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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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her. Damals ...«, er beugte sich vor, »galt ja noch Besatzungsrecht.«
    »Das bedeutet..?«, fragte Dengler.
    »Schwierige rechtliche Lage. Alles brauchte den Stempel des Stadtkommandanten. Erst den des französischen Stadtkommandanten, dann den des amerikanischen.«
    Er schob die rote Akte über den Tisch. Dengler nahm sie und blätterte darin. Den Vertrag kannte er. Doch die vor ihm liegende Fassung trug zusätzlich zum Notarsiegel noch Stempel und Unterschrift des amerikanischen Stadtkommandanten.
    »Die Zusatzvereinbarung«, sagte Dengler, »ich vermisse die Zusatzvereinbarung, von der hier die Rede ist.«
    Er schob die Akte wieder über den Tisch zurück.
    Der alte Notar nahm sie an sich und erhob sich schwerfällig. Sofort kam die braunhaarige Sekretärin herein und nahm ihn am Arm. Langsam ging er einige Schritte und wandte sich dann zu Dengler um.
    »Junger Mann«, sagte er, »lassen Sie die Dinge auf sich beruhen. Da liegt kein Segen drauf. Das ist alles lange her. In einer anderen Zeit, für die meisten Menschen in einem anderen Leben. Nehmen Sie dies als Rat eines alten Mannes, der es gut meint.«
    Dann führte ihn die Sekretärin langsam hinaus.
    Hier ist etwas oberfaul, dachte Dengler.

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    20. Einer plötzlichen Eingebung folgend
    Einer plötzlichen Eingebung folgend fuhr er nach Gündlingen. Es war halb eins, als er den Audi auf dem Firmenparkplatz abstellte und sich am Empfang der Firma Sternberg Befestigungssysteme meldete. Nein, Frau Sternberg sei nicht da. Ihr Bruder sei in seinem Atelier.
    Robert Sternberg saß in dem dritten Raum auf dem Boden. Rings um ihn lagen zahllose farbige Stäbchen. Seine Haare waren zerzaust. Er steckte Stäbchen in eine Konstruktion, die dem Eiffelturm ähnlich sah. Doch dieser Turm neigte sich bedenklich nach rechts.
    »Es ist eine große Scheiße«, begrüßte ihn Sternberg.
    Dengler runzelte die Stirn.
    »Die Stäbchen, die die neuen Maschinen ausspucken, verhalten sich nicht wie geplant. Sobald eine Konstruktion mehr als zwölf Stäbchen übereinander aufweist, biegt sich das Ganze unter seinem Eigengewicht. Absolut katastrophal.«
    »Soll das der Eiffelturm sein? Das Ding sieht eher aus wie der schiefe Turm von Pisa.«
    »Keine Witze. Die Maschinen zur Serienproduktion sind bestellt. Die Markteinführung ist geplant, Prospekte gedruckt, wir haben sogar einen Fernsehspot gedreht. Meine Schwester ist auf hundertachtzig. Es ist eine einzige, große Scheiße.«
    »Kommen Sie, wir gehen Mittagessen.«
    »Das ist heute die erste gute Idee in diesem Raum«, brummte Sternberg.
    Er erhob sich schwerfällig und klopfte sich den Staub von der Hose. Er folgte Dengler zum Wagen.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte er nach einer Weile.
    »Zum Schlosshotel«, sagte Dengler.

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    21. Im Schatten des Waldrandes
    Im Schatten des Waldrandes legte er den Fallschirm zusammen. Dann bog er die Äste eines Weißdornbusches hoch und schob das Seidenbündel darunter. Steven Blackmore orientierte sich.
    Die Mustang musste weiter oberhalb des Waldrandes in die Bäume gestürzt sein. Blackmore prüfte den Stand der Sonne. Nachdem er sich seiner Sache sicher war, machte er sich auf den Weg bergauf. Er bewegte sich leise durch das Unterholz und stieß nach wenigen Minuten auf einen kleinen Pfad. Die meisten weißen Piloten trugen unter der Fliegeruniform zivile Anzüge. Dies sollte ihnen den Weg durch die feindlichen Reihen erleichtern, falls sie hinter den Linien der Deutschen abgeschossen wurden. Blackmore war schwarz. Ihm würde zivile Kleidung nichts nützen. Er mied den Waldweg und bewegte sich vorsichtig waldaufwärts. Vorsichtig nutzte er die Deckung der Bäume, nutzte den Schatten und wich den hellen Stellen aus, jenen, die die Sonne an diesem schönen Frühlingstag ausleuchtete. Er sah die ersten Löwenzahnblüten und hörte das Klopfen des Spechtes und dachte an seine Frau und seinen Sohn in Chicago.
    * * *
    s
    Seit er Koko geheiratet hatte, wohnten sie in dem Haus Ecke Kensington und Kedzie Street im Süden Chicagos. Dort war sie nun allein mit Amos, ihrem gemeinsamen Sohn. Wenn er hier heil rauskam, würde er bald wieder bei seiner Familie sein. Er mochte das Haus in South Side Chicago. Mitten im Getto. Inmitten all seiner Brüder, die wie er aus dem Süden geflohen waren und nun in Chicago lebten. Hier gab es alles, was er im Leben liebte. In der Palm Lounge hörten sie Jazz. Man zog sich samstags fein an und ging aus. Koko trug dann dieses unglaubliche Ding

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