Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)
Der öffentliche Dienst, so dachte sie, gab Sicherheit und würde ihrem Sohn die Existenzängste nehmen, die sie selbst Tag und Nacht verfolgten.
Und die auch bis heute nichts davon wusste, dass er vor drei Jahren seinen Job beim Bundeskriminalamt aufgegeben hatte und nun freier Ermittler war.
Jemand legte eine Hand auf seine Schulter. Es war Dr. Dietsche.
»Georg«, sagte er, »du hast deiner Mutter wahrscheinlich das Leben gerettet. Sie kam spät ins Krankenhaus, aber nicht zu spät.«
Nachdem der Arzt gegangen war, blieb Georg noch eine Weile im Vorraum. Schließlich stand er auf. Er ging hinunter auf den Parkplatz des Krankenhauses, stieg in den Wagen und fuhr zurück nach Stuttgart.
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18. Die Milliardärsparty
Die Milliardärsparty fand in Reutlingen statt. Georg Dengler parkte den A6 in einer Seitenstraße, nahe bei der groß angelegten Villa. Martin Klein überprüfte seine Frisur in dem kleinen Spiegel der Sichtblende auf der Beifahrerseite. Olga saß auf dem Rücksitz. In zwei Stunden sollte die Party beginnen. Dengler drehte sich zu Olga um.
»Versprich mir: keine Diebstähle, keine geplünderten Brieftaschen, keine gestohlenen Broschen!«
Olga legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Georg, ich würde niemals etwas tun, was dir schadet. Ich versprech's.«
Sie streckte drei Finger wie zum Schwur in die Höhe.
»Wir führen anschließend eine sehr gründliche Leibesvisitation durch«, sagte Klein mit gespieltem Ernst.
Olga lachte und schnitt eine Grimasse.
Die Frau, die sie an der Einfahrt empfing, trug eine weiße Rüschenschürze und ein Häubchen. Dengler dachte, sie könne einem englischen Film entsprungen sein. Sie führte sie hinüber zum Haus und über eine Steintreppe, die jedem Museum zur Ehre gereicht hätte, in den ersten Stock.
Sie bat sie einen breiten Flur entlang, an dessen Wände Ölgemälde mit Jagdmotiven hingen, bis zu einem Zimmer, das wohl eine Art Ankleideraum war. Dengler versank bis zu den Knöcheln in einem rosa Teppich. Auf einem schwarzen Ledermöbel, halb Stuhl, halb Liege, ruhte eine Frau im Abendkleid.
Hinter ihr stand ein moderner Tisch mit drei Glasplatten übereinander, auf denen sich alle Kosmetika dieser Welt versammelt hatten. Zwei junge Frauen machten sich an ihr zu schaffen, die eine tupfte das Gesicht mit einem feuchten Tuch, und die andere bürstete ihr Haar.
Die Frau war in einem schwer definierbaren Alter, sie wirkte füllig und kompakt, eine Mischung, die sie durch den Schnitt des Abendkleides zu korrigieren versuchte. Ihre Schultern lagen frei und zeigten sich in erstaunlich gebräunter Farbe. Das Fleisch an den Oberarmen war ebenfalls urlaubsbraun, hing jedoch bereits teilnahmslos herab.
Sie richtete sich auf, und die beiden jungen Frauen unterbrachen sofort ihr Tun.
»Sie werden uns also heute Abend bewachen«, sagte sie und musterte Dengler, Olga und Klein ungeniert. Mit Dengler schien sie zufrieden zu sein, Olga ignorierte sie, aber Martin Klein entsprach wohl nicht ihren Vorstellungen von einem Bodyguard.
»Sie! Wie lange waren Sie denn im Polizeidienst?«, wollte sie von ihm wissen und rümpfte die Nase.
Martin Klein sah zu Georg Dengler und wusste nicht, was er ihr antworten sollte. Aus Verlegenheit räuspert er sich zunächst einmal.
»Madam«, sagte Dengler und wies mit dem Daumen auf Klein, »dieser Mann ist einer der Helden von Mogadischu.« Sie war entzückt. Martin Klein blinzelte Dengler verlegen an. »Hans-Peter, Hans-Peter«, rief sie, »komm doch mal her.«
Ein hoch gewachsener, derb wirkender Mann erschien aus dem Nebenzimmer. Er trug eine schwarze Smokinghose mit Hosenträgern und ein weißes Hemd. Dengler fiel die große Nase des Mannes auf, auf deren grobporiger Haut feine rote Äderchen und einige schwarze Mitesser zu sehen waren. »Dieser Mann war in Mogadischu dabei«, rief die Frau und deutete auf Klein, der nervös von einem Bein auf das andere trat. Er sah unsicher zu Dengler herüber, der jedoch keine Miene verzog.
»Na so was«, rief der herbeigeeilte Mann, taxierte Olga mit einem Blick und schlug Martin Klein auf die Schulter, »gute Arbeit, mein Lieber. Wollen Sie einen Schnaps?«
Dengler sah, wie Klein zustimmend nicken wollte, sandte ihm einen strengen Blick hinüber und schüttelte unmerklich den Kopf.
»Äh – im Dienst trinken wir nicht«, sagte Klein, wobei es ihm nicht gelang, eine Spur des Bedauerns in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Müssen noch das Haus und das Gelände inspizieren«,
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