Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)
sagte Dengler.
»Klar müsst ihr das«, sagte der Mann und wandte sich wieder an Klein, den er für den Chef hielt, »wenn die Gäste eintreffen, dann postiert ihr euch hinter den beiden Frauen, die die Einladungen kontrollieren. Unsere Gäste sollen ruhig sehen, dass wir uns ihre Sicherheit etwas kosten lassen.«
»Aber nicht zu auffällig«, sagte seine Frau, »immer schön dezent.«
»Selbstverständlich, gnädige Frau, sichtbar im Hintergrund«, sagte Klein, dem seine Anführerrolle zu gefallen schien, und gab Dengler und Olga mit einem Kopfnicken das Zeichen, ihm zu folgen. Sie verließen das Zimmer.
Es schneite immer noch, aber das würde die Gäste des heutigen Abends nicht stören. Der größte Teil der Wiese vor der Villa war mit einer riesigen durchsichtigen und kaum wahrnehmbaren Zeltplane überdacht, die von einer raffinierten, feingliedrigen Stützkonstruktion gehalten wurde. Zu dem großen, erleuchteten Pool im hinteren Teil der Parkanlage, die die Villa umgab, war ein – ebenfalls überdachter – Gang errichtet worden. Der Boden des Parks bestand aus grünem Gras. Dengler bückte sich, aber es gab keinen Zweifel: kurz geschnittener Rasen. Im Februar? Er fühlte über das Gras und stellte staunend fest: Die Gastgeber hatten den überdachten Teil mit Kunstrasen auslegen und wahrscheinlich auch eine Rasenheizung installieren lassen. Er wollte Olga darauf aufmerksam machen, blickte um sich, doch dann sah er, dass sie gerade in die Villa zurückging.
Links neben dem Garteneingang zur Villa stand ein Bühnenpodest, auf dem eine kubanische Band ihre Instrumente stimmte. Daneben war ein antiker Holztisch aufgebaut, auf dem verschiedene Bündel brauner, getrockneter Blätter lagen. Zwei junge, karibisch aussehende Frauen in sehr kurzen Röcken saßen an dem Tisch auf zwei Holzstühlen und unterhielten sich laut auf Spanisch.
»Tabak«, sagte Martin Klein, »Georg, du glaubst es nicht, aber das sind echte Tabakblätter.«
»Wozu?«
»Keine Ahnung. Aber es ist eindeutig Tabak«.
Auf der gegenüberliegenden Seite überprüfte ein Koch in schneeweißer Uniform das Büfett.
»Kommt mal bitte mit«, sagte Olga, die aus dem Haus getreten war.
Sie folgten ihr. Olga führte sie zielsicher durch einen Seitenflur und steuerte auf die Damentoilette zu, die sich am Ende des Flurs befand. Sie öffnete die Tür. Dengler und Martin Klein blieben stehen.
»Nun habt euch nicht so«, sagte sie und winkte die beiden Männer herbei, »kommt schon rein.«
Sie trat ein und winkte erneut. Dengler und Martin Klein folgten ihr zögernd.
Der Vorraum der Damentoilette war größer als Denglers Büro und Wohnung zusammen. Gegenüber einer Spiegelfront, die die gesamte Länge des Raumes einnahm, stand ein großer Holztisch mit Flaschen und Fläschchen in unterschiedlicher Farbe. Zwei Frauen saßen davor.
»Security Check«, sagte Olga zu den Frauen. Und zu Dengler und Martin Klein gewandt: »Das sind zwei Maskenbildnerinnen aus dem Staatstheater. Sie kümmern sich um das Make-up der Damen, falls es heute Abend ein bisschen verrutscht. Und hier«, sie deutete auf eine große Zahl von Parfümflakons vor der Spiegelwand, »die Gastgeberin weiß natürlich nicht, welches Parfüm ihre Gäste benutzen. Deshalb hat sie sicherheitshalber die fünfzig teuersten hier deponiert.«
Sie hob einen Flakon mit goldgelber Flüssigkeit hoch.
»Und dort«, sie wies auf die Einbauschränke an der Seite, »sind von jeder Marke noch einmal mindestens dreißig Packungen drin. Vielleicht möchte ja ein Gast ein Parfüm mit nach Hause nehmen.«
Die beiden Maskenbildnerinnen kicherten, und Olga stapfte aus dem Raum. Dengler und Martin Klein folgten ihr zügig.
* * *
Um halb acht rief Dengler im Krankenhaus an. Seine Mutter lag noch immer auf der Intensivstation. Der Dienst tuende Arzt sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen. Sie sei noch schwach, aber ihr Zustand sei stabil. Morgen sei seine Mutter sicher wach.
Um Viertel vor acht trafen die ersten Gäste ein. In der Empfangshalle der Villa nahmen zwei Frauen den Gästen die Einladungen ab, zwei andere Mäntel, Hüte und Schals. Dengler und Klein hielten sich im Hintergrund, achteten aber darauf, dass sie von allen Ankommenden gesehen wurden. Im nächsten Raum, einer auf Barock getrimmten Prachthalle, begrüßten die Gastgeber ihre Gäste.
»Heidrun, ich liebe deine Feste«, rief eine neu angekommene Frau aus und küsste die Gastgeberin vorsichtig auf beide Wangen, »da kann ich endlich
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