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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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er sich auch umsah, sie blieben es auch.
     
    Lina war nervös an diesem Abend. Georg hatte darum gebeten, mit Aaltje sprechen zu dürfen, und Aaltje hatte eingewilligt. Jetzt warteten alle gespannt darauf, dass er auftauchte.
    Robert hatte allerdings etwas ganz anderes auf dem Herzen. «Ich weiß, du hast heute Abend vielleicht kein Ohr dafür, aber es ist etwas Wichtiges passiert, das auch dich und das Geschäftbetrifft. Meinst du, du kannst mir zuhören, Lina, während alle auf Georg warten?»
    Sie nickte und lächelte. «Armer Robert! Ich mute dir eine Menge zu, fürchte ich.»
    «Diesmal wohl eher deinem Bruder», sagte er sanft und zog einen Stuhl zu ihr heran. «Hör zu, Lina. Es ist leider eine sehr ernste Sache.»
    Dann begann er zu erzählen. Von den Geständnissen der Jansens, dem Grund für Annas Tod und dass sich das alles mit Reckes Nachforschungen deckte.
    «Zita?», fragte Lina erstaunt. «Das kann ich kaum glauben. Sie fühlte sich hier so wohl und war so dankbar.» Sie dachte einen Moment nach. «Sosehr ich das Mädchen auch mag, du hast vermutlich recht. Daraus kann man keinen anderen Schluss ziehen.» Sie seufzte. «Dann muss ich also meine beste Näherin entlassen?»
    «Jetzt wird es schwierig», sagte Robert. «Wir müssen sie natürlich festnehmen, wenn wir die Diebe gefasst haben, aber bis wir das können   …»
    «…   ist sie eure einzige Spur zu ihnen.»
    Robert lächelte. Auf Linas schnellen Verstand war immer Verlass.
    «Das ist nicht ganz einfach, Robert. Ich habe meinen Kundinnen gegenüber eine Verantwortung.»
    «Ich weiß. Ich verspreche dir, sobald wir sie nicht mehr brauchen, bist du sie los.»
    «Gut. Dann halte ich still.» Lina sah ihn an.
    «Du hast doch noch etwas auf dem Herzen.»
    Er nickte. «Simon liegt im Rathausgewahrsam.»
    «Was heißt, er
liegt
?», fragte Lina.
    «Sein verletzter Fuß – beinah hätte Dr.   Feldkamp ihn amputiert. Aber dann hat er den neuen Werksarzt vom Phönix hinzugezogen. Der hat ihm nur die Zehen abgenommen. EinGlück für den Jungen – aber meine Polizisten beschweren sich, dass sie ihn pflegen müssen.»
    Lina runzelte die Stirn. «Wenn wir ihn wieder ins Haus holen, weiß ich nicht, was passiert. Finchen, die Kinder   …»
    «Ich dachte, wir stellen ein Bett ins Lager. Er kann ohnehin nicht die Treppen hinauf. Nur so lange, bis die Wunden verheilt sind. Und nur, wenn Finchen einverstanden ist.»
    «In Ordnung», seufzte Lina. «Ich kann dir nicht meine halbe Familie zumuten und dir dann abschlagen, den Halunken gesund zu pflegen.»
    «Sprichst du mit Finchen?»
    «Ja.» Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. «Wann endet das endlich, Robert? Ich habe herzlich genug von all den Aufregungen und wünsche mir ein paar friedliche Abende mit dir.»
     
    Wenig später kam Georg. Er versprach Lina, ruhig zu bleiben, wenn er zu Aaltje ging. Sie hatte fast den ganzen Tag geschlafen und am Abend nur wenig gegessen. Jetzt saß Carolinchen bei ihr und las wieder aus ihrer Fibel vor.
    «Papa!», rief sie, als Georg hereinkam. Wie gewöhnlich wollte sie losstürzen und ihm in die Arme fliegen, aber plötzlich hielt sie inne. Sie stand da, die hochgereckten Arme fielen herunter. Und Georg brachte kein Wort heraus.
    «Carolinchen», sagte Aaltje. «Bitte lass mich und Papa allein.»
    Die Kleine nickte; als sie an Georg vorbeiging, sah sie scheu an ihm hoch.
    Georg räusperte sich. «Hast du ihr gesagt, dass sie uns verlassen soll?»
    «Nee. Weil das nicht geschehen wird.»
    Er sah sie verwirrt an.
    «Ich werde nicht mehr nach Haus zurückkommen, wenn dunicht deine Entscheidung änderst. Und wenn du sie änderst, dann ist es gut, dass sie davon nicht weiß.»
    «Du bist meine Frau, Aaltje, du hast zu tun, was man dir sagt. Und wenn ich entscheide, das Kind kommt aus dem Haus, dann   …» Georg wurde laut. Was erlaubte Aaltje sich?
    «Dann gehe ich mit de Kinderen zu meine Familie in Rotterdam.» Nie zuvor hatte Aaltje gewagt, ihren Mann zu unterbrechen. «Ich bin immer eine gute und gehorsame Frau gewesen. Aber das lasse ich nicht zu. Das Kind wird nicht das Opfer von deine gekränkte Eitelkeit.»
    Er war so verblüfft, dass er gar nicht antworten konnte.
    «Niemand in Ruhrort weiß davon, nur Lina, Lotte, du und ich. Und der Pfarrer, der auch beschlossen hat zu schweigen zum Wohl von ein unschuldig Kind. Wovor hast du Angst?»
    «Mina! Sie könnte es öffentlich machen – und wie stehen war dann da?»
    «Als liebe Eltern, Georg. Weiter nichts.»

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