Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
geschaffen.«
»Diese Leere, meinst du. Die Schiffe, die uns hergebracht haben, kamen von außerhalb.«
»Sie kamen bestimmt von irgendwo anders her.«
»Wenn sie von der anderen Seite des Himmels hier herabgefallen sind, müssen sie durch die Sternennebel geflogen sein.«
»Ich nehme es an.«
»Dann müssen sie genau gewusst haben, wie sie beschaffen sind. Wieso sind sie nicht einfach hiergeblieben, in Odins See? Die Herrin sagt, Odins See ist das Tor zum Herzen, wo die Seelen auf ewig in Eintracht und Glückseligkeit leben.«
»Die Schiffe sind gefallen. Sie konnten nicht bleiben.«
»Sie sind auf Querencia gefallen. Wenn sie im Himmel sind, fliegen die Schiffe. Die Menschen in ihnen bestimmen, wohin sie fahren, geradeso wie die Kapitäne, die den Kurs auf unseren Handelsschiffen festsetzen.«
Kristabel richtete sich halb auf. Er konnte ihre dunklen Umrisse erkennen, ihr sanftes Haar berührte seine Brust.
»Wieso beschäftigt dich das alles so?«
»Wir haben Seelen, Kristabel. Ich hab sie wahrgenommen. Als ich Mirnathas Entführer erschossen hab, hat meine Fernsicht seine Seele davonfliegen sehen.«
»Ja, auf ihrem Weg zum Honious«, knurrte sie.
»Nicht, wenn sie einfach nur im Himmel umhertreibt.«
»Edeard«, fragte sie verunsichert, »machst du dich über mich lustig?«
»Nein!«, beteuerte er. »Niemals. Ich verstehe einfach nur nicht, warum die Skylords sich von uns abgewandt haben. Was müssen wir tun, damit sie zurückkommen?«
»Die Herrin sagt, dass wir uns selbst gegenüber wahrhaftig sein müssen«, sagte Kristabel.
»Aber die meisten Menschen sind das doch, oder etwa nicht? Ich kenne so viele, die es waren. Anständige, rechtschaffene Leute, die gestorben sind. Sind denn ihre Seelen alle verloren?« Irrt Akeem vielleicht allein und verlassen irgendwo im Himmel umher? Oder Melzar? Oder Obron? Aus irgendeinem Grund wollte er nicht weiter darüber nachdenken, dachte stattdessen plötzlich an Salrana. Salrana, die gewissenhaft im Hospital von Ufford ihre Pflicht erfüllte und auf den Tag wartete, an dem sie nach Makkathran zurückkehren würde – und zu ihm. Sie hatte ihr Leben der Herrin geweiht, und sie war anständig. Mit Sicherheit jedenfalls anständiger als ich. Wäre auch ihre Seele in der Leere verloren? Dergleichen Gedanken ließen ihn sich ausgesprochen unbehaglich fühlen, und dies aus mehr als einem Grund. Ich sollte ihr wirklich schreiben, sie darüber aufklären, dass ich mit Kristabel zusammen bin. Aber ich würde solche Neuigkeiten auf keinen Fall durch einen Brief erfahren wollen. Oh Herrin!
»Ich hab nicht die leiseste Ahnung, Edeard«, sagte Kristabel, »und das ist die Wahrheit. Wenn du in solchen Dingen nach Antworten suchst, wirst du wohl eine Mutter fragen müssen. Ich kann dir einen Termin bei der Pythia selbst besorgen, wenn du möchtest. Wir sind entfernt miteinander verwandt.«
»Nein. Entschuldige. Mit geht heute Nacht nur so dies und das durch den Kopf, das ist alles.« Er versuchte, die Erinnerungen an Salrana beiseitezuschieben. Ich werd mich in einer redlichen Weise darum kümmern, wenn sie wieder da ist.
Er spürte, wie sich ihr Haar bewegte. Ihre Finger strichen über seine Wange. »Ich dachte, ich hätte es geschafft, dich zu beruhigen.«
»Das hast du. Ich bin so ausgepumpt, dass mein Verstand wie betäubt ist. Wahrscheinlich rede ich deswegen so einen Blödsinn.«
»Willst du, dass wir es noch einmal tun?«
Er lächelte hinauf in die Dunkelheit, dorthin, wo sich, wie er wusste, ihr Gesicht befand. »Ich kann mich augenblicklich fast kaum noch rühren, ganz zu schweigen von dem, was dir gerade vorschwebt.«
»Du solltest dich besser bis morgen ein bisschen erholen.«
»Ich versuch jetzt zu schlafen, versprochen. Morgen Abend bin ich wieder zu allen Schandtaten bereit.«
»Morgen früh«, entgegnete sie scharf.
»Jawohl, Mistress.«
Und das meinte Kristabel ernst, wie er, als sie ihn bei Tagesanbruch weckte, feststellte.
Die Tage verbrachten sie damit, die Küste entlangzustreifen und die benachbarten Buchten und Strände zu erkunden. Hin und wieder gingen sie schwimmen und wärmten sich danach beim Liebesspiel in den Dünen wieder auf. Vor allem Kristabel verschaffte es einen zusätzlichen Nervenkitzel, dass sie dabei jederzeit von irgendwelchen Landarbeitern oder Hausbewirtschaftern entdeckt werden konnten. Doch ihr diesen Gefallen zu erweisen, fiel Edeard nicht wirklich schwer.
Am vierten Nachmittag spazierten sie entlang der
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