Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
offensichtlich, dass Owain es in dieser Angelegenheit auf einen weiteren Streit im Rat ankommen lassen möchte, und jede Verzögerungstaktik wird ihm fraglos zupasskommen. Wir müssen wieder selbst die Initiative ergreifen. Und die Verbannung vorzuschlagen ist genau das, was die Leute anspornen wird, uns zu unterstützen.«
Edeard sah zu den Meistern hinüber, die Owain umringten. »Ich versteh nicht ganz, ich hätte angenommen, dass es die Lage im Rat eher verschlimmert.«
»Oh, das wird es«, entgegnete Finitan. »Und aus dieser Zerstrittenheit schlagen wir Kapital.«
»Ah«, sagte Kristabel. Sie nickte. »Ja klar.«
»Ja klar? Was?«, fragte Edeard.
»Ich werde meine Kandidatur für das Bürgermeisteramt bekanntgeben«, sagte Finitan. »Und die Verbannung der Banden wird mein Wahlkampfversprechen an die Menschen Makkathrans sein.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Boyd, als der Trupp sich nach der Feier wieder auf dem Rückweg zur Jeavons-Wache befand.
»Dass er als Bürgermeister kandidieren wird«, teilte Edeard ihnen allen mit. Er war immer noch von der Idee völlig verblüfft, doch allmählich gewann die Hoffnung die Oberhand. Mit Finitan am Ruder ließe sich so manches erreichen. »Morgen Abend findet im Blauen Turm eine Feier statt, da hat er die Möglichkeit, das Ganze öffentlich bekanntzugeben.«
»Nicht Finitan, du Blödmann«, blaffte Macsen ihn an. »Meister Julan.«
»Julan? Der hat gar nichts gesagt. Aber mit seiner Unterstützung hat Finitan eine wirkliche Chance.«
»In Ordnung«, sagte Kanseen. »Vergiss das. Was hast du gesagt?«
»Ich hab gesagt, dass ich ihm in jeder mir möglichen Weise helfe.«
Die anderen sahen sich verwundert an. Edeard konnte spüren, wie sich ihre Gedanken vor ihm verschlossen, doch nicht, bevor nicht etliche Spuren von Gereiztheit und Enttäuschung offenbar geworden waren. Er schätzte, dass er einfach eine Woche von der Bildfläche verschwunden war, hatte seine Freunde mehr verärgert, als ihm seinerzeit bewusst gewesen war.
»Na ja, zumindest haben wir nicht auf der faulen Haut gelegen«, sagte Dinlay, als sie durch das Haupttor der Wache schritten. »Dummerweise die Banden allerdings auch nicht. Letzten Dienstag haben die Gondolieri noch eine Leiche aus dem Kanal gefischt. Den zweiten Sohn eines Tuchhändlers aus dem Igadi-Distrikt.«
»Herrin«, stöhnte Edeard. »Die haben sich ja offenbar schnell von dem Rückschlag erholt.«
Sie gingen in den kleinen Saal. Dinlays dritte Hand schloss hinter ihnen die Tür. Kanseen schwang sich auf einen der Tische und stellte ihre Füße auf die Bank. Macsen befahl einem Ge-Schimpansen, ihnen Wasser zu bringen. »Dieser Wein auf dem Fest war wirklich das Billigste vom Billigen«, beschwerte er sich, nachdem er etliche Schlucke aus einem Glaskrug genommen hatte.
Dinlay zog sich eine Bank heran, um sich Edeard gegenüber zu setzen. Sein Gesicht trug einen Ausdruck größter Zufriedenheit. Boyd nahm neben ihm Platz, versuchte angesichts des Verhaltens seines Kameraden nicht allzu viel Belustigung zu zeigen.
»Also, was hat der zweite Sohn getan, dass die Banden so übel auf ihn zu sprechen waren?«, fragte Edeard.
»Nichts«, erwiderte Dinlay. »Sie haben sich jetzt auf eine Variante ihres guten, alten Erpressergeschäfts verlegt.«
»Eine ziemlich schlaue, wenn man das so sagen darf«, fügte Macsen hinzu, der gerade seinen zweiten Wasserkrug leerte.
»Mit mickrigen Geschäften und Ständen halten die sich inzwischen gar nicht mehr auf«, erklärte Dinlay. »Sie sind eine Stufe höher aufgestiegen und haben jetzt die kleineren Kaufleute im Visier. Und sie wollen auch kein Geld mehr, was sie von ihnen wollen, ist eine Beteiligung an den Geschäften selbst.«
»Der Weg, das Ganze irgendwie zu legitimieren«, sagte Kanseen.
»Hast du ein prall gefülltes Warenlager, kommt einer daher und fragt dich, ob er vielleicht Anteile an deinem Unternehmen erwerben kann. Die Sache ist nur die: Sie wollen, dass du ihnen das Geld für diese Anteile stundest.«
»Es spränge ein erhöhter Profit dabei heraus, wird dann für gewöhnlich behauptet«, sagte Boyd. »So weit nichts Kriminelles. Jedenfalls nichts, womit man sich bei den Konstablern beschweren oder was man vor Gericht verwenden könnte.«
»Abgesehen davon, dass du weißt, um wen es sich handelt und was er von dir will«, fuhr Dinlay fort. »Und das machen sie dir ausgesprochen deutlich. Falls du nicht einwilligst, geht’s einem deiner Familienmitglieder an den
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