Das dunkle Netz der Lügen
er seit März gewohnt hatte, und entdeckten, dass er ein paarmal nach Duisburg übergesetzt war, aber er war nicht so oft ein- und ausgereist wie die anderen Verdächtigen.
Sorge machte Robert auch Schröders Entdeckung, dass Zita wohl im Bordell der dicken Martha wohnte. Er hatte vorsichtig die Mädchen nach ihr ausgefragt, aber die wussten nur, dass Martha ihr ein Dachzimmerchen gegeben hatte. Trotzdem waren die Huren nicht gut auf Zita zu sprechen, sie glaubten, dass Martha sie bald überreden würde, für sie zu arbeiten, und das wäre eine harte Konkurrenz.
Mittags kam Ebel von seinem Altstadtrundgang. Er machte ein ernstes Gesicht. «Irgendjemand verbreitet in der Stadt, dass der Salon Ihrer Frau den Dieben ihre Informationen geliefert hat.»
«Wer?», rief Robert. «Wenn das jemand von unseren Leuten war, dann gnade ihm Gott.»
«Nein, ich denke nicht, dass es jemand von uns war. Die Dienstmädchen reden darüber, und in einigen Kneipen war es auch Gesprächsstoff. Ich glaube eher, dass Simon Weber darüber geredet hat, bevor wir ihn festgesetzt haben.»
Robert nahm sich vor, wenn er zum Mittagessen nach Hause ging, mit Simon ein ernstes Wörtchen zu reden.
«Wenn das bekannt wird und die Leute eins und eins zusammenzählen, wird Lina Zita entlassen müssen.»
«Wir wissen ja, wo wir sie finden», sagte Ebel leichthin. «Einmal Hure, immer Hure.»
«Ich glaube, ich würde mich oft sehr viel wohler fühlen, wenn ich zu allem eine solch feste Meinung hätte wie Sie, Ebel.» Die anderen lachten über Roberts Bemerkung. «Ist eigentlich Dr. Demuth schon wieder aufgetaucht?»
«Nein. Niemand hat ihn gesehen. Seit der mit dem Schlapphut ihn fortgetragen hat, fehlt uns jede Spur.»
«Haltet weiter die Augen auf.» Robert lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Dinge spitzten sich zu, aber leider nicht so, wie er es gern gehabt hätte.
14. K apitel
Lina wunderte sich. Trotz der am nächsten Tag bevorstehenden Hochzeit der Borgemeister-Tochter sagten die Kundinnen reihenweise ihre letzten Anproben ab. Als die vierte Absage vom Dienstmädchen der von Eickens überbracht wurde, nahm Lina das Mädchen beiseite.
«Betti, wir kennen uns doch schon recht lange …»
«Ja, Frau Borghoff.»
Lina hatte die junge Betti einen Rock auf Raten abzahlen lassen, damit sie sich bei ihren jetzigen Herrschaften vorstellen konnte.
«Ich weiß, du bist der Familie von Eicken eine treue Angestellte, und ich will nicht, dass du mir irgendwelche Geheimnisse verrätst – aber ich wüsste schon gern den wahren Grund, warum Frau von Eicken nicht zur letzten Anprobe kommt. Wir haben hier viel Arbeit in das Kleid gesteckt.»
Betti zierte sich ein bisschen, aber dann rückte sie damit heraus, dass am Morgen Frau Liebrecht ins Haus gekommen war und erzählt hatte – was Betti natürlich nur mitbekommen hatte, weil sie gerade nebenan Silber putzte und die Tür offen stand –, jedenfalls hatte Frau Liebrecht erzählt, dass es im Modesalon der Frau Borghoff eine Spionin gebe, die den schrecklichen Dieben erzählt habe, wo all die Reichtümer und Schmuckstücke in den Häusern der Kundinnen zu finden waren.
«Und sie sagte auch, dass es die neue dunkelhaarige Näherin sein müsse, die aussehe wie eine Zigeunerin.» Betti senkte die Stimme. «Ich konnte das kaum glauben, aber Frau Liebrecht meinte, alle überfallenen Familien seien Ihre Kundinnen. Und dann sagte sie noch, dass Ihr Mann, der Herr Commissar, möglicherweise absichtlich darüber hinwegsieht.»
Damit hatte Frau Liebrecht ja nicht einmal unrecht, auch wenn es einen guten Grund dafür gab.
«Also, ich glaube nicht, dass bei Ihnen solch schlimme Dinge geschehen», sagte Betti zum Abschluss.
«Ich danke dir für deine Ehrlichkeit», antwortete Lina und versuchte zu lächeln. Aber eins war klar: Auf das Geschäft kamen schlimme Zeiten zu.
Als Robert zum Mittagessen nach Hause kam, wunderte sie sich gar nicht, dass er bereits von der Sache wusste.
«Fünf Kundinnen haben ihre Anproben abgesagt, und ich denke nicht, dass sie die Kleider noch abholen werden. Ein Riesenverlust für das Geschäft.»
Robert nickte. «Ebel hat es heute Morgen beim Rundgang durch die Dienstmädchenpost erfahren. Er verdächtigt Simon – der muss geredet haben, bevor wir ihn festgenommen haben.»
«Gut möglich. Er hatte zumindest bis dahin keinen Grund, uns wohlgesinnt zu sein. Und wenn er der Einzige war, der das Gerücht gestreut hat, erklärt das auch, warum es so lange
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