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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ebenfalls tot, das Rathaus war leer – wer sollte die Greiferbande jetzt noch aufhalten?
    Frau Borghoff
,
schoss es ihr durch den Kopf. Ich muss zu Frau Borghoff   …
     
    Mitten in der Nacht wachte Lina auf. Sie hatte schlecht geträumt, und der Schweiß stand ihr noch auf der Stirn. Sie versuchte sich an den Traum zu erinnern, doch da waren nur die Schmugglergänge, durch die sie gelaufen war – ein endloses Labyrinth unter der Stadt, und sie konnte den Ausgang nicht finden.
    Kein Wunder bei all der Aufregung in den letzten Tagen, sagte sie sich. Der glücklichen, weil Georg noch am späten Abend seine Familie zurück nach Hause geholt hatte. Und der schlimmen, weil die Diebe wieder zugeschlagen hatten. Und Antonies Spukgeschichten hatten sicher auch dazu beigetragen, dass ihr alter Albtraum sich wieder einmal gemeldet hatte, der sie verfolgte, seit sie damals Reppenhagen in die Hände gefallen und in die Gänge verschleppt worden war.
    Sie zündete eine Kerze an und sah, dass die Kaminuhr halb vier anzeigte. Roberts Bett neben ihr war immer noch leer, aber das war ja kaum verwunderlich.
    Sie blies die Kerze wieder aus und versuchte zu schlafen, doch dann nahm sie einen Schmerz in ihrer Brust wahr. Sie setzte sich auf und versuchte, ruhig zu atmen. Fast eine Stunde saß sie so im Bett, der Schmerz ließ nur langsam nach.
    In diesem Moment schlug jemand laut an die Haustür.
    Der Schmerz verschwand.
    Lina wollte aufstehen, denn das laute Klopfen nahm kein Ende, da hörte sie aber schon Finchen, die durch den Laden aus dem Nebenhaus kam.
    Keine Minute später stand Finchen in ihrer Tür, sie hatte nicht einmal angeklopft.
    «Ich helfe Ihnen bei Ihren Schuhen, Frau Borghoff», sagte sie und kniete bereits auf dem Boden. «Da unten ist Zita. Esist etwas passiert mit Ihrem Mann, so viel habe ich von dem verstanden, was sie gesagt hat.»
     
    Zitas Geschichte war keine, die schnell erzählt werden konnte, und sie redete wie ein Wasserfall. Bald hatte Lina verstanden, dass Zita Robert auf Befehl von Mina und ihrem Liebhaber in die Schmugglergänge gelockt hatte – und dass er und vermutlich zwei Polizeidiener tot waren. Und sie hatte verstanden, dass die verzweifelte Zita das alles nur getan hatte, um ihre kleine Tochter zu schützen. Das erklärte einiges, entschuldigte aber nicht, dass sie andere in Gefahr gebracht hatte.
    Robert war tot. Tot. Und schuld daran war Zita, die wie ein Häufchen Elend in sich zusammengesunken war und leise schluchzte.
    «Ich musste doch Resi retten», stieß sie immer hervor.
    Lina atmete tief durch. Nicht dass sie Zita jemals würde verzeihen können. Aber für Wut und Trauer war jetzt keine Zeit.
    «Was haben Sie vor, Frau Borghoff?», fragte Finchen.
    Inzwischen hatte sich das gesamte Hauspersonal in der Küche versammelt.
    «Antonie, du weißt doch, wo der Inspektor wohnt?»
    «In der Altstadt, ich weiß», sagte Antonie.
    «Geh rüber und sag ihm, dass ich hinunter in die Schmuggelkeller gehe.»
    «Aber Frau Borghoff!»
    «Die haben Pistolen, Frau Borghoff», sagte Zita.
    Lina nickte. «Rose, der Baron hat doch auch Waffen in seinem Haus, oder?»
    «Ja, sie sind noch hier in der Harmoniestraße.»
    «Dann hol alles, was du finden kannst.» Rose, obwohl im Schlafrock, nahm den Schlüssel vom Brett und rannte los.
    «Können Sie mit Waffen umgehen, Frau Borghoff?» Dietrich hatte bisher nur dabeigestanden und kein Wort gesagt.
    «Nein.» Lina wurde unruhig. Solange sie das Gefühl hatte, etwas tun zu können, musste sie nicht darüber nachdenken, dass Robert tot war.
    «Aber ich», sagte Zita leise. «Sie haben meine Tochter. Ich werde Ihnen helfen.»
    «Dir gibt keiner eine Waffe in die Hand, du Verräterin», sagte Dietrich mit einem abfälligen Blick auf sie. «Ich war beim Militär, Frau Borghoff. Ich werde die Waffe nehmen.»
    «Vielleicht sollten wir hierbleiben und schauen, was die Polizei tun kann», sagte Maria.
    «Nein», Lina schrie fast. «Ich muss ihn finden. Vielleicht lebt er ja noch!»
    Finchen sah Zita an, die unmerklich den Kopf schüttelte. Und dann nahm sie Lina einfach in den Arm, und die begann endlich zu weinen.
    «Er ist nicht tot, Finchen, er kann nicht tot sein. Ich muss ihn finden!»
    Finchen streichelte ihr über den Rücken. «Wir kommen ja mit! Nicht wahr, Dietrich?»
    Der nickte.
    Als Rose zurückkam mit zwei leichten Jagdgewehren, altmodischen Duellpistolen, die der Baron nur wegen der verzierten Griffe besaß, und einem amerikanischen Revolver, hatte

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