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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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komisch, ein bisschen wie die Tiroler Krautschaber. Sie fragten nach reichen Leuten in der Stadt. Und ich war dabei, als Walther prahlte, dass seine Anna alle reichen Frauen in der Stadt kennt, weil sie bei Ihrer Frau arbeitet.»
    «Und ein paar Tage später hatte er das Geld?»
    Simon nickte.
    In diesem Moment kam Recke mit Dr.   Feldkamp wieder. Der Arzt sah sich den Fuß genau an, dann schüttelte er den Kopf. «Ich denke, den müssen wir amputieren.»
    «Nein!», schrie Simon. «Bitte, Doktor, schneiden Sie ihn nicht ab. Ich muss doch arbeiten können!»
    «Der vordere Teil ist schon fast schwarz, Simon. Wir müssen da ran, sonst stirbst du.» Feldkamp sah Robert an. «Ich bin kein Chirurg, aber Kollege Havemann hat mir von dem jungen Werksarzt erzählt, den der Phoenix eingestellt hat. Er sagte, der sei besser mit dem Messer als er selbst.»
    «Ich weiß, wo wir ihn finden. Recke, gehen Sie zur Milchstraße 3 und fragen Sie nach Dr.   Hermann Demuth.» Er wandte sich an Feldkamp. «Wohin sollen wir Simon bringen?»
    «Können wir es gleich hier machen?», fragte Feldkamp. «Ich möchte keine Zeit verlieren.»
    Robert nickte. «Im Keller unten?»
    «Ja, aber wir brauchen viel Licht.»

12. K apitel
    Es war schwierig geworden für Zita, sich mit Weingart zu treffen, jetzt, wo Hermann abends zu Hause war. Sie hatte mit Weingart verabredet, dass er in der Harmoniestraße auf sie warten würde, wenn er sie sprechen wollte. Jeden Abend ging sie mit klopfendem Herzen hinaus auf die Straße, immer in der Hoffnung, er würde auftauchen mit Resi auf dem Arm. Aber er hatte sich ein paar Tage nicht blicken lassen, und an diesem Abend stand er plötzlich auf der Straße, aber allein.
    Sie gingen in ein ehrbares Gasthaus in der Neustadt, da Zita es sicherer fand, um Hermann nicht zufällig zu begegnen. Hier saßen fast nur Männer an den Tischen. Zita spürte ihre Blicke, eine Mischung aus Bewunderung und Begehren und dem Abschätzen, ob sie eine Hure war oder nicht.
    Es war sehr voll, die Männer drängten sich in die Bänke. Es gab einen ganzen Tisch voller wallonischer Phoenix-Arbeiter. Sie feierten etwas, aber Zita verstand kein Französisch.
    Zita und Weingart fanden noch Platz an einem kleineren Tisch in der Nähe des Ausschanks. Es war unruhig hier, die Schankmägde liefen ständig an ihnen vorbei, ebenso die Männer, die sich im Hof erleichterten.
    «Geht es ihr gut?», fragte Zita.
    Weingart nickte. «Du weißt doch, wie Huren mit Kindern sind. Sie wird gehütet wie eine Prinzessin.»
    «Und wann   …»
    «Bald. Wir werden noch einen Raubzug machen, bei den restlichen großen Häusern, die du uns genannt hast. Kellerer ist sich nur noch nicht über den Zeitpunkt im Klaren.»
    Zita überlegte. «Es wird noch ein Fest geben. Eine Tochter der Familie Borgemeister wird sich verheiraten.»
    «Wann?»
    «Schon nächste Woche.»
    «Warum sagst du das erst jetzt?» Weingart schien ärgerlich.
    Zita wusste, dass weit mehr als ihre Hinweise nötig waren, um die schnellen Einbrüche zu begehen. «Ich habe es erst diese Woche erfahren. Die meisten Damen haben sich kein neues Kleid machen lassen für diesen Anlass, aber ein paar sind dann doch gekommen für Änderungen an Kleidern vom Vorjahr. Sie sind sparsam hier.»
    «Protestantische Geizkragen!» Weingart zwirbelte seinen mächtigen Schnauzbart. «Das muss ich Kellerer schnell sagen. Weißt du, wer eingeladen ist?»
    Zita nickte. «Das ist einfach. Alle wichtigen Ruhrorter Familien, auch die, bei denen ihr noch nicht wart. Alle.»
    Weingart starrte in sein Bierglas. «Dann ist das hier doch schneller beendet, als ich dachte.»
    «Bitte, Uli, denk an meine Tochter!»
    «Ja doch!», sagte er ungehalten. «Ich kann aber nicht einfach ins Haus marschieren und sie mitnehmen.»
    «Hast du genug beiseiteschaffen können für dich?», fragte Zita beschwichtigend.
    Weingart blickte sich um, als hätte er Angst, dass sie jemand gehört hätte. «Es reicht gerade für die Passage, ich brauche mehr. Deshalb musst du dich noch gedulden.»
    An dem Tisch der Wallonen stand einer auf, zog seinen Hut tief ins Gesicht und drängte sich an den Schankmädchen vorbei nach draußen. Die anderen verabschiedeten ihn mit großem Hallo.
    Sie sprachen nicht, solange der Lärm anhielt. Dann fuhr Weingart fort. «Immerhin muss ich die Kleine aus Duisburg holen.» Er lächelte plötzlich. «Glaub mir, Zita, ich verstehe dich ja. Und ich werde mein Wort halten.»
     
    Wie gewöhnlich verließen sie die

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