Das Dunkle Netz Der Rache
fühlen, wird ein Officer kommen und Ihre Aussage aufnehmen. Sie können allein mit ihm sprechen, oder eine der Schwestern bleibt bei Ihnen – ganz wie Sie wünschen. In der Zwischenzeit sind Sie hier in Sicherheit. Das verspreche ich Ihnen. Niemand kann Ihnen weh tun.«
»Randy Schoof.«
Die Schwester erstarrte, eine Hand auf der Steuerung des Betts. »Was?«
»Randy Schoof. Hat mich geschlagen.« Vor Erschöpfung zitternd, sank sie mit dem Bett zusammen zurück.
»Ganz ruhig«, sagte die Schwester automatisch.
»Randy Schoof«, wiederholte Becky. Ihre Augen fielen zu. »Weh getan.«
»Das Medikament wird bald wirken.« Die Schwester sah zur Wanduhr. Dr. Gupta würde nicht kommen, bevor sie ihn rief. Sie schaute zu dem Telefon an der Wand hinter ihrer Station. Nur intern. »Ruhen Sie sich aus«, sagte sie. »Ich gebe Dr. Gupta Bescheid, dass Sie aufgewacht sind. Versuchen Sie, nicht zu sprechen.«
Sie durchquerte das weiße Zimmer. Die Türen öffneten sich zischend und schlossen sich hinter ihr. Sie bog rechts in den Gang ab, an dessen Ende das Schwesternzimmer leuchtete wie das Licht am Ende eines düsteren Tunnels.
»Stacy?« Überrascht blickte die Oberschwester auf.
»Könntest du für fünf Minuten den Aufwachraum übernehmen? Die Patientin ruht sich noch aus. Du musst überhaupt nichts tun.«
Stacy runzelte die Stirn. »Du hast doch gar keine Pause.«
»Bitte? Ich muss dringend zu Hause anrufen. Du weißt doch, wie das ist.«
Stacy stöhnte theatralisch und erhob sich von ihrem Stuhl. »Ihr Mädchen mit Kleinkindern. Ich schwöre, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Ein Dorf voller Aushilfen.«
»Danke.« Sie schwang sich hinter den Tresen und hatte die Hand schon am Telefon, als Stacy ihr auf halbem Weg den Gang hinunter noch etwas zurief.
»Rachel? Du schuldest mir was.«
»Versprochen.« Rachel Durkee zwang sich zu lächeln, ehe sie den Hörer abnahm. Sie musste ihre Schwester anrufen. Schnell.
15:00 Uhr
Shaun fuhr in die Garage und wartete, bis sich das Tor hinter ihm geschlossen hatte und die fluoreszierende Beleuchtung angegangen war, ehe er ausstieg. Angeekelt starrte er auf den karamellfarbenen Ledersitz, der jetzt aussah, als hätte ein riesiges Baby daraufgepinkelt. Gott allein wusste, ob man den wieder reinigen konnte.
Er schlug die Fahrertür zu, zog die Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür zum Durchgang auf. Er streifte die mit Schlamm und Laub verkrusteten Schuhe ab und ging auf Strümpfen durch die Küche und die Treppe hoch. Jeremy war sicherlich bei der Arbeit, und die Putzfrau kam samstags nicht, aber er machte sich Sorgen, dass Courtney schon von dieser Kirchensache zurück sein könnte.
Er schlüpfte ins Gästebad, verriegelte die Tür, zog sein blutiges Hemd und die Hose aus und warf sie in die Badewanne. Sein Arm sah furchtbar aus – eine tiefe, blutverkrustete Bisswunde, umgeben von pflaumen-und indigoblauen Blutergüssen. Die Haut um den Biss herum wirkte bereits entzündet. Er erinnerte sich aus Jeremys Kindergartenzeit, in der Beißen die normale Währung seiner Altersgruppe gewesen war, dass der menschliche Mund wesentlich mehr Bakterien und Krankheitserreger beherbergte als der jeden Tieres. Konnte man von einem Menschenbiss Tetanus bekommen? Aber es war sowieso egal – er würde verdammt sicher zu keinem Arzt gehen, um sich behandeln zu lassen. Er wandte sich zum Medizinschränkchen und erstarrte, als er sein Gesicht im Spiegel erblickte.
Er sah grauenhaft aus. Seine Nase war geschwollen, unter seinen Augen bildeten sich violette Ringe. Am Kinn hatte er eine Schramme, und auf seiner Stirn bildete sich ein Hörnchen. Er sah aus, als hätte er eine üble Prügelei hinter sich. Courtney würde ausflippen.
Shaun riss die Tür auf und griff nach dem Wasserstoffperoxid. Er schraubte es auf, streckte den Arm über die Wanne und goss die Hälfte davon über seine Wunde.
Er unterdrückte einen Schrei. Allmächtiger, das brannte. Das Peroxid blubberte wie wild in der Bisswunde. Er drehte den Hahn auf, und während das Antiseptikum seine Aufgabe erfüllte, nahm er einen Waschlappen, um das getrocknete Blut zu entfernen. Er ließ die Wanne volllaufen und seine Kleidung einweichen, während er die Bisswunde verband. Er schrubbte sein Gesicht und rieb etwas antibiotische Salbe in die Schramme. Außer sich an Courtneys Kosmetika zu vergreifen, gab es nichts, was er gegen die Blutergüsse unter seinen Augen tun konnte.
Er beugte sich näher
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