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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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viel für die Stadt getan.«
    Dengler nickte.
    »War lange im Stadtrat. Für die CDU. Hat sich auch immer für uns eingesetzt.«
    »Waren Sie in seiner Firma angestellt?«
    »Als Pförtner. Bis zu meiner Pensionierung.«
    »Eine Sache ist mir unklar«, sagte Dengler. »Warum hat er das Schlosshotel an Kurt Roth abgegeben?«
    Der alte Mann setzte die Tasse abrupt zurück. Der Kaffee schwappte über und bildete eine Lache auf dem Unterteller. Er schien es nicht zu bemerken. Der Junge sah seinen Großvater erschrocken an.
    Georg Dengler kam die Situation bekannt vor. Er kramte in seiner Erinnerung, aber er fand nichts.
    »Das ist lange her ..«, sagte der Alte.
    »1947. Warum verschenkt man 1947 ein Hotel?«
    Der Mann starrte in seine Kaffeetasse.
    »Das war eine andere Zeit damals. Wer das nicht selbst erlebt hat ...«
    Er unterbrach sich: »... der kann das alles nicht verstehen.« »Versuchen Sie es. Vielleicht kann ich es doch verstehen. Warum hat Sternberg das Hotel hergegeben?«
    Da brach es aus dem alten Mann heraus: »Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, wäre heute alles anders. Dann würden wir heute im Osten leben und hätten ..«
    »... ein großes Gut«, sagte Dengler.
    Der Alte nickte grimmig.
    Das alles hatte Dengler schon einmal gehört, und jetzt fiel ihm auch ein, wann und wo.
    Damals, als sein Vater noch lebte, kamen sonntags immer die drei Schwestern seiner Mutter zu Besuch auf den Dengler-Hof, und sie brachten ihre Männer mit, später auch die Kinder. Die Mutter kochte in riesigen Töpfen. Meist gab es ein einfaches Essen, aber immer musste Fleisch dabei sein. Badische Schäufele mit Kartoffelsalat. Die Tanten wohnten alle in Freiburg. Dengler erinnerte sich noch, wie er sich gerne zu den Männern gesetzt und ihnen zugehört hatte. Einer von ihnen, Onkel Peter, fuhr Lkws für die französische Armee, und immer wenn er Lebensmittel geladen hatte, brachte er etwas davon mit. Onkel Bernhard arbeitete als Vorarbeiter bei der Rhodia, einem Chemiewerk, und der dritte war Hausmeister auf dem Arbeitsamt. Die Männer ließen ihn bei sich sitzen und unterhielten sich, tranken Rothaus-Bier, und der kleine Georg kam sich erwachsen vor. Es war ein gutes Gefühl gewesen.
    Alle drei Onkel waren im Krieg gewesen, doch davon erzählten sie nie. Nur einmal lag eine seltsame Atmosphäre über ihrem Tisch, als Onkel Peter gesagt hatte: »Wenn wir den Krieg gewonnen hätten ...« Im Zimmer herrschte plötzlich eine andere Stimmung, und der kleine Georg Dengler fühlte sich unwohl. Er wusste nicht mehr, warum, aber die Männer sahen sich nicht an, einer nickte versonnen, der andere lachte bitter.
    »... würden wir alle auf einem riesigen Gut im Osten sitzen«, hatte Onkel Peter den Satz beendet.
    Die Bitterkeit der Onkel, die plötzlich nur noch alte Männer waren, hatte ihn damals unangenehm berührt. Er hatte »Ich muss mal« gesagt, nur um schnell die Stube verlassen zu können.
    Das Gut im Osten. Da war es wieder. Das Gut, das ihnen versprochen worden war, um dessentwillen sie Hitler gefolgt waren und um das sie sich bis an ihr Lebensende betrogen fühlten. Dieses böse Gemisch aus Brutalität und Selbstmitleid, längst vergessen geglaubt, saß ihm nun wieder gegenüber.
    »Gott sei Dank haben Sie es nicht bekommen«, sagte er.
    Der Alte schwieg, und Dengler ging.

[ Menü ]
    29. Er beschloss, im Schlosshotel zu essen
    Er beschloss, im Schlosshotel zu Mittag zu essen. Zu seiner Überraschung saß Robert Sternberg an einem der Fenstertische. Er winkte ihm zu, und Georg Dengler setzte sich zu ihm.
    »Dieser Spießbraten ist wunderbar«, sagte Sternberg, doch seine Augen folgten Maria Roth, die zwei schwer beladene Teller am Nachbartisch absetzte.
    Wieder war das Lokal gut besucht. Nur der Tisch direkt an der Eingangstür war noch frei, und auf anderen sah Dengler »Reserviert«-Schilder. Über dem offenen Feuer drehten sich zwei große Braten. Kurt Roth stand hinter der Theke. Der alte Mann mit der Schiebermütze, offenbar ein Stammgast, saß wieder an dem runden Tisch, ein Glas Bier vor sich und die dazugehörige Flasche in einem Wärmebad.
    Sternberg streckte sich.
    »Eine richtige Entdeckung, diese Kneipe. Kaum zu glauben, dass sie einmal Großvater gehört hat.«
    »Und möglicherweise Ihnen und Ihrer Schwester gehört«, sagte Dengler.
    »Na ja, diese ganze Aktion mit Ihnen geht mehr von Ilona aus«, sagte Robert Sternberg. »Ich will den Leuten eigentlich nicht ihr Haus und ihr Restaurant wegnehmen.«
    Seine

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