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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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lebensunfähigen Kindern endlich eine gesunde Tochter in den Armen zu halten.» Lotte biss sich auf die Lippe. Sie hatte sich noch nie getraut, mit Georg so zu reden.
    Aber er tat ihr nichts. Er erinnerte sich an seine Rückkehr von der langen Geschäftsreise und wie man ihm Carolinchen das erste Mal in die Arme gelegt hatte. An das Glück, das er verspürt hatte, und die Liebe zu dem kleinen, hilflosen Wesen.
    «Herr Kaufmeister, bitte, rühren Sie nicht daran. Sie habendie Kleine doch so lieb, und sie liebt sie. Ihre Schwägerin will Sie doch nur verletzen damit   …»
    «Nein, Lotte», sagte er fast tonlos. «Was ich hier großziehe, ist nicht mein eigen Fleisch und Blut. Darüber kann ich nicht hinwegsehen.»
    «Ihre Frau wird noch einen Herzanfall bekommen, wenn Sie es ihr sagen. Und das Kind   … die Kleine kann doch am wenigsten dafür.»
    «Das alles ist Linas Werk.» Er sah Lotte an. «Geh wieder schlafen. Ich werde mir noch überlegen, was mit Hauspersonal geschieht, das mich derart hintergeht. Morgen bringe ich die Dinge wieder in ihre wahre Ordnung.»
    Verstört ging Lotte zurück ins Bett. Leise weinte sie vor sich hin, immer darauf bedacht, dass Hilde, das andere Mädchen, nicht aufwachte. Sie tat kein Auge mehr zu.
    In seinem Zimmer starrte Georg ebenfalls an die Decke. Egal, wie sehr er Carolinchen auch liebte, das fremde Kind musste aus dem Haus.
     
    Robert hatte schlecht geschlafen. Ebel war spät von seiner Runde ins Rathaus zurückgekommen, überrascht, seinen Chef dort vorzufinden. Er entschuldigte sich, aber Robert wusste, dass er noch ein Bier bei Heckmann gekippt hatte, bevor der Nachtdienst losging.
    Als er dann auch noch erfuhr, dass oben Simon Weber von gleich zwei Ärzten operiert wurde und er dann im Gewahrsam untergebracht werden sollte, war seine gute Laune endgültig verflogen.
    «Ich bin doch keine Diakonisse», brummte er, als Robert ihm auftrug, nach dem Kranken zu sehen, bis er aus dem Ätherschlaf wieder aufwachte. Gemeinsam mit Dr.   Demuth trug er Simon nach unten in die Zelle. Demuth drückte ihm noch ein kleines Fläschchen in die Hand. «Wenn er aufwacht,sollten Sie ihm etwas davon geben, aber nicht mehr als zwanzig Tropfen. Das lindert seine Schmerzen etwas, er könnte aber sehr wunderlich werden für einige Zeit.»
    Da Ebel nicht den Eindruck machte, gut zuzuhören, ergänzte er noch: «Glauben Sie mir, Sie werden froh sein, dass Sie die Tropfen haben, wenn er anfängt, vor Schmerzen zu schreien.»
    «Was ist das, Opium?», hatte Dr.   Feldkamp noch gefragt, und Demuth hatte nur genickt.
    Als Robert endlich nach Hause kam, hatte Lina schon geschlafen. Seine Entdeckung, dass die Diebe ihre Hinweise auf gute Beute möglicherweise aus ihrem Salon hatten, war alles andere als eine gute Nachricht, ebenso wie die Tatsache, dass Simon mit amputierten Zehen im Rathausgewahrsam lag.
    Draußen wurde es gerade hell, und er konnte hören, wie Dietrich die Treppen herunterkam. Er würde als Erstes das Küchenfeuer wieder schüren, bevor Antonie das Frühstück vorbereitete.
    Es klopfte an die Tür. Das ist Otto, dachte Robert. Aber dann hörte er eine Frauenstimme.
    «Es ist egal, ob sie noch schläft. Ich muss sofort mit ihr sprechen.»
    Kurz darauf klopfte es an die Schlafzimmertür.
    Lina wachte auf. Robert rief: «Wer ist da?»
    Dietrich antwortete: «Ein Hausmädchen namens Lotte. Sie sagt, sie sei   …»
    «Es ist etwas mit Aaltje», sagte Lina und war gleich hellwach.
    Robert hatte schon die Tür geöffnet. Da stand Lotte, ohne Haube, die Zöpfe noch geflochten für die Nacht. «Fräulein Lina   …» Vor Aufregung war sie in Linas alte Anrede gefallen, aber sie sprach gleich weiter. «Ihre Schwester Mina hat HerrnKaufmeister einen Brief geschrieben. Und ich weiß nicht, was er jetzt tun wird.»
    «Geht es um   … Carolinchen?»
    Lotte nickte. «Er hat mich heute Nacht zur Rede gestellt. Und ich konnte nicht lügen. Wenn er das Kind ansieht, dann weiß er doch gleich, dass Ihre Schwester recht hat.»
    «Wovon spricht sie, Lina?», fragte Robert.
    «Dietrich!» Lina war noch nicht vom Bett aufgestanden. «Mach die Tür hinter dir zu!»
    Der Hausdiener gehorchte.
    «Entschuldigen Sie, ich dachte, der Commissar   …»
    «Schon gut, Lotte.» Sie stand auf und hinkte zum Sessel, über dem ihr Morgenmantel lag. «Es ist besser, wenn er ganz schnell davon erfährt.»
    Robert hörte ruhig zu und nahm es recht gelassen hin, dass Lina ihm all die Jahre nichts über

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