Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Leute, die es auf das abgesehen haben, wofür andere Menschen hart arbeiten mussten. Mit den Banden ist es genau das Gleiche.«
»Ich weiß. Und das macht mich rasend, allein die Tatsache, dass es sie gibt. Und schlimmer noch, dass die Leute ihre Existenz einfach so akzeptieren.«
»Ich glaube, dass unsere Banden einfach schlauer sind als eure Banditen. Sie haben es geschafft, sich fest in unser aller Leben einzunisten.«
»Stadt und Land schon wieder?«
»So ungefähr. Obwohl es scheint, als hätten sie die Brutalität und den Hass gemein. Es sind zerrüttete Menschen, Edeard. Das ist der Grund dafür, warum sie tun, was sie tun.«
»Willst du damit sagen, wir sollen Verständnis für sie aufbringen?«
»Ich weiß nicht, was wir sollen.« Sie streichelte sein Gesicht und sah ihn voller Mitgefühl an. »Dir ist doch klar, dass jeder von dir die Antwort auf diese Frage erwartet, oder?«
»Ich hab keine Antwort. Das ist die Aufgabe des Großen Rats.«
»Sie werden dir die Schuld geben, wenn nicht bald Ergebnisse sichtbar sind. Hörst du sie nicht schon rufen: Ihr habt das alles angefangen, Ihr seid mit dieser Idee zu den Distriktmeistern gekommen. Ihr habt Bandenmitglieder aus einigen Distrikten ausgeschlossen und sie damit in andere vertrieben. Warum sollen nun diese Distrikte zum Wohle anderer leiden? Was wollt Ihr tun, um der Bedrohung, die Ihr zu verantworten habt, wieder Herr zu werden, und gegen wen führt Ihr eigentlich Krieg?«
»Oh Herrin«, ächzte er.
»Du musst dir irgendwas einfallen lassen, Edeard, irgendeinen Ausweg.«
»Es gibt keinen.«
»Doch, es gibt mindestens einen, und das weißt du. Verbannung. Unwiderrufliche Verbannung aus den Kristallmauern. Der Ausschluss aus der gesamten Stadt.«
»Das wird niemals geschehen, Meister Bise würde das schon allein für Sampalok niemals zulassen.«
»Zum Honious mit Bise. Du hast politisch enorm an Boden gewonnen. Die Leute haben gesehen, dass ein Ausschluss im Prinzip funktioniert. Du musst die Sache vorantreiben. Wenn du jetzt zögerst, wirst du diesen Boden wieder verlieren.«
»Die totale Verbannung? Das ist doch nicht dein Ernst?« Seine Gedanken kehrten zum Morgen der Entführung zurück, als er von Eddis Frau beschimpft worden war. »Wo sollen sie denn alle hin?«
»Ich kann verstehen, wie sehr dich dieser Gedanke beunruhigt, aber ich glaube, du machst dir zu viele Sorgen deswegen. Ausnahmsweise führt dich deine Vorstellungskraft bei diesem Thema in die Irre. Anscheinend hast du da ein Bild von ganzen Stadtdistrikten vor Augen, die mit vorgehaltener Waffe in Schach gehalten werden müssen. Edeard, der eigentliche Ärger wird bestenfalls von ein paar Hundert Leuten verursacht. Ich erinnere mich noch gut an den Abend, an dem Papa die Ausschlussermächtigungen für Haxpen unterzeichnet hat; du hast ihm vierhundertachtzehn überreicht. Das waren praktisch alle, Edeard, sämtliche Bandenmitglieder, die sich aufspüren lassen. Diese Zahl ist nichts im Vergleich zu unserer Gesamtbevölkerung, sie sind so wenige, dass sie nicht mal eine Minderheit darstellen. Schaff dir die Bandenmeister und ihre Leutnants vom Hals, und ihre Gefolgschaft wird vollkommen hilflos zurückbleiben. Die werden sich wieder in die Gesellschaft einfügen. Lieben werden sie dich zwar nicht, aber sie werden dir auch nicht mehr den Ärger bereiten, wie sie es gegenwärtig tun.«
»Ich schätze, du hast recht. Aber wohin mit den Meistern? Wir wälzen damit unser Problem doch nur auf andere ab.«
»Sieh dich doch um«, sagte Kristabel eindringlich, breitete ihre Arme aus und drehte sich in einer Geste, die ihre ganze Landschaft mit einschloss, einmal im Kreis. »Ich überrede Papa, dass er dir das größte Schiff unserer Flotte leiht, und dann verfrachtest du sie zum entferntesten Atoll, zu dem wir schippern können.
Oder wir besorgen ihnen fünfzig Wagen und führen ihre Karawane in die Wildnis jenseits von Rulan. Sollen sie sich doch ihre eigenen Häuser errichten und sich ihr eigenes Essen anbauen. Edeard! Du bist dann nicht mehr für sie verantwortlich.
Du bist Stadtkonstabler, eine Stellung, die nur mit Hohn und Verachtung betrachtet wurde, bevor du kamst. Du hast dafür gesorgt, dass wir uns wieder sicher fühlen, du gabst uns Hoffnung. Zaudere jetzt nicht. Makkathran kann sich deine Zweifel nicht leisten.«
Voller Respekt sah er sie an.
Verunsichert verlagerte sie ihr Gewicht. »Was?«
»Du bist einfach sagenhaft. Ich kann gar nicht glauben, dass du von einem
Weitere Kostenlose Bücher