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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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flüchtigen Druck menschlicher Füße. Seine Wahrnehmung huschte hin und her und vor und zurück. Dann endlich war der letzte Entführer entdeckt.
    »Sehr schlau«, sagte Edeard und meinte es so. Langsam drehte er sich um, immer noch seinen schützenden telekinetischen Schild um Mirnatha gehüllt. Dann zielte er mit seiner Pistole auf die Decke an einer Seite der Tür und feuerte in rascher Folge die verbleibenden zwei Schüsse ab.
    Die Tarnung des Entführers brach zusammen, als die Kugeln ihn trafen. Für einen Moment hing er wie eine menschliche Spinne an den schmalen Liernen. Dann fiel er kraftlos herab und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Es war der Mann, der Mirnatha aus ihrem Zimmer entführt hatte.
    Edeard ging zu ihm hinüber und starrte wütend auf ihn herab. »Sie ist sechs Jahre alt, und du hast sie benutzt!«, schrie er ihn angewidert an.
    Der Mann öffnete seinen Mund. Blut schwappte heraus. Dennoch gelang ihm ein dünnes Grinsen. »Verrotte im Honious«, spie sein schwacher Longtalk hervor. Dann trübten sich seine Gedanken. Unverwandt hielt Edeard seine Fernsicht auf jenes allerletzte Aufflackern von Emotionen gerichtet, suchte nach dem leisesten Anzeichen von Reue. Nach irgendeiner Erklärung dafür, wie ein Mensch so abgebrüht sein konnte.
    Ein weiterer Schwall Blut quoll aus dem Mund des Entführers, als er seinen letzten Atemzug tat. Doch Edeard konnte immer noch seine Gedanken spüren, nur mehr schwache Irrlichter ihrer ursprünglichen Muster und Kraft. Der Körper war gestorben, aber sie dauerten fort. Dann ging eine Erschütterung durch sie.
    Erschrocken keuchte Edeard auf und wich einen Schritt zurück, als sich die Seele des Entführers würdevoll von seinem Körper löste. Einige Augenblicke lang schwebte das Spektralwesen über seinem Kadaver, dann stieg es empor, verschwand in der Decke und war für Edeards Fernsicht verloren.
    »Habt ihr das mitgekriegt?«, fragte er verblüfft seinen Trupp.
    »Edeard?«, entgegnete Kanseen. »Ist die Luft jetzt rein?«
    »Äh, ja. Das war seine Seele, oder?«
    »Seine Seele?« Vorsichtig umrundete sie die Überreste der Tür. Doch jegliche Neugier war, als sie Mirnatha erblickte, augenblicklich vergessen.
    »Wessen Seele«, fragte Macsen barsch, als er hinter Kanseen hereinkam.
    Edeard vermochte seinen Blick nicht von der Decke abzuwenden, durch die die Seele verschwunden war. »Die des Entführers.«
    »Bist du getroffen?«, fragte Macsen besorgt.
    »Nein.«
    Ein Stöhnen von Mirnatha zog Edeards Aufmerksamkeit wieder auf das Kind. »Sie darf das hier nicht sehen«, stieß er erschrocken aus. Überall in dem Keller war Blut. Und dann die ganzen Leichen. Und in dem Keller am unteren Treppenende sah es noch schlimmer aus. »Seid ihr in Ordnung?«
    »Oh, das fällt dir aber früh ein, ich dachte schon, du fragst nie«, frotzelte Boyd.
    »Ich glaub, mir wird schlecht«, sagte Dinlay. Seine Konstableruniform war ebenfalls voll Blut.
    Edeards dritte Hand zerbrach die Eisenfesseln um Mirnathas Handgelenke. Kanseen blinzelte angesichts der lässigen Demonstration von Kraft. »Trag du sie«, sagte sie, während sie dem Mädchen über die Stirn strich, zärtlich und voller Sorge. Auch ihre Hand und ihr Ärmel waren blutbefleckt.
    »Aber –«
    »Das ist dein Sieg«, beharrte Kanseen.
    Edeard nickte. »Danke. Euch allen.«
    Boyds ernstes Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen. »Bei der Herrin: Wir haben sie! Wir haben’s, verdammt noch mal, geschafft.«
    Sie alle lachten erleichtert, während Edeard das kleine Kind aufnahm und es aus dem Keller trug. Wenngleich es auch ein noch recht zittriges Lachen war.
    Menschen drängten sich um das obere Ende der Treppe, während er aus den Räucherkammern nach oben stieg. Arbeiter und Mitglieder der Familie, mit forschenden Fernblicken und besorgten Gesichtern. Ihre Besorgnis verwandelte sich in Verblüffung, als plötzlich der Waterwalker selbst mitten unter ihnen erschien. Eilig machten sie ihm Platz.
    »So viel zum Thema Geheimhaltung«, meinte Boyd, während sie sich durch das Geschäft im vorderen Bereich des Gebäudes nach draußen vorarbeiteten. »Gleich werden sie bestimmt die hiesigen Konstabler rufen.« Er machte eine Pause. »Das heißt, falls dir nicht vorher die Wachen der Culverits einen Besuch abstatten.«
    Blinzelnd trat Edeard in die grelle Mittagssonne hinaus. Fast schien es ihm, als hätte er wochenlang kein Tageslicht mehr gesehen, dabei war es erst weniger als eine Stunde her, seit

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