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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Kneipe getrennt. Zita machte sich auf den Weg in die Altstadt. Auch wenn sie Weingart auf ihrer Seite wusste, blieb sie misstrauisch und ging wie gewohnt ein paar Umwege, bis sie zur Milchstraße kam.
    Es war ein anstrengender Tag gewesen in der Näherei, und nun war sie froh, endlich daheim zu sein. Sie freute sich auf ihr Bett. Das Fenster war dunkel, daher vermutete sie, dass Hermann bereits schlafen gegangen war. Sehr leise, um ihn nicht zu wecken, drückte sie die Klinke der Zimmertür hinunter.
    Aber kaum hatte sie die Tür ein Spalt weit geöffnet, als eine Hand blitzschnell herausfuhr, sie fest am Handgelenk packte und dann unsanft in den Raum zog, bis sie gegen das Bett prallte. Einen Moment lang war Zita ganz benommen, fürchtete, Kellerer sei da oder ein anderer seiner Leute, aber dann wurde ihr klar, dass es Hermann gewesen war.
    «Du falsche, verlogene Schlange!», sagte er und warf die Tür zu.
    «Aber   … was ist denn, Hermann   …»
    Er zündete die Kerze, die auf dem Tisch stand, an. «Ein paar Wallonen haben mich heute eingeladen, nachdem sie herausgefunden haben, dass der neue Doktor Französisch spricht. Ich war dort, Zita. Ich habe dich mit Uli Weingart gesehen. Und ihr wart sehr vertraut miteinander.»
    Zita schloss die Augen. Sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln, damit sie ihm alles erklären konnte.
    «Es ist nicht so, wie du denkst, Hermann. Der Uli   …»
    «Weingart ist mein schlimmster Feind, gleich nach MathisKellerer. Und du hast ihn nicht erst heute getroffen. Wie lange belügst du mich schon?»
    «Ich   … ich konnte es dir nicht sagen, Hermann, weil   …»
    «Wie lange?»
    Zita sah ihn nicht an. «Fast von Anfang an.»
    «Hast du ihm gesagt, dass ich hier bin?»
    «Nein!» Sie schrie fast. Dann fuhr sie leise fort. «Aber er weiß es.»
    Hermann fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Sie konnte seine Verzweiflung sehen.
    «Er weiß es schon lange, denke ich. Aber er hat niemandem etwas gesagt   …»
    «Und Mathis? Ist er hier?» Er hielt einen Moment inne. «Natürlich ist er hier. Die Diebstähle, die Morde. Das ist zu sehr die Handschrift des Greifers. Ich hätte es wissen müssen.»
    Er riss sie an den Schultern vom Boden hoch, und sie kam wieder auf die Füße. «Und du? Was hast du für sie getan? Die Reichen ausspioniert im Modesalon?»
    «Ich hatte keine Wahl», sagte sie mit zitternder Stimme. Sie merkte selber, wie falsch das in seinen Ohren klingen musste.
    «Hör auf damit, mir was vorzumachen. Du hast mich von Anfang an belogen und betrogen und zuletzt auch noch so getan, als würdest du mich lieben.» Er gab ihr einen Stoß, dass sie rücklings auf das Bett fiel.
    «Nein, Hermann, das ist nicht wahr!», rief Zita verzweifelt. «Als ich herkam, hatte ich keine Ahnung, dass sie hier sind. Und als ich Uli traf, konnte ich nicht mehr weg. Bitte, lass mich dir doch erzählen, was geschehen ist   …»
    «Ich will nichts mehr hören.»
    «Hermann, bitte   …»
    «Halt den Mund!», schrie er. «Kein Wort mehr!»
    Er griff sich das Baumwolllaken, das Zita mit Linas Erlaubnishatte säumen und mitnehmen dürfen, und breitete es auf dem Boden aus. Dann warf er Zitas Kleider, die am Türhaken hingen, darauf, und all die Kleinigkeiten, die ihr gehörten, zum Schluss auch das kleine Lederbeutelchen mit den gesparten Münzen. Er nahm die Zipfel und band alles zu einem Bündel zusammen. Dann riss er sie vom Bett hoch und drückte ihr das Bündel in die Hand. «Verschwinde», sagte er mit geradezu unheimlicher Ruhe. «Ich will dich hier nicht mehr sehen. Und wenn wir uns das nächste Mal begegnen, kenne ich dich nicht mehr.»
    «Bitte, Hermann   …», versuchte sie es noch einmal, aber er öffnete nur die Tür und schubste sie unsanft hinaus.
     
    Unter normalen Umständen hätte Sergeant Recke die junge Frau mit dem dicken Bündel, die ihm in der Milchstraße entgegenkam, sicher kontrolliert, aber er wusste, dass die Zeit drängte, und ging rasch weiter zum Haus Nummer 3, wo er nach einigem Suchen Hermann Demuth fand.
    Der griff sich gleich seine Tasche.
    Simon saß noch auf dem Stuhl vor Reckes Schreibtisch, als er eintraf. Hermann sah sich den Fuß an.
    «Wir müssen ihn amputieren, ich denke bis hier, dann können wir sicher sein, dass sich die Vergiftung nicht weiterfrisst.» Dr.   Feldkamp zeigte auf die untere Wade, etwa eine Handbreit über dem Knöchel.
    «Hmm, ich weiß nicht», sagte Hermann. Er tastete Simons Fuß ab, bis dieser aufschrie. «Mir scheint,

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