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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Scheußlichkeit.«
    Clare schaute sich um, betrachtete die klaren Linien des heutigen Haudenosaunee. »Hat die Familie damals dieses Haus gebaut?«
    »Nein, das geschah, als Eugenes Großvater versuchte, das alte Gemäuer zu modernisieren. Offensichtlich hatte es dem alten van der Hoeven nicht gereicht, Burgen zu bauen. Er wollte im Mittelalter leben.« Russ tippte sich beziehungsvoll an die Schläfe.
    »Du meinst …«
    »Kein fließendes Wasser, kein Strom, keine Zentralheizung. Tatsächlich hat er die Badezimmer, die in den 1880ern hochmodern waren, abgeklemmt und Plumpsklos installiert.«
    Clare schnitt eine Grimasse.
    »Genau. Und als sein Sohn das Anwesen erbte, entschied er, dass es den Ärger nicht wert war, das vierzehnte Jahrhundert für Menschen bewohnbar zu machen, und ließ dieses Haus bauen.«
    »Was passierte mit dem alten?«
    Russ’ blaue Augen verdunkelten sich. »Es brannte ab.«
    Erkenntnis dämmerte. »War das Eugenes Unfall?«
    Er nickte. »Wer auch immer behauptet, Geld würde alle Probleme lösen, kennt die van der Hoevens nicht.«
    Sie erklomm den Hocker neben Russ, als der Brief und das Flugblatt in ihrer Tasche knisterten. Apropos Probleme. Sie zog sie heraus. »Schau dir das mal an.« Sie streckte sie ihm entgegen. »Hast du schon mal von dieser Organisation gehört?«
    Er überflog den Brief und schlug die Broschüre auf. »Eine dieser radikalen Umweltschutzgruppen, oder? Wie Earth First? Freiwillige, die auf Bäumen leben, so in der Art?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eher Bäume mit Stacheln spicken und die Ausrüstung der Holzfäller in die Luft jagen. Die Planetenbefreiungsarmee glaubt an eindeutige Aktionen.«
    »Das wäre ziemlich eindeutig, stimmt.« Er las die Rückseite des Flugblatts. »Hier steht nichts von den Adirondacks. Und mir ist auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass sie in unserer Gegend operieren.« Er sah sie an. »Woher hast du das?«
    Sie hatte sich eine Antwort zurechtgelegt, als sie Lisa überredet hatte, ihr die Dokumente anzuvertrauen. »Sie waren hier in der Küche.« Sie zog die Schublade auf und warf die restlichen Flugblätter auf die Weinkisten, so wie Lisa es getan hatte. »Ich habe die Schubladen aufgemacht, auf der Suche nach Küchengeräten und so.« Na also. Die reine Wahrheit. »Hier sind noch mehr im selben Tenor.«
    Er blätterte die Broschüren durch. »Die könnten jedem gehören.«
    »Hier leben aber nur Eugene und Millie. Von denen einer vermisst wird.«
    »Du glaubst, das hier könnte etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben?«
    »Sie hat ihnen Geld gegeben. Das ist nicht gerade die jährliche Spende an einen Wohltätigkeitsverein. Diese Typen schicken keine vorgedruckten Dankeskarten und Kalender.«
    Er warf noch einen Blick auf die Blätter. »Falls sie der naturliebende Rettet-die-Erde-Typ ist, bekommt sie vermutlich von allen möglichen Organisationen Bettelbriefe. Weiß der Himmel, meine Mutter tut das auch.« Russ’ Mutter war Umweltaktivistin, deren diverse Anliegen und Feldzüge ihrem Sohn einem Magengeschwür immer näherbrachten. »Adirondack Conservancy. Stoppt die Bagger! Mütter gegen Nuklearabfalldeponien – Mom unterstützt sie alle. Das heißt aber nicht, dass sie vorhat, Nine Mile Point in die Luft zu jagen.«
    Clare winkte ab. »Aber was, wenn sie es tut? Millie van der Hoeven, meine ich, nicht deine Mutter.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Und das hier beweist das?« Er gab ihr einen Klaps mit der Broschüre. »Ein Brief mit der Bitte um ein Gespräch und ein Hetzblatt über die Übel der Landerschließung? Das macht noch keine Terroristin aus ihr.«
    »Das behaupte ich ja auch gar nicht. Aber wir haben hier eine junge Frau, die sich angeblich in den Wäldern auskennt und nach einem späten Abendessen zu einem Spaziergang aufbricht. Sie hat jeden Sommer ihres Lebens direkt hier in den Bergen verbracht. Und die verirrt sich? Am selben Tag, an dem sie das Land ihrer Familie an einen internationalen Holzkonzern verkaufen soll?«
    »Der es dann der Adirondack Conservancy Corporation überschreibt. Die wollen hier keinen Kahlschlag betreiben. Sie wollen der Landerschließung ein Ende setzen. Und dem Holzfällen. Die Leute von der PLA sollten vor Glück tanzen, wenn sie davon wissen.«
    Sie dachte daran, was Lisa gesagt hatte. Über sich verirren im Wald als überzeugendes Alibi. »Vielleicht hat es gar nichts mit Haudenosaunee zu tun. Oder vielleicht doch. Vielleicht gefiel ihr die Vorstellung nicht, an – wie heißen die noch?

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