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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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mutmaßten, was Georg jetzt wohl vorhatte, stand dieser plötzlich im Zimmer.
    «Ah!», rief er. «Da haben wir ja die drei Betrügerinnen! Das hast du fein eingefädelt, Lina, mir ein fremdes Kind unterzuschieben.» Georgs Blick war mehr als grimmig.
    «Das Kind war allein, und Aaltje hatte ihr Neugeborenes verloren. Und wo hätte das Mädchen ein besseres Zuhause finden können als bei euch?», sagte Lina ruhig. Sie wusste, dass es besser war, ihn nicht unnötig zu reizen.
    Lotte entschied, dass sie hier fehl am Platz war, und ging schnell hinaus. Aaltje kämpfte stumm mit den Tränen.
    «Woher kam das Kind?», fragte Georg streng.
    «Ich habe es gefunden   … in den Schmuggelkellern.»
    «War es das Kind einer der getöteten Huren?»
    Lina nickte. «Wahrscheinlich. Und es sollte auch getötet werden. Stattdessen hat es euch beide glücklich gemacht.»
    «Sie ist nicht mein Fleisch und Blut. Sie ist nicht einmal mit uns verwandt wie Emil und Josef. Und darüber soll ich glücklich sein?»
    «Wenn du nicht davon erfahren hättest, wärst du es noch.»
    «Aber ich weiß es jetzt, und ich kann das nicht einfach so übersehen! Was habt ihr euch bloß dabei gedacht?»
    Lina wurde wütend. «Georg, du tust gerade so, als hätte Aaltje dich betrogen und das Kind sei von einem anderen Mann. Ihr habt eine arme kleine Waise an Kindes statt angenommen, was ist daran so verwerflich?»
    «Der Betrug. Der Betrug, den ihr begangen habt, der ist verwerflich.» Er begann, erregt im Zimmer auf und ab zu gehen. «Ich habe heute Nacht lange nachgedacht. Sie gilt als mein Kind und trägt meinen Namen, und ich werde ihr das kaum aberkennen können. Aber sie muss dieses Haus verlassen. Ich werde eine Schule für sie suchen, in der sie eine angemessene Erziehung bekommt, die sie darauf vorbereitet, für sich selbst einstehen zu können in ihrem späteren Leben. Aber für mich gehört sie nicht mehr zur Familie.»
    «Georg, das meinst du nicht wirklich!», sagte Aaltje. Tapfer hielt sie die Tränen zurück. «Du willst ons Carolientje nicht mehr? Das Meisje bestrafen für etwas, was Lina und ich getan haben?»
    Lina war ebenfalls entsetzt. «Ich bitte dich, Georg, überlege dir das noch einmal. Du hast die Kleine doch lieb!»
    Doch Georgs Gesicht zeigte keinerlei Regung. Kalt sagte er: «Und genau deshalb will ich sie nicht mehr in diesem Haus haben. Bemüht euch nicht – das ist mein letztes Wort. Sobald ich die richtige Schule gefunden habe, wird sie gehen und nie mehr zurückkehren.»
    Er drehte sich um verließ das Zimmer.
    Aaltje brach in Tränen aus, und Lina weinte eine Weile mit ihr. Irgendwann stand sie auf, strich ihren Rock glatt und sagte: «Aaltje, wir müssen uns zusammenreißen. Nur wenn wir gefasst bleiben, können wir das vielleicht verhindern.»
    Aaltje nickte. «Und ich weiß auch, wie. Die Kinderen gehen gleich zu Schule. Ich will sie alle mal sehen.»
    Lina sagte Lotte Bescheid. «Was hast du vor?»
    «Ich weiß nicht, ob ich das kann, aber wenn du einverstanden bist, werde ich heute noch mit den Kinderen bei dir einziehen. Und ich werde nicht zurückgehen, bis er von seine Meinung ändert.»
    Lina war verblüfft. Ihre Schwägerin war ihrem Mann gegenüber noch nie ungehorsam gewesen. Und jetzt war sie entschlossen, einen Skandal heraufzubeschwören.
    «Ich meine   …» Aaltje sah Lina an. «Wenn du es uns erlaubst.»
    Lina nickte. «Das wird sehr eng werden. Aber wir rücken zusammen. Für Carolinchen.»
     
    Den älteren Kaufmeister-Kindern Karl und Elisabeth und ihren Cousins Emil und Josef erklärten Lina und Aaltje, wassie vorhatten, und stellten ihnen frei, zu bleiben oder mitzukommen. Alle vier entschieden sich für Aaltje, und keines ging an diesem Tag zur Schule.
    Kaum hatte Georg das Haus verlassen, begannen sie Kleidung für ein paar Tage einzupacken, auch Bettzeug, Wasch-Lavoirs, Bücher und Schulsachen. Alle hofften, dass es nicht lange dauern würde, bis Georg einlenkte, aber Lina, die ihren sturen Bruder gut kannte, hatte da ihre Zweifel.
    Der Haushälterin Tineke standen Tränen in den Augen, aber sie half tapfer mit. Währenddessen hatte Aaltje Carolinchen an ihr Bett geholt und ihr vorsichtig zu erklären begonnen, weshalb sie nun zu Tante Lina zogen.
    Sie erzählte der Kleinen, dass sie ein Findelkind war, das Lina gefunden hatte, dass ihr eigenes kleines Mädchen gestorben und sie deshalb überglücklich war, Carolinchen zu bekommen.
    Und sie erzählte, dass sie und Lina Angst gehabt hätten,

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