist kein Trottel. Er hat Angst. Angst, die Kontrolle zu verlieren. Irgendwie merkt er auch, dass mit dem Haus was nicht stimmt. Kannst du es auch sehen, Betty, oder geht es nur mir so?«
    »Vanessa glaubt, du hast recht, und Tineke und Vibe wollen nur nach Hause. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber wenn es dir mit dem Haus so geht, dann geht es dir eben so   …«
    Eva nippte an ihrem Tee.
    »Das Problem ist nur, dass ich es nicht loslassen kann. Natürlich könnten wir den Bus vollpacken und fünf gerade sein lassen und nach Hause fahren. Aber dann würdenwir nie erfahren, was hier los ist. Ganz abgesehen davon, dass ich noch nicht so weit bin.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß nicht, Betty, aber ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht bereit bin.«
    »Bereit wozu?«
    »Nach Hause zu fahren. Ich komme mir vor wie auf halber Strecke. Da kann man nicht einfach aussteigen.«
    Eva stellte den Becher hin und legte die Hand an Bettys Wange.
    »Wir stecken alle mit drin, ob wir das wollen oder nicht. Es stimmt schon, dass ich vor einem Jahr zu viel getrunken habe. Zuerst ein wenig, dann etwas mehr und am Ende viel zu viel. Aber das ist jetzt vorbei. Ich habe die Sache im Griff. Und es ist einfach gemein von Bromsen, jetzt damit zu kommen. Aber wenn ihr verlangt, dass wir nach Hause fahren, dann fahren wir.«
    »Wir haben darüber abgestimmt. Vibe, Tineke, Vanessa, Gustav und Franz waren dafür, Anders, Thomas, Johan, Filip und ich waren dagegen. Also fünf zu fünf. Die Entscheidung lag bei Julius, und er stimmte dagegen, um Vibe und Tineke zu ärgern. Franz und Gustav wollen ihn in das Becken unten im Keller stecken. Sie behaupten, dass es ein Loch gibt, das das Becken mit dem Meer verbindet. Ansonsten ist alles beim Alten und jetzt müssen wir Bromsens idiotischen Orientierungslauf antreten.«
    »Betty, sag mir eins, ehe du gehst: Wie war das bei Frau Wagner?«
    »Bei Frau Wagner?«
    »Ja, wie war das bei ihr?«
    »Bei ihr war es gut.«
    »Stimmt das? Stimmt das wirklich? Hattet ihr keine Angst vor ihr?«
    »Das würde ich nicht sagen. Einige vielleicht ein bisschen. Warum fragst du?«
    Eva griff nach Bettys Hand.
    »Ich weiß, ihr verschweigt mir irgendetwas, womit ihr nicht herausrücken wollt. Ich hab es schon einmal gesagt, ich will mich nicht aufdrängen. Wenn es eure Sache ist, dann ist es eure Sache. Aber wenn du mir etwas sagen möchtest, Betty, dafür bin ich doch da.«
    »Würdest du bitte meine Hand loslassen, Eva?«

 
    Inzwischen haben wir Angst um unsere Ladung. Edward hat
dieses Problem Barret gegenüber erwähnt, aber der hat uns
beruhigt. Die Laderäume müssten trocken genug sein. Der
Kapitän wirkt allerdings nicht mehr so überzeugend wie
früher, hat aber auch genug zu tun, jetzt, wo der Müßiggang
den

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