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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Sicht kam, die die Muddy Brook Road kreuzte.
    »Jetzt links. Ja. Ich glaube, sie und sein Vater waren schon eine Zeitlang geschieden, aber sie war oben im Camp zu Besuch. Ich habe gehört, sie hätte nach alten Möbeln gesucht, die sie in ihrem neuen Haus aufstellen wollte. Mr. van der Hoeven, na ja, damals war er noch Eugene, oder? Erst vierzehn Jahre alt. Er half ihr dabei.«
    »Wie kam es zu dem Brand?«
    »Weiß ich nicht. Ich hätte auch nichts von seiner Mutter gewusst, aber die alte Frau, die vor mir dort geputzt hat, hat mir alles erzählt, als ich die Stelle übernommen habe.«
    »War die Scheidung schlimm? Von Eugenes Mutter und Vater?«
    »Angeblich war alles eitel Sonnenschein. Was immer ihn kaputt gemacht hat, man kann es nicht auf eine schlimme Kindheit schieben.« Eine kurze Pause. Clare wartete und wurde nicht enttäuscht. »Sch…« Lisa schlug sich die Hand vor den Mund, bevor ihr ein Schimpfwort herausrutschte. Sie sah Clare aus riesigen Augen an. »Ich hab vergessen, dass Sie Pastorin sind. ›tschuldigung.«
    »Kein Problem. Ich hab das Wort schon mal gehört. Ein oder zwei Mal hab ich es sogar selbst benutzt.«
    »Ehrlich?« Lisa riss ihren Blick von Clare los. »Da. Da ist unsere Einfahrt.«
    Clare bog auf eine holprige Zufahrt ab, die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der von Haudenosaunee aufwies, einschließlich der nierendurchrüttelnden Unebenheiten und auspuffruinierenden Schlaglöcher. Sie staunte immer wieder über viele Bewohner der Adirondacks, deren Zufahrten länger waren als eine durchschnittliche Vorstadtstraße.
    Auf dem Hof standen mehrere Autos, von denen keines im Geringsten fahrtüchtig wirkte. Sie parkte in der Nähe der tristen Treppe, die zu einer schmucklosen Haustür führte. Das Haus in der Mitte einer großen Fläche abgestorbenen Rasens wirkte unsagbar einsam. Keine Blumen, keine Sträucher, nichts außer den endlosen Wäldern, die sich in alle Richtungen erstreckten. Lisa stieg aus dem Auto.
    »Sicher, dass Sie allein zurechtkommen?«, erkundigte sich Clare.
    »Na klar.« Sie lächelte schief. »Ich weiß nicht, wer es war, aber ich garantiere Ihnen, wer immer Millie van der Hoeven überfallen hat, ist nicht hinter mir her.«

13:00 Uhr
    Millie hätte nie geglaubt, dass die Angst um ihr Leben von schierer Langeweile weggeschwemmt werden könnte. Zuerst hatte sie mit vor Furcht und Zorn hämmerndem Herzen neben der Tür gelauert. Später war sie entlang der Wände rund um das Zimmer gehoppelt, hatte, so gut es ging, durch die Schießscharten gespäht und war wieder und wieder ihren Plan durchgegangen. Während die Zeit verging und die Sonne sich von den Holzböden zurückzog, fiel es ihr immer schwerer, sich zu konzentrieren – auf ihren geplanten Angriff, auf ihren Zorn, selbst auf ihre Angst vor dem, was vor ihr lag.
    Das Adrenalin, das sie zuvor angetrieben hatte, verebbte und ließ sie frierend, zittrig und erschöpft zurück. Sie hatte den Eimer noch zwei Mal benutzt, immer erfolgreich. Sie versuchte, die krampfartigen Schmerzen in ihren Schultern zu lindern, indem sie sich gegen die Steine lehnte, sich auf die verbliebene Decke setzte und dann auf der Seite hinlegte. Sie war kurz davor, einzudösen, nur um vom entfernten Krächzen eines Raben aufgeschreckt zu werden.
    Die Langeweile schmerzte ebenso wie ihre Schultern und Gelenke – nichts zu tun, nichts zu beobachten, nicht mal ihre Stimme als Gesellschaft. Sie begann sich nach der Rückkehr ihres Kidnappers zu sehnen, nicht so sehr, weil sie dann fliehen konnte, sondern weil das endlose monotone Warten endlich vorüber wäre.
    Außerdem hatte sie Hunger und Durst. Seit gut einer Stunde knurrte ihr der Magen, und hinter dem Knebel war ihr Mund so trocken wie ein Papiertuch.
    Was, wenn niemand kam?
    Was, wenn man sie nicht entführt hatte, um Lösegeld zu erpressen, sondern um Rache zu nehmen? Auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, wer so etwas tun würde und gegen wen die Rache gerichtet sein sollte. Hin und wieder hatte ihre Mutter andere Matronen in Palm Beach, mit denen sie Bridge spielte, gegen sich aufgebracht, aber diese Damen würden sich wohl eher rächen, indem sie über ihr Facelifting klatschten als ihre Tochter zu entführen. Eugenes arme Mutter, die vielleicht einen Groll gegen die Frau gehegt hätte, die ihr den Ehemann gestohlen hatte, war tot. Und Louises Mutter war außer ihren Pferden alles völlig gleichgültig.
    Millie rollte sich unter Schmerzen von der Seite auf den Rücken und

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