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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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leiblicher Sohn Karl einen Beitrag in der Familienfirma zu leisten.
    Josef hatte ihm gesagt, dass er nie wieder weglaufen würde, und Emil hatte wie gewohnt verstockt geschwiegen.
    Nun lag er wach im Bett und starrte an die Decke. Er dachte an den Nachmittag mit Pepi im Bett der Mutter. Er hatte mit einer Hure geschlafen. Und seine Mutter war mit diesem Mann zusammen, für den die Huren arbeiteten.
    Er seufzte. Onkel Georg hatte recht, unter diesen Umständen würde er nicht bei seiner Mutter leben können. Plötzlich fiel ihm das Briefchen wieder ein, das seine Mutter ihm mitgegeben hatte. Während der Onkel mit ihnen geredet hatte, war es ihm nicht klug erschienen, es herauszuholen und ihm zu übergeben. Aber jetzt war vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen.
    Er stand noch einmal auf, suchte den Brief in seiner Jacke und lief durch den dunklen Flur, um nachzusehen, ob sein Onkel noch wach war. Aber sowohl im oberen Stockwerk alsauch im Erdgeschoss hatte man bereits die Lichter gelöscht, nur bei der Tante brannte noch ein Nachtlämpchen. Emil erinnerte sich, dass auf der Kommode im Salon die Post gelegen hatte, noch ungeöffnet. Leise schlich er sich wieder hinunter und legte den Brief mitten zwischen die anderen.
     
    Zita wanderte ziellos durch die Altstadt. Der Schock, dass Hermann ihren Verrat entdeckt hatte, saß tief, aber sie war auch wütend, dass der Mann, der gesagt hatte, dass er sie liebte, ihr nun nicht einmal Gelegenheit gab, sich zu erklären. Sie überlegte, ob sie zu Borghoffs gehen und um ein Quartier bitten sollte, aber es war schon recht spät, und sie wollte nicht unliebsam auffallen. Also fragte sie in ein paar Gasthäusern nach, aber dort waren die Zimmer alle belegt, denn der Phoenix stellte wieder neue Leute ein. Sie erinnerte sich, dass Hermann erzählt hatte, dass er den ganzen Tag Neuankömmlinge untersucht hatte, die im Stahlwerk anfangen wollten.
    Langsam machte sich bei Zita Angst breit. Es schien momentan nahezu unmöglich, ein Quartier in der Stadt zu finden. Ihre schlimmste Sorge war allerdings, dass Kellerer von ihrer Situation Wind bekam. Nicht auszumalen, was dann geschah.
    Es dauerte nicht lange, bis sie sich in einer der Gassen wiederfand, die sie bisher gemieden hatte. Tagsüber unterschied sie sich kaum von den übrigen verwinkelten Altstadtgassen, aber jetzt, am Abend, schien sie sich verwandelt zu haben. In jedem Hauseingang und in jeder der kleinen Einbuchtungen, die die unregelmäßigen Häuserfluchten bildeten, standen Gruppen von Frauen. Sie trugen meist nur ein enggeschnürtes Mieder und einen Rock, den sie an einer Seite hochgebunden hatten.
    Zita wollte gerade wieder umdrehen, da stand schon eine große Rothaarige hinter ihr. «Was willst du hier?»
    «Nichts, ich wollte nur hier durchgehen», sagte Zita und versuchte, fest zu klingen.
    «Na, dann geh mal», sagte die Rothaarige und gab ihr einen Schubs.
    Fast wäre Zita hingefallen. Als sie gerade wieder ihr Gleichgewicht gefunden hatte, bekam sie den nächsten Schubs, diesmal von einer fetten Schwarzhaarigen. Diesmal fiel sie wirklich fast hin, aber zwei andere Dirnen fingen sie auf, nur um sie wieder weiterzuschubsen.
    Der Spießrutenlauf dauerte bis zum Ende der Gasse, wo sich der Hinterausgang von Marthas Bordell befand.
    Martha hatte den Lärm in der Gasse gehört, vermutete, dass ihre Mädchen Ärger hatten, und war auf die Straße geeilt. Der letzte Stoß beförderte Zita genau in die Arme der dicken Martha.
    «Frau Bromann», sagte Zita, die genau wusste, wen sie vor sich hatte. Sie war schon bei einer Anprobe abends nach Ladenschluss dabei gewesen, und das Kleid, das Martha gerade trug und dessen verwegener Ausschnitt tiefe Einblicke in ihr beeindruckendes Dekolleté erlaubte, war in Linas Salon entstanden.
    «Zita?» Martha legte ihren Arm um sie, und Zita versank fast darunter. «Ihr lasst das Mädchen in Ruhe!», ordnete sie an.
    Die Huren, die sich am Ende der Gasse versammelt hatten, verstreuten sich wieder, bis auf die Rothaarige und die Fette. «Du hast uns gar nichts zu sagen, Martha. Wenn das kleine Flittchen sich nicht fernhält, bekommt sie, was sie verdient.» Mit dem Schwung ihres Kopfes warf die Rote ihre langen Haare nach hinten.
    «Du solltest dich wirklich fernhalten von den Hurengassen», sagte Martha und ging mit Zita auf ihren Hof. Dann erst sah sie das Bündel. «Was ist denn damit?», fragte sie. «Wäsche waschen willst du um diese Zeit wohl kaum, oder?»
    «Nein. Ich habe hier

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