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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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dass Mina und Kellerer offenbar noch in der Stadt waren und sich ein paar Straßen weiter in einer ehemaligen Pension eingenistet hatten.
    «Es hat wenig Zweck, sie heute schon auszuheben. Die Freier werden einige Tage brauchen, bis sie dorthin gefunden haben», sagte der Staatsanwalt.
    Wetter widersprach ihm. «In den einschlägigen Kreisen hat es sich bereits gut herumgesprochen. Es kann sein, dass wir keinen der feineren Herren dort erwischen, aber das ist doch eher von Vorteil.»
    Robert nickte. «Und ich muss die Jungen schon heute wieder mit nach Ruhrort nehmen.»
    «Hat jemand Zivilkleidung für Commissar Borghoff?», fragte der Staatsanwalt. «Er hat hier keine Befugnisse, ich möchte nicht, dass darüber Zweifel bestehen.»
    Wetter, der eine ähnliche Statur wie Robert hatte, bot an, einen seiner Anzüge zu holen, er wohnte nicht weit entfernt. Wenig später schlenderten der Staatsanwalt und Robert die Oberstraße entlang. Wie immer, wenn er seine Uniform nichttrug, fühlte sich Robert ein wenig unwohl. Schräg gegenüber dem Haus Nr.   56 gab es ein kleines Gasthaus. Robert und Loersbroek setzten sich an einen Tisch am Fenster. Von dort konnten sie gut beobachten, dass der Bordellbetrieb offensichtlich bereits im Gange war. Drei Mädchen hatten sie schon in Begleitung eines Mannes ins Haus gehen sehen.
    Die Polizisten warteten verteilt an den Straßenecken. Pünktlich um acht kam der Inspektor in das Gasthaus. «Sie können den Einsatzbefehl geben, Inspektor. Wir werden fündig werden.»
    Es dauerte nur wenige Minuten, dann stürmten die Duisburger Polizisten das Haus. Robert beneidete die Nachbarstadt um die Zahl ihrer Polizisten, aber gemessen an der Größe und der Zahl der Einwohner war der Duisburger Polizeichef nicht besser dran als er selbst.
    Schließlich gingen auch Robert und der Staatsanwalt in das Haus, nachdem sie ein Zeichen bekommen hatten.
    Die Mädchen und ihre Freier hatte man im unteren Flur zusammengetrieben.
    An einer der hinteren Türen standen Mina und Kellerer.
    «Ihnen haben wir das also zu verdanken», sagte Mina, als sie Robert erkannte.
    «Der Staatsanwalt hätte euch ohnehin ausgehoben.» Robert spähte an Kellerer vorbei in die Wohnung. «Wo sind die Jungen?»
    Kellerer machte Platz, und hinter ihm wurden Josef und Emil sichtbar, die sehr verängstigt aussahen.
    «Kommt, ihr beiden. Es geht zurück nach Hause.»
    Gehorsam ging Josef zu seinem Onkel, aber Emil zögerte. «Ich will nicht weg», sagte er.
    «Emil!» Mina nahm ihn in den Arm. Sie sah Robert an. «Darf ich kurz allein mit ihm reden?», fragte sie.
    Robert nickte.
    «Komm mal mit.» Mina zog Emil in die Wohnung. «Sie werden uns jetzt aus Duisburg ausweisen», erklärte sie ihm. «Oder verhaften. Du kannst nicht hierbleiben.»
    «Onkel Georg wird uns windelweich schlagen!»
    Mina schüttelte den Kopf. «Vielleicht auch nicht. Wenn du ihm das hier gibst.»
    Sie drückte Emil einen sehr klein zusammengefalteten Brief in die Hand.
    «Was steht dadrin?»
    «Etwas, das ihn eine Weile beschäftigen wird. Zeig ihn niemandem und auf keinen Fall deinem Onkel Robert. Versprich mir das!»
    Emil nickte.
    «Und nun geh mit deinem Bruder.»
    «Werden wir uns wiedersehen?», fragte Emil.
    «Sicher, mein Junge, sicher. Geh schon!»
    Emil ging hinaus zu Robert Borghoff, Mina blieb zurück. Während Robert mit den Jungen das Haus verließ, machte der Staatsanwalt kurzen Prozess. Er wedelte mit einer Liste, die seine Leute zusammengetragen hatten. «Alle auf dieser Liste verzeichneten Personen müssen bis spätestens morgen Mittag die Stadt verlassen haben und dürfen sich auch zukünftig nicht in Duisburg aufhalten. Sollte einer von euch nach dieser Frist noch hier angetroffen werden, kann er in Arrest genommen werden. Es wird ein Polizist vor der Tür postiert, der die Hurerei hier unterbindet. Verstanden?»
    Kellerer machte einen angedeuteten Diener. «Sehr wohl, Herr Bahnhofsvorsteher.»
    «Ich an deiner Stelle würde anfangen zu packen, Kellerer», sagte der Staatsanwalt. «Sonst sind Sie der Erste, der mit unserem Gewahrsam Bekanntschaft macht.»
    «Was sollen wir denn jetzt tun?», fragte Mina, als die Polizeitruppe abgezogen war.
    «Na, was schon! Wir werden gehen.» Wütend warf Kellerer die Tür zu und ließ seine ratlosen Leute im Flur zurück.
    «Aber wohin?» Mina lief ihm nach. «Nach Wien?»
    «A geh, wo denkst du hin. In Ruhrort warten noch ein paar Leute darauf, ausgenommen zu werden. Das werde ich mir nicht nehmen

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