Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Wagenspur, die zu dem Strandhaus führte, zurück. Sie begutachteten die Felder und Haine, die sich von dem schmalen, verwilderten Streifen hinter dem Meeresufer ins Landesinnere erstreckten. Die Küstenlinie war eine einzige Aneinanderreihung von zerklüfteten Buchten, die beinahe den ganzen Weg bis zur Stadt zurückreichte. Viele der größeren wurden von Dörfern dominiert, deren Bewohner die sich ins Meer hinein krümmenden Kliffe ausgebaut hatten, um sie als Häfen für ihre Fischfangflotten zu nutzen. Die übrigen hatten sich Makkathrans Große Familien unter den Nagel gerissen, um dort ihre Pavillons und Strandhäuschen zu errichten, in denen die jüngere Generation den Sommer verbummeln konnte.
Weiter im Süden wurde das Land flacher und senkte sich zu Marschgebieten herab, bevor es dort, wo die Iguru endete, wieder anzusteigen begann. Dann erhob sich das Bruneau-Gebirge wie ein Bollwerk gegen die dürren südlichen Ebenen. Städte und Ackerland schmiegten sich weiter die Küste hinab, während diese sich ostwärts bis Charyau hinunterzog, Querencias südlichster Stadt, gleich jenseits des Äquators.
»Die Leute von da behaupten, dass man das ganze Jahr über lange Kleider tragen muss«, sagte Kristabel, als sie oben auf einem hohen Hügel standen und nach Süden blickten. Am Horizont waren gerade noch die schneebepuderten Gipfel der Bruneau-Gebirgskette zu sehen. »Die Sonne soll dort so heiß sein, dass sie einem die Haut verschrumpelt, vor allem, wenn man nicht an sie gewöhnt ist.«
»Wissen die vielleicht Geschichten zu berichten über andere, die sich mit uns unsere Welt teilen?«, fragte Edeard. »Vielleicht über merkwürdige Schiffe, die sie in der Ferne auf dem Meer gesichtet haben?«
»Nein. Unsere Schiffe treiben ständig Handel mit ihnen, und ihre Schoner laufen regelmäßig den Hafen von Makkathran an.
Wenn es solche Geschichten gäbe, hätten wir sie längst gehört.« Sie neigte ein wenig den Kopf. »Dich scheint einfach alles zu fesseln, was außerhalb unserer Reichweite liegt. Wieso?«
»Ich interessiere mich einfach für unsere Welt, das ist alles.« Dass sein eigentliches Hauptinteresse dem Bemühen galt herauszufinden, wo diese seltsamen Schnellfeuerwaffen hergestellt wurden, behielt er lieber für sich. »Hat es dich nie gestört, dass wir im Grunde genommen nicht mal eine vollständige Karte von Querencia besitzen? Die Schiffe, die Rah und die Herrin hergebracht haben, müssen doch, bevor sie gelandet sind, gesehen haben, wie es aussieht. Warum hat keine die Jahrhunderte überdauert?«
»Da, jetzt fängst du schon wieder an mit deinen seltsamen Fragen. Was du sagst, ergibt absolut Sinn, aber keiner außer dir käme auf die Idee, so eine Verbindung herstellen.«
»Ist das so schlecht?«
»Nein, aber es unterscheidet dich von allen anderen. Ich würde gern verstehen, warum du so denkst, wie du es tust.«
»Naja, weil ich nun mal so bin, wie ich bin, nehme ich an.« Und weil es gewisse Dinge gibt, die ich in meinen Träumen gesehen hab.
»Ich wünschte, ich hätte deine Eltern kennengelernt. Bitte verzeih, wenn das selbstsüchtig klingt, aber sie müssen ganz besondere Menschen gewesen sein. Hast du noch irgendwelche Erinnerungen an sie?«
»Kaum«, seufzte er. »Akeem hat mir erzählt, dass meine Mutter aus irgendeiner Provinz nach Ashwell gekommen ist. Er sagte, sie wäre wunderschön gewesen und klug. Alle Männer haben um ihre Gunst gewetteifert, aber der Einzige, den sie wollte, war mein Vater. Eigentlich war er selbst erst seit zwanzig Jahren dort, also schätze ich, er wurde nicht als Einheimischer betrachtet. Er hatte vor dem Dorf einen Hof. Es war ein großer Hof, na ja, zumindest dachte ich das damals. Ich erinnere mich noch, dass wir Möbel hatten, die im Vergleich zu denen anderer Häuser ziemlich vornehm waren. Frag mich nicht, wieso. Wir können nicht mehr verdient haben als die anderen Bauern. Akeem sagte, Vater hätte nie ein besonders enges Verhältnis zu Ashwell gehabt. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihm das übel nehme.«
»Ich wollte keine alten Wunden aufreißen.«
»Hast du nicht. Sie sind vor langer Zeit gestorben, ich hab schon vor Jahren aufgehört, um sie zu trauern. Ich hasse die Banditen, die sie umgebracht haben, aber Akeem war wie ein richtiger Vater für mich. Ich hatte Glück, ihn zu kennen.«
Kristabel hakte sich bei ihm ein, und gemeinsam gingen sie wieder den Hügel hinab. »Banditen gibt es überall«, sagte sie. »In vielerlei Form.
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