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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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du dich entweder verirren oder Mathis in die Hände laufen. Ich bin hier der Einzige, dem du vertrauen kannst!»
    Nachdem Hermann gegessen und getrunken hatte, band Uli ihm die Hände wieder auf den Rücken. «Ich komme bald wieder», sagte er und warf Hermann noch eine Decke hin. «Ist kühl hier unten.»
    Hermann gelang es, die Decke mehr schlecht als recht über den Körper zu ziehen, indem er einen Zipfel in den Mund nahm.
    Weingart hatte die Tür hinter sich geschlossen, aber durch den Spalt war noch immer ein Lichtschein zu erkennen. Er hörte Geräusche, als würde Uli draußen Kisten stapeln.
    Plötzlich meinte er Schritte zu hören. Uli hielt inne bei dem, was er tat, und dann fuhr Hermann ein Schreck in die Glieder.
    «Hier bist du also, Uli», sagte eine Stimme. «Und was für schöne Sachen du hier hast.»
    Kellerer
, dachte Hermann. Seine einschmeichelnde Stimme wirkte gefährlicher denn je.
    «Ich hab das kleine Privatlager vor ein paar Tagen gefunden, Mathis.» Das war die näselnde Stimme von Loiserl. «Ich wollt ihn fragen, was das soll, aber dann dachte ich, das machst du besser selbst, Mathis. Ist schließlich alles dein Zeug.»
    Die schweren Schritte Kellerers hallten in Hermanns Ohren wie Trommelschläge. Er ging jetzt wohl herum und besah die Beutestücke, die Uli hier offenbar vor ihm in Sicherheit gebracht hatte.
    «Warum wolltest du mich betrügen, Uli?» Kellerers Stimme klang traurig und enttäuscht, wie ein Vater, der von seinem ungehorsamen Sohn bestohlen worden war.
    «Ich   … ich   …» Uli brachte kein Wort heraus. Hielt ihm Loiserl sein Messer an die Kehle? Aber Hermann konnte sich gut hineinversetzen in Ulis Lage. Er hatte Kellerer bestohlen und betrogen, stand mitten in den Beweisen. Auch Uli kam offensichtlich zu dem Schluss, dass es nichts zu beschönigen gab.
    «Ich wollte die Bande verlassen. Und da du ja unser Vermögen immer für uns aufbewahrt hast, dachte ich, ich nehme es mir jetzt. Nur meinen Anteil aus den letzten Jahren, mehr nicht.»
    «O Uli   … da spricht aber viel Bitterkeit aus diesen paar Sätzen.» Im nächsten Moment zuckte Hermann zusammen, denn Weingart schrie vor Schmerz auf. «Wirfst du mir vor, euch etwas weggenommen zu haben, weil ich eure Anteile an der Beute wieder ins Geschäft investiere?»
    «Nnnein   …»
    «Und was habe ich dir getan, Uli, dass du mich verlassen willst? Hermann, Tomasz, Zita – und jetzt du? Ausgerechnet du, den ich immer geliebt habe wie einen Bruder?»
    Wieder stöhnte Weingart auf.
    «Du bist ein Tyrann, Mathis Kellerer», stieß er hervor.
    Hermann stockte der Atem. Aber im nächsten Moment wurde ihm klar, dass Weingart ohnehin dem Tod geweiht war und nichts mehr zu verlieren hatte.
    «Unberechenbar bist du. Verrückt bist du, ja, völlig verrückt!», schrie Weingart.
    Wieder kam ein Schmerzensschrei.
    «Halt, Loiserl. Nicht so hastig. Wenn er glaubt, schneller zu sterben, nur weil er ein paar Ungezogenheiten von sich gibt, dann irrt er sich gewaltig. Geh los und hol ein paar Leute, sie sollen das Zeug hier wegschaffen und bei den anderen Sachen lagern. Und dann diesen Abschaum in den Hauskeller bringen. Na, los!»
    Loiserls Schritte entfernten sich.
    Hermann konnte hören, wie Uli leise stöhnte.
    «So, unberechenbar bin ich also?», fragte Kellerer ganz sanft.
    Wieder ein Stöhnen.
    «Es ist doch ganz einfach mit mir, mein Lieber. Alle tun, was ich will und was ich ihnen sage, und das tun sie ohne Widerrede.»
    «Du wolltest mal ein großer Dieb werden, Mathis.» Hermann hatte Mühe, Ulis inzwischen recht heiser klingende Stimme zu verstehen. «Aber jetzt bist du nichts als ein verrückter Mörder. Und ich bin nur ein weiteres Opfer.»
    Aber Ulis Plan ging nicht auf. Kellerer hatte nicht vor, ihn schnell zu töten. Er würde sich Zeit lassen, egal wie sehr Uli ihn reizte oder beleidigte.
    Die Leute kamen, sie brachten Weingart und seine Beuteweg. Hermann hoffte, dass auch Kellerer bereits gegangen war, und noch mehr hoffte er, dass niemand auf die Idee kam, nachzuschauen, was sich im hinteren Raum befand. Es wäre zwar schwierig, sich hier aus den Fesseln und auch aus dem Verlies zu befreien, aber die größere Gefahr lauerte da draußen.
    Die Schritte hatten sich entfernt, Hermann war schon fast so weit aufzuatmen, da öffnete sich die Tür, und im Schein der Lampe erkannte er Kellerer.
    «Sieh mal einer an, wenn das nicht unser lieber Doktor ist», sagte er und lächelte. «Ich denke, wir beide werde noch viel

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