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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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verlief ihre Reise entlang der Küstenroute ohne Zwischenfälle. Die hohen Palmen, die die Straße säumten, hatten den Winter überlebt und schon ihre scharlachroten Wedel abgeworfen, um dem smaragdgrünen Bewuchs der neuen Jahreszeit Platz zu machen. Felder zu jeder Seite wurden bereits für die Sommerernte bestellt, mit Ge-Pferden, die schwere Pflüge hinter sich herzogen, während ganze Brigaden von Ge-Affen die Weinstöcke und Zitrushaine und Obstgärten pflegten. Diese Zeit des Jahres ließ Edeard stets neuen Mut schöpfen, ließ ihn zurückdenken an seine sorgloseren Tage der Kindheit. Doch nicht nur ihm ging es so. Alle machte das Erwachen des Frühlings viel unbeschwerter und froher.
    Edeard hatte keine Ahnung gehabt, was ihn erwarten würde, wenn sie das Strandhaus erreichten. Am ehesten noch hatte er sich ein Sommerhäuschen wie das, das Ranalees Familie besaß, vorgestellt. Erst als Kristabel das Kutschfenster öffnete und ihn verschmitzt ansah, beschlich ihn eine leise Ahnung. Inzwischen hatten sie die Felder hinter sich gelassen. Die Landschaft hatte sich in ein kiesiges Hügelreich verwandelt, von langen Riedgräsern bedeckt und mit sturmgebeugten Bäumen, die sich in die Windschatten kauerten. Vor ihnen wand sich der Pfad hinunter zu einer kleinen Bucht mit Landzungen aus dunklem Fels. Eine seichte Strömung gurgelte an ihrem Gestade.
    Dann sah er es, etwas zurückgesetzt an dem weißen Strand, gleich hinter der zerbröckelnden, sandigen Klippe.
    »Gütige Herrin«, keuchte er auf. Kristabel drückte seine Hand. »Ich habe diesen Ort immer geliebt«, seufzte sie wehmütig, nicht weniger bezaubert als er.
    Das Haus war eine halb lebende Skulptur. Fünf alte Muroaks waren in einem Kreis angepflanzt und dann Jahrzehnte lang beschnitten und gestutzt worden. Ihre untersten Äste befanden sich drei Meter über dem Boden, zu einer Plattform verflochten und von stabilen Holzbohlen verstärkt, um einen ebenen Boden zu bilden. Doch es war die Wand, die Edeard faszinierte. Oberhalb des Bodens hatte man den Stämmen gestattet, sich zu verästeln und dann wieder zu verästeln. Und während sie dies getan hatten, waren sie von Meistergärtnern zu hohen Bögen geformt und schließlich in Richtung Apex zurückgebogen worden, wo sich das Wirrwarr aus Borke und Geäst schließlich auffächerte, um das Haus vor der Sommersonne zu schützen. Und diesen Schatten würde es auch brauchen, erkannte Edeard, denn die Wandbögen waren ausgefüllt mit Glas. Eine schmale, offene Veranda zog sich um das gesamte Haus.
    Die Kutsche kam zum Stehen, und Kristabel führte Edeard die geschwungene Holztreppe hinauf zur Tür, wo der Hausverwalter schon auf sie wartete. Der alte Mann verbeugte sich tief und begrüßte dann Kristabel, als ob sie zu seiner eigenen Familie gehörte.
    Edeard musterte die dicken Torbogenpfeiler der Wand und bestaunte die grünen Blattknospen, die sich inmitten der runzeligen grauen Rinde bereits zu öffnen begannen, sah die Stümpfe der Zweige, die jeden Herbst aufs Sorgfältigste zurückgestutzt wurden. Schon in einem weiteren Monat würde das ganze Haus aussehen, als würden die bleigefassten Glasscheiben Reihe um Reihe von grünem Blätterwerk getragen.
    »Das ist ja Wahnsinn«, sagte er. »Ich hätte nie gedacht, dass Menschen so etwas zustande bringen können.« Ein Wunder wie dieses vermochte er sich weder in Ashwell noch in sonst einer der Ortschaften, durch die er auf seinem langen Weg in die Stadt gekommen war, vorzustellen.
    »Zweihundertachtzig Jahre Wachstum«, sagte der Hausverwalter stolz. »Mein Urgroßvater hat die Bäume einst gepflanzt. Seitdem hat unsere Familie sie für die Culverits gehegt und gepflegt; und mein Sohn wird die Staffel übernehmen, wenn es mich mal nicht mehr gibt.«
    »Zweihundertachtzig Jahre, um zu wachsen«, wiederholte Edeard beeindruckt.
    »Makkathran macht uns bequem«, sagte Kristabel. »Es versorgt uns mit so viel. Es gibt einiges, das wir selbst gar nicht mehr können.«
    Im Innern war das Haus mittels uralter Holzpaneele in sieben Räume unterteilt. Das zentrale Zimmer, unter dem Knoten der Stämme gelegen, war das Schlafgemach mit einem riesigen runden Bett in der Mitte. Eine Reihe raffiniert angebrachter Rollen und Schnüre ermöglichten es, Lattenjalousien vor den hoch gelegenen Fenstern zu öffnen oder zu schließen. Eine dicke Steinplatte im Wohnzimmer diente als Feuerstelle für einen großen Rost. Anheimelnd prasselte darunter bereits ein Feuer, dessen Rauch

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