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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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Haus, gab mir Mistress Coyle eine Antwort auf meine Fragen.« Er hält inne und schaut nach oben. »Da kommen sie.«
    Die Fledermäuse schwärmen aus den Höhlen, als ob jemand die Welt auf die Seite gekippt und sie über unseren Köpfen ausgeschüttet hätte – ein dunkler Schwarm, der sich sogar vom nächtlichen Himmel abhebt.
    Das laute Rauschen ihrer Flügel macht es eine Minute lang unmöglich weiterzureden, also sitzen wir stumm da und sehen ihnen zu.
    Ihre behaarten Flügel sind bestimmt zwei Meter lang, sie haben kurze, stummelige Ohren und an jeder Flügelspitze einen grün leuchtenden Punkt, mit dem sie irgendwie die Motten und Insekten, die sie jagen, verwirren und betäuben. Die Punkte leuchten in der Nacht und breiten für kurze Zeit einen Teppich aus hüpfenden Sternen über uns aus. Wir sitzen da, und das Geräusch ihrer Flügelschläge, ihr Fiepen und ihr Lärm, der Ruf Fliegen, fliegen, weg, weg, weg – all das hüllt uns ein.
    Es dauert keine fünf Minuten, und alle sind im Wald verschwunden, erst kurz vor dem Morgengrauen werden sie wieder zurückkehren.
    »Es liegt etwas in der Luft«, sagt Lee in die darauffolgende Stille hinein. »Das brauche ich dir nicht erst zu sagen. Ich weiß nicht was, aber ich werde weitermachen, denn es gibt noch einen Ort, an dem ich die beiden suchen kann.«
    »Wenn du gehst, dann gehe ich mit«, sage ich entschlossen.
    »Sie wird es nicht erlauben.« Er dreht sich zu mir. »Aber ich verspreche dir, ich werde Todd suchen. Ich werde nach ihm genauso Ausschau halten wie nach Siobhan und meiner Mutter.«
    Eine Glocke ertönt im Camp, ihr Läuten zeigt an, dass alle, die zu dem Kommandounternehmen eingeteilt waren, sich in die Stadt aufgemacht haben, und alle, die zurückgeblieben sind, sich zur Ruhe begeben sollen. Lee und ich bleiben noch ein Weilchen im Dunklen sitzen, seine Schulter lehnt an meiner, und meine schmiegt sich an ihn.

24
    Gefängnismauern
    [TODD]
    »Nicht schlecht«, sagt der Bürgermeister, der auf Morpeth sitzt. »Gar nicht schlecht für ungelernte Arbeiter.«
    »Wir hätten noch mehr geschafft«, sagt Davy, »aber es hat geregnet und dann war alles nur noch Schlamm.«
    »Nein, nein«, sagt der Bürgermeister und sieht sich auf dem Gelände um. »Das habt ihr großartig gemacht, ihr beide, ihr habt sehr viel in einem Monat geleistet.«
    Wir nehmen uns alle einen Augenblick Zeit, um zu betrachten, was wir Großartiges geleistet haben. Wir haben die Fundamente für ein langes Gebäude gegossen. Alle Verschalungen stehen, bei manchen haben wir sogar schon angefangen, sie mit Steinen auszumauern, die wir von den kleinen Mäuerchen im Klostergarten genommen haben, und die Plane schützt uns wie ein Dach. Es sieht beinahe schon wie ein richtiges Gebäude aus.
    Er hat Recht, was wir geschafft haben, ist großartig.
    Wir beide und 1150 Spackle.
    »Ja«, wiederholt der Bürgermeister, »ich bin sehr erfreut.«
    Davys Lärm nimmt eine blassrosa Färbung an, mir wird übel davon.
    »Was soll das nun werden?«, frage ich.
    Der Bürgermeister schaut mich an. »Was soll was werden?«
    »Das da.« Ich zeige auf das Gebäude. »Wozu soll dieses Haus dienen?«
    »Ihr baut es zu Ende, Todd, und ich verspreche euch, ihr werdet zur großen Eröffnungsfeier eingeladen.«
    »Also ist es nicht für die Spackle?«
    Der Bürgermeister runzelt die Stirn. »Nein, Todd, das ist es nicht.«
    Ich kratze mich am Nacken, und ich höre ein Rasseln in Davys Lärm, ein Rasseln, das immer lauter wird, weil er denkt, ich will ihm diesen einen Augenblick des Ruhms verderben. »Es ist nur, weil in den vergangenen drei Nächten schon Frost herrschte, und es wird immer kälter.«
    Der Bürgermeister wendet das Pferd und schaut mich an. Menschenfohlen , denkt das Pferd. Menschenfohlen geht aus dem Weg.
    Ohne nachzudenken, trete ich einen Schritt zurück.
    Der Bürgermeister zieht die Augenbrauen hoch. »Braucht ihr Heizöfen für euere Arbeiter?«
    »Na ja …« Ich schaue auf den Boden, auf das Gebäude, auf die Spackle, die sich die größte Mühe geben, am gegenüberliegenden Ende des Felds zu bleiben, so weit weg wie möglich von uns dreien. »Es könnte schneien«, sage ich. »Ich weiß nicht, ob sie das überleben werden.«
    »Oh, sie sind zäher, als du glaubst, Todd.« Der Bürgermeister spricht leise, und es schwingt etwas in seiner Stimme mit, was ich mir nicht erklären kann. »Viel zäher.«
    Ich blicke wieder zu Boden. »Ja«, sage ich. »Schon gut.«
    »Der Gefreite Farrow soll

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