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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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mitgenommen, um eine Besorgung zu machen. Emil sah den beiden missmutig nach. Es war keine gute Idee gewesen, den kleinen Bruder mitzunehmen. Seine Mutter hatte ihren jüngeren Sohn so lange nicht gesehen, dass sie Emil kaum beachtete. Die beiden Wachen standen inzwischen im Flur herum. Emil saß auf einem der bequemen Sessel und spürte deutlich, dass er die Nacht durchgemacht hatte. Kurze Zeit darauf war er eingenickt.
    Als er wieder aufwachte, war er immer noch allein in dem Wohnzimmer. Aber plötzlich kam Kellerer aus dem Schlafzimmer, inzwischen trug er zwar einen Schlafrock, aber angekleidet hatte er sich nicht, obwohl längst Mittag war.
    Auf dem Tisch stand eine Flasche Sekt, die er wohl gerade hatte öffnen wollen. Er füllte zwei Gläser, bis sie überliefen, überlegte dann kurz, füllte noch ein drittes und gab es Emil. «Trink!»
    Vorsichtig nahm Emil einen Schluck.
    «Nicht so zaghaft, Junge, es ist ja genug da. Und so stark wie der Himbeergeist neulich ist der auch nicht.» Kellerer kipptegleich das ganze Glas auf einmal, und Emil tat es ihm nach. Sofort bekam er es wieder gefüllt und trank schnell noch das zweite.
    Kellerer ließ sich in den Sessel fallen.
    «Mathis, kommst du endlich?» Die Stimme aus dem Schlafzimmer war eindeutig die einer Frau.
    «Na, Pepi, Emil ist aufgewacht. Komm am besten mal heraus.»
    Aus dem Schlafzimmer seiner Mutter kam Pepi, wieder trug sie nur einen leichten Morgenmantel offen über ihrer Unterwäsche.
    «Ach, der Kleine!», rief sie. Sie trat auf Emil zu und streichelte ihm übers Kinn. «Hübsch ist er ja.»
    Emil wurde rot und Pepi lachte. «Er kennt nichts vom Leben, Mathis. Und von der Liebe erst recht nicht.»
    Emil gefiel das nicht. «Was sagt denn Mutter dazu, wenn eine fremde, fast nackte Frau in ihrem Schlafzimmer   …»
    Kellerer lachte dröhnend.
    «Ich bin ein Geschäftsmann, Emil. Und ein Geschäftsmann prüft seine Ware von Zeit zu Zeit. Das hat nichts mit Liebe zu tun und nichts mit deiner Mutter.»
    Er lehnte sich nach vorn und betrachtete den Jungen. «Du bist noch unschuldig, nicht wahr? Oder hat etwa dein Onkel dich mit dem Dienstmädchen ins Bett geschickt, wie das alle feinen Herren machen?»
    Emil wurde rot und antwortete nicht.
    «Natürlich ist er noch eine Jungfrau», sagte Pepi und strich langsam mit der Hand von seiner Brust bis hinunter zu seinem Hosenbund. «Wie alt bist du? Achtzehn?»
    Emil nickte nervös.
    «Was ist, Pepi?», fragte Kellerer. «Willst du ihm zeigen, wie es geht?» Er drehte sich um zu Emil. «In deinem Alter war ich schon lange ein ganzer Mann. Findest du sie hübsch?»
    Pepi ließ den Seidenmantel fallen und drehte sich vor Emil ein paarmal hin und her.
    Emil schluckte. «Ja, sehr sogar.»
    «Ich bin heute großzügig. Du sollst von der Saalbach Pepi entjungfert werden, sie ist mein bestes Pferdchen im Stall. Was ist? Hast du Angst?»
    Emil schluckte wieder. «Nnnnein», stotterte er. «Ich   … ich   … habe keine Angst.»
    «Na, dann ab mit euch ins Bett.»
    Pepi nahm Emil bei der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Bevor sie ganz durch die Tür waren, lehnte sich Kellerer noch einmal in seinem Sessel vor: «Du musst nicht, wenn du nicht willst, Emil.»
    «Ich will aber», sagte Emil, so fest es ihm möglich war. Als Pepi die Tür hinter ihnen beiden geschlossen hatte, hörte er, wie Kellerer dröhnend lachte, bis er sich verschluckte und das Gelächter in Husten überging.
     
    Wie die Jungen ein paar Stunden zuvor fand auch Robert das Haus Nr.   237 verlassen vor. Er fürchtete, dass Mina mit den Jungen bereits über alle Berge war. Deshalb fuhr er auf direktem Wege zur Polizei im Rathaus.
    «Vielleicht weiß Polizeidiener Wetter etwas», sagte der diensthabende Inspektor Brocker. Robert kannte seine Kollegen in Duisburg gut, sie tauschten sich regelmäßig über das Gesindel aus, das zwischen den beiden Städten pendelte.
    Auf der Suche nach dem Polizeidiener lief ihnen Staatsanwalt Loersbroek über den Weg.
    «Meine Schwägerin ist anscheinend ausgeflogen», erklärte Robert. «Und es könnte sein, dass die Jungen bei ihr sind, sie sind nämlich ausgerissen.»
    «Wir wollten heute Abend an der Wallstraße eine Durchsuchung machen.» Er sah Robert an. «Solch eine Dreistigkeit,in einer ehrbaren Gegend ein Bordell zu betreiben, habe ich noch nie erlebt.»
    Robert nickte. «Nach der Verhandlung waren sie allerdings gewarnt.»
    Loersbroek nickte. «Ich hätte sie eher ausheben müssen. Mit einer Anklage wegen

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