Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
Doch sie war geneigt, sich mit einem Urteil zurückzuhalten, bis sie ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben würde. Und vielleicht war das alles ja genau das Richtige für sie. Selbst Bovey konnte nicht leugnen, dass Sheldonite nun mal der Inbegriff von Unternehmenskultur war. Erfolgreicher Sheldonismus, genauer gesagt, denn auf den Externen Welten gab es mehr als genug gescheiterte Anhänger.
Und schließlich der Harem. Die typische Männerphantasie; ein reicher Mann verwirklicht seine Träume. Heutzutage sogar noch verbreiteter als zu Sheldons Zeiten; Gruppen-Partnerschaftsbeziehungen erfreuten sich auf den Externen Welten einer wachsenden Beliebtheit. Und sie war nun wahrhaftig nicht in der Position, dies zu kritisieren. Was sie mit Bovey trieb, war im Grunde genommen doch nichts anderes. Da war sie nun also, praktisch ledig und frei, und nach wie vor an sexuellen Experimenten interessiert, um herauszufinden, worauf sie stand. Niemals hätte sie dergleichen von sich gedacht, hatte sich aber in diesem Punkt sogar schon vor der Sache mit Bovey selbst überrascht.
Also eine letzte stürmische Affäre. Und zu welchen Erkenntnissen ich dabei auch gelange, dieses Wochenende steht unter dem Motto: gewinnen oder gewinnen.
Und während sie dieser anstößige, nichtsdestoweniger wärmende Gedanke erfüllte, kam schließlich wieder Land in Sicht. Kurz darauf flog die Kapsel über Likans Anwesen hinweg. Ihr Gastgeber besaß ein hunderttausend Quadratmeilen großes Grundstück, das einen langen Küstenstreifen mit einschloss – darauf etliche Erholungskomplexe. Auf großen Flächen Ackerlandes wuchsen alle nur erdenklichen Luxusfeldfrüchte, Früchte von der Art, wie sie niemand in einer Kücheneinheit erzeugte, gehegt und gepflegt von mehr als einer Million Agribots. Die Erzeugnisse wurden sodann in hygienisch mustergültigen kybernetischen Fabriken weiterverarbeitet und unter Likans eigener Handelsmarke verkauft.
Dann tauchte Albany auf, sein Industriekomplex. Auf dem flachen Land erbaut, nahm er ein quadratisches Areal von acht mal acht Meilen ein. Hohe, kastenförmige Gebäude waren in einem perfekten Gitternetz errichtet, jedes von ihnen eine Weiterverarbeitungsanlage oder eine Fabrik.
An einer Seite lag ein Raumhafen, lange Reihen mit Landefeldern, die sich über die grüne Wiese bis zu einem nahegelegenen Fluss erstreckten. Auf dem Wasser drängten sich Ozeanlastkähne, während sich am Himmel dickbauchige Frachtraumer zu beinahe festen Linien formiert hatten. Tatsächlich wohnte in Albany kein einziger Mensch; die Techniker, die den Komplex in Gang hielten, waren allesamt in zwanzig Meilen entfernten Schlafstädten untergebracht. Gerade eben überflog sie eine von diesen Ansiedlungen und staunte, wie attraktiv sie aussah mit ihren großzügigen Häusern, zahlreichen Grünflächen und hübsch anzusehenden Gemeinschaftsgebäuden, die jede Annehmlichkeit boten.
Und das alles gehört ihm. Und mehr noch: Er hat das alles hier geschaffen. Das nenn ich mal ’ne echte Vision.
Bei ihrem Kapselnetz ging eine Anfrage der örtlichen Verkehrskontrolle ein. Araminta stellte ihren Identitätsnachweis bereit und bekam kurz darauf einen Anflugvektor zugeteilt.
Likans Domizil bestand eigentlich aus drei separaten Gebäuden. Zwei davon lagen am Ufer eines zehn Meilen langen Sees. Eines war ein riesiges, aus Stein errichtetes Chateau, das mindestens fünfhundert Zimmer beherbergen musste. Araminta hatte schon Dörfer gesehen, die kleiner gewesen waren. Das zweite stellte rein äußerlich das krasse Gegenteil des ersten dar: ein ultramoderner Ovoid von schimmernder Opaleszenz, der zu einer der Längsseiten abfiel und bis zum Wasser reichte. Das dritte Haus war vergleichsweise klein, nicht mehr als eine Holzhütte auf den Klippen einer felsigen Insel.
Die Kapsel landete draußen vor dem Ovoid. Was Araminta nur recht war. Sie war neugierig, wie es in seinem Innern aussah. Vielleicht gab es da ja irgendwelche Design-Ideen, die sie abkupfern konnte.
Zwei Haremsmitglieder erwarteten sie, um sie, als sie ausstieg, zu begrüßen. Clemance, ein schlanker Teenie, in ein schlichtes weißes Hemd und blaue Baumwollhosen gekleidet. Sie hatte ein kesses Gesicht, mit Sommersprossen auf Nase und Stirn, ein beflissenes Lächeln und hellblondes Haar, das so gut wie gar nicht gestylt war. Nicht ganz das, was Araminta erwartet hatte. Die andere Frau dagegen, Marakata, war hochgewachsen und von klassischer Schönheit, mit einer ebenholzfarbenen
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