Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
die trivialen Dinge, über die sie sprachen. Und wenn er am Ende eines jeden Tages endlich ein paar Stunden frei hatte und mit ihr zusammen sein konnte, erfüllte sie schlicht seine ganze Welt.
Und jetzt das. Endlich würden sie im wahrsten Sinne des Wortes zu Liebenden werden.
Als er schließlich in seiner Maisonette angekommen war und sich auf sein Bett legte, waren es bis zum Tagesanbruch, bei dem er eine Streife durch Jeavons und um Tycho herum führen sollte, nur noch wenige Stunden. Doch anstatt zu schlafen, wie er es eigentlich sollte, lag er einfach nur da und starrte an die Decke, während seine Gedanken unablässig um die Frage kreisten, wie er es anstellen sollte, seine Schichten so umzulegen, dass er sich die nächste Woche freinehmen konnte. Und darum, wie sie sich angefühlt hatte, als sie sich in der Gondel an ihn gepresst hatte.
Ihr Lächeln. Ihr Versprechen.
Es würde für den Trupp sicher nicht einfach werden, ihn zu vertreten; obwohl es ihm inzwischen egal war.
Seinethalben mochte Makkathran dem Vergessen anheimfallen. Er und Kristabel würden Liebende sein.
Es war kaum zu fassen; noch nie war er dermaßen glücklich gewesen.
In einer Hinsicht waren sich Kristabel und Ranalee sehr ähnlich; ihre Vorstellung von »nur wir beide« war eine, wie sie nur die Tochter einer Großen Familie haben konnte. Zugegeben, Kristabel brachte lediglich drei ihrer persönlichen Bediensteten mit, nicht fünf, doch der Wagen, der ihre Kutsche begleitete, war schwer mit Reisekoffern und Körben voller Essen beladen. Und natürlich war die ganze Mannschaft von Kutschern dabei; und von Wagenlenkern, beide mit ihren eigenen Anzulernenden. Hinzu kamen noch die Ge-Wolfführer, die Homelt ihnen für die kleine Strecke über die Landstraße zugeteilt hatte.
Das alles hätte Edeard ja nicht so viel ausgemacht, wenn es denn mal endlich losgegangen wäre. Doch zunächst waren da noch Kristabels ganze (und, wie er fand, entschieden zu alberne) Freundinnen, denen sie erst noch auf Wiedersehen sagen mussten, bevor sie von der Culverit-Residenz aufbrachen. Die arme Mirnatha war völlig außer sich darüber, dass ihre Schwester und der Waterwalker sie nicht mitnehmen wollten, und gebärdete sich, als wäre es eine Trennung für immer – also musste Kristabel ihr hoch und heilig versprechen, ihr bei ihrer Rückkehr ganz viele Geschenke und Süßigkeiten mitzubringen. Auch ihrem Vater musste Edeard die Hand schütteln und ihm schwören, dass seiner kostbaren Tochter kein Leid geschehen würde; und während all dem stand Lorin auf einem Balkon über ihnen und sah dem Treiben teilnahmslos zu.
Edeard war mit seiner einzigen Tasche kurz nach dem Frühstück an der Residenz eingetroffen. Die Kutsche schaffte es indes nicht vor Mittag aus den Familienställen in Tycho.
Mit geradem Rücken saß Kristabel jetzt auf der gepolsterten Bank ihm gegenüber, das Haar unter einer Tellermütze versteckt, an deren Rand kleine Korkenzieherlocken hervorlugten. Selbst wie sie einfach nur dasaß, strahlte sie eine königliche Würde aus, um die Ranalee stets bemüht gewesen war und doch niemals imstande sein würde, sie zu erreichen.
»Er war so ungeduldig«, sagte sie gekünstelt. »Ich kam kaum dazu, mich ordentlich zu verabschieden, es ist beinahe unschicklich gewesen. Gibt es einen Grund, warum es Ihn so eilt?«
Es gelang Edeard, die Fassung zu wahren. »Mitnichten, Mistress.«
»So, so. Nun, es wird mir ein Vergnügen sein, die Grenzen Seiner Geduld heute Abend auf die Probe zu stellen.«
»Selbst Eure Grausamkeit ist nichts als Wonne, Mistress.«
Kristabel schaffte es noch genau zwei weitere Sekunden, nicht die geringste Miene zu verziehen, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Oh Herrin, ich dachte schon, sie würden uns nie weglassen!« Sie warf sich ihm in die Arme. Den Rest der Fahrt verbrachten sie eng umschlungen und knutschend.
Die südliche Straße zur Stadt hinaus war ebenso gut in Schuss wie alle Straßen in der Iguru. Zweimal kamen sie an Milizpatrouillen vorbei, die unlängst erst aufgestockt worden waren, um der wachsenden Zahl von Wegelagerern Herr zu werden, die Reisenden auflauerten. Edeard nahm an, dass die derzeitige Häufigkeit solcher Vorfälle nicht zuletzt auf seine Ausschlusskampagne zurückzuführen war, die die Banden mehr und mehr aus den Stadtdistrikten verdrängte. Nicht wenige der in den Ermächtigungen namentlich Genannten hatten sich einfach aus dem Staub gemacht.
Abgesehen davon jedoch
Weitere Kostenlose Bücher