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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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darstellte, so war die Kirche der Lichthimmelsherrin mit ihrem konisch aus der Nordseite der flachen Kuppel emporstrebenden Turm doch mit Abstand das höchste. Früher erstrahlte die steinerne Kirche in einheitlichem Weiß, doch nach etlichen Perioden der Vernachlässigung waren große Bereiche der Fassade zu einem tristen Grau verwittert und von Ki-Moos überwuchert, das sich in den schmalen Fugen zwischen den großen Steinblöcken rasch ausbreitete.
    Der Weg zum Dorftor zweigte etwa auf halber Strecke der Hauptstraße ab. Edeard blickte den Pfad hinunter und sah den Tunnel aus Backstein, der den schrägen Befestigungswall durchschnitt und an dessen anderem Ende die massiven Tore sich der Außenwelt öffneten. Oben auf dem Wall ragten zu beiden Seiten der Pforte Wachtürme empor, die große Eisenglocken an den Spitzen trugen. Beim geringsten Anzeichen von herannahendem Ärger würden die Wachen sie läuten. Edeard hatte sie niemals gehört. Ein paar der älteren Dorfbewohner behaupteten, das Geläut zum letzten Mal in jener Zeit vernommen zu haben, als Banditenbanden durch die an das Dorf grenzenden Ackerlande gezogen waren.
    Als Edeard zur Kuppe des unregelmäßigen und mittels unterschiedlichster Materialien errichteten Schutzwalls hinaufschaute, fragte er sich, wie schwierig es wohl wirklich wäre, ihre Befestigung zu überwinden. Es gab bröckelige, löchrige Stellen, die mit dicken Hölzern gestopft worden waren, die nun ihrerseits unter breiten Streifen von Ki-Moos verfaulten; und selbst wenn jeder Mann und jede Frau im Dorf zu den Waffen greifen würde, könnten sie doch nur höchstens ein Drittel seiner Länge abdecken. In Wahrheit stützte sich ihre Sicherheit wohl eher auf die Illusion von Stärke.
    Ein heftiger schmerzender Stich in seinem linken Schienbein ließ ihn zusammenzucken. Ein telekinetisches Zwicken, das er mit einem starken Körperschild abwehrte. Obron und zwei seiner Kumpane waren an der Seite des Wagens aufgetaucht und mischten sich unter die anderen Bewohner des Dorfes, die in Richtung des neuen Brunnens marschierten. Ein Hauch von Volksfeststimmung lag in der Luft, während der Wagen seinen feierlichen Zug durch Ashwell machte. Sie waren umringt von Menschen, die ihr Tagewerk einfach liegen und stehen gelassen hatten, um sich ihnen anzuschließen und die neue Formererfindung zu sehen.
    Nun, da Edeard seinen gnädigen Tagträumen entrissen war, nahm er auch den Trubel aus Belustigung und Neugierde um sich herum wahr, der das ganze Dorf erfasst hatte. Die wenigsten rechneten damit, dass die umgeformten Katzen funktionierten, der überwiegende Teil freute sich schon darauf, mit eigenen Augen Zeuge des bevorstehenden Fiaskos zu werden. Typisch , dachte er. Dieses Dorf befürchtet immer nur das Schlimmste. Genau diese Einstellung ist es, die für unseren Niedergang verantwortlich ist. Man kann eben nicht alles aufs schlechte Wetter, die miserablen Ernten und die zunehmenden Banditenüberfälle schieben.
    »Hey, Eierjunge«, spottete Obron. »Was sind das da für Missgeburten? Und wo sind deine Pumpen-Genistars?« Er lachte, ein höhnisches Gackern, in das seine Freunde sofort einfielen.
    »Das hier sind –«, setzte Edeard verärgert an. Er verstummte, als ihr Gelächter nur noch lauter wurde und wünschte, der Wagen wäre ein gutes Stück schneller. Die Erwachsenen, die neben ihnen gingen, lächelten angesichts dieser typischen Rivalität unter den Lehrlingen – es erinnerte sie daran, wie es gewesen war, als sie selbst noch jung waren. Obrons Gedanken waren lebhaft und gehässig. Doch Edeard schaffte es, sein Temperament zu zügeln. Sein Tag würde kommen, wenn die Katzen sich bewährt hatten. Die Eiformergilde würde in beträchtlichem Maße an Ansehen gewinnen und die Zimmerleute gleichermaßen an Status verlieren.
    Selbstgefällig klammerte er sich noch an diese Gewissheit, als der Wagen bereits neben dem neuen Brunnen vorfuhr. Es war vier Monate her, dass der alte Dorfbrunnen teilweise eingestürzt war. Schutt und Schlamm hatten sich in der riesigen Pumpe festgesetzt, die von der Zimmermannsgilde montiert worden war. Die Pumpe war ein Gebilde mit beeindruckenden Zahnrädern und Lederbälgen, die von drei an ein großes Achsrad geschirrten Ge-Pferden zusammengepresst und aufgebläht wurden. Den lieben langen Tag trotteten die Tiere im Kreis herum und förderten einen Schwall Wasser nach dem anderen nach oben, das sich aus dem Fallrohr in ein Auffangbecken ergoss. Da der schlammige

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