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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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amerikanische Pistolen, wie der Commissar mit Schrecken erkannte.
    Für Zita schien die Zeit stehenzubleiben. Nach einer kleinen Ewigkeit – wie ihr vorkam – hörte man wieder einen Schuss. Die Bewegung von Kellerers Finger am Abzug schien sich bis ins Unendliche zu verlangsamen, bis der Schuss losging und Robert zu Boden sank. Mathis hatte ihn ins Bein getroffen. Robert stöhnte. «Mina. Ich hätte es wissen müssen.»
    «Keine langen Spielchen, Mathis», sagte sie und zielte auf ihren am Boden liegenden Schwager. «Wenn er tot ist, habe ich meine Rache.»
    «Und das reicht dir? Kein langes Leiden?», fragte Kellerer enttäuscht.
    «Dazu ist keine Zeit. Außerdem geht es nicht darum, dass
er
leidet. Meine Schwester wird sehr lange leiden, da sei dir sicher.» Dann drückte sie ab. Die Kugel traf Robert in die Brust. Zita schrie entsetzt auf und hatte fast das Gefühl, als sei sie selbst getroffen worden. Was hatte sie getan   …
    «Schafft ihn weg», sagte Mathis zu den Leuten, die wohl gerade die Polizeidiener beseitigt hatten. «Wir müssen hier durch, wenn wir zu den Booten wollen.»
    Zita, die immer noch auf dem Boden lag, sah noch einmalzu Borghoff hinüber und versuchte, irgendein Lebenszeichen auszumachen. Man zog ihn in den anderen Gang, und unter ihm kam eine kleine Blutlache zum Vorschein.
    Niemand beachtete Zita. Langsam kroch sie rückwärts den Gang entlang. Als sie sich einige Meter entfernt hatte, stand sie auf und rannte so schnell sie konnte.
    Jetzt hatte Kellerer sie bemerkt und schickte ihr eine Kugel hinterher.
    «Lass sie!», sagte Mina. «Sobald sie merkt, dass ihre Tochter hier bei uns ist, wird sie schon wiederkommen.»
     
    Zita vermutete Resi im Haus. Sie war in einen der abzweigenden Gänge geflüchtet. Der Schock über das Geschehene saß tief. Obwohl sie die ganze Zeit über gewusst hatte, was sie tat, hatte sie versucht, nicht über die Konsequenzen nachzudenken. Sie hatte alles falsch g1emacht und den Commissar in den Tod geschickt. Langsam erkannte sie, dass sie trotz aller Gewissheit, dass die Bande hier unten auf der Lauer lag, die Hoffnung gehabt hatte, Robert könne es überleben. Und helfen, ihr Kind zu retten. Jetzt war er tot, und es war niemand mehr da, der ihr helfen konnte. Und sie wusste, dass es nie ein Ende haben würde mit dem Morden, den Lügen und den Erpressungen, wenn der Greifer diesmal wieder entkam.
    Kellerer und Mina waren nicht in Richtung Haus abgebogen, sondern den Gang weitergelaufen, von dem Zita nicht wusste, wohin er führte. Das Haus war die einzige Möglichkeit, aus dem Labyrinth der Gänge zu entkommen. Und obwohl sie sich ein paarmal verbergen musste, weil jemand mit einer schweren Last ihr entgegenkam, gelangte sie unbehelligt hinein.
    Das Haus schien leer. Zita griff sich das Schüreisen vom Kamin, öffnete eines der großen, von außen mit Holz vernagelten Fenster und begann, die Latten aufzuhebeln.
    Doch sie war nicht allein. Sie wusste, noch waren ein paarvon Kellerers Leuten damit beschäftigt, die größeren Beutestücke in die Tunnel zu bringen. Aber es war Pepi, die Zita entdeckte.
    «Was machst du da?», schrie sie. «Wenn sie uns sehen!»
    «Sollen sie doch.»
    «Und deine Tochter?»
    «Ist sie denn nicht hier?»
    Pepi schüttelte nur den Kopf. Zita hielt einen Moment inne. Das konnte doch nicht sein! Dann mussten Mina und Kellerer sie mitgenommen haben. Zita zögerte nicht lange. Wenn sie jetzt schnell war, konnte sie sie vielleicht noch retten.
    Pepi wollte Zita daran hindern, die nächste Latte abzureißen, aber Zita, die nichts mehr zu verlieren hatte, drohte ihr mit dem Schüreisen. «Ich schlag dich tot, wenn du mir zu nahe kommst!»
    Der Lärm hatte inzwischen auch ein weiteres Bandenmitglied aufmerksam gemacht. Aber als der Mann im Salon erschien, war Zita bereits auf das Fensterbrett geklettert.
    «Halt!», schrie er, doch sie zögerte keinen Moment, sprang hinaus auf die Straße und rannte los zum Rathaus. Einen Polizisten gab es dort ja noch. Und der könnte die anderen alarmieren.
    Keuchend erreichte sie das Gebäude und riss die Tür auf. «Hallo, ist da wer? Ich brauche dringend Hilfe!» – Alles blieb still.
    Sie stürmte zu den Polizeiräumen, doch das Stehpult, an dem Fricke vor einer Stunde noch gearbeitet hatte, war verwaist.
    Verzweifelt ließ sich Zita einen Moment auf die Wartebank sinken. Was sollte sie nur tun? Robert Borghoff lag tot da unten in den Gängen, und die beiden Polizeidiener waren wahrscheinlich

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