Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
nämlich ihn weit, weit fortzutragen von diesem Ort.
»Also hört mal, das ist nicht lustig.«
Einer seiner Angreifer lachte. Inzwischen hatten sie ihn umringt, finstere Spukgestalten mit Kapuzen, die Gesichter verdeckt und in einen Zurückgezogenheitsschleier getaucht. Schwer prasselte der Regen auf ihre Ölmäntel und bildete flüchtige Rinnsale auf dem Gewebe.
»Was wollt ihr?« Rapsails Selbsterhaltungstrieb begann in seinem alkoholdurchtränkten Gehirn zu erwachen. Er versuchte, via Longtalk um Hilfe zu rufen, aber das erforderte viel zu viel Konzentration.
Eine Hand zerrte ihm die Kapuze vom Kopf.
»Ich warne euch, ich hab Freunde in der Stadt. Mächtige Freunde.«
»Diese Botschaft ist für deinen Vater«, sagte Medath, der Anführer der Eintreiberkolonne.
»Was für eine Botschaft?«, fragte Rapsail, während ihm der Regen das Haar durchnässte.
»Er wird’s schon verstehen.«
Eine Faust rammte sich in Rapsails wohlgenährten Bauch. Sofort krümmte sich der junge Mann zusammen und sackte auf die Knie. Auf seiner Wange vermischten sich die Schmerzenstränen mit dem Regen. »Oh, gütige Herrin, nein. Ich hab Geld. Bitte.«
»Wir wollen deine paar Kröten gar nicht«, erklärte ihm Medath langmütig. »Wir wollen dein Erbe.«
Zwei der Männer zogen lederne Totschläger unter ihren Mänteln hervor, während zwei weitere ihre dritten Hände benutzten, um Rapsail am Boden zu halten.
»Schließlich«, sagte Medath ruhig, »brauchst du’s ja nicht mehr. Ein Krüppel hat ja nichts mehr, wofür sich Geld auszugeben lohnt.«
Rapsail wimmerte kläglich.
»Gebt’s ihm«, befahl Medath. »Und zwar ordentlich.«
Die Totschläger wurden in die Höhe gehoben, glänzend vom Regen. Stiegen immer weiter empor und wurden aus ihrem Griff befreit, um davonzuwirbeln in der Nacht.
Die beiden Männer grunzten verdutzt auf. Augenblicklich ging Medath in die Hocke, lange Messer glitten in seine Hände. Gleichzeitig tastete er mit seiner Fernsicht die nähere Umgebung ab, prüfte jeden Türeingang und jede Mauernische entlang der Straße, während sein telekinetisches Schild sich verhärtete.
Einer der anderen Eintreiber holte mit dem Fuß aus, um Rapsail gegen den Kopf zu treten. Sein Stiefel wurde nach hinten gerissen, und er stürzte zu Boden. Ein hässlicher dumpfer Schlag war zu hören, als sein Gesicht ungebremst aufs Straßenpflaster klatschte. »Helft mir!«, schrie er durch das Blut, das ihm aus Mund und Nase strömte. Dann wurde er starr vor Entsetzen, als er, noch immer am Boden liegend, von unsichtbarer Hand davongezerrt wurde. Mit geradezu beängstigender Geschwindigkeit schlitterte er fort von seinen Kameraden, vergeblich nach Halt suchend auf dem regennassen Untergrund. Als er um die Ecke verschwand, brachen seine Schreie schlagartig ab.
»Gütige Herrin!«, keuchte ein anderer. Er begann zu rennen. Doch da lösten sich seine Füße vom Boden, und er wurde in hohem Bogen durch die Luft geschleudert, um im nächsten Moment gegen eine Mauer zu krachen. Kraftlos sackte er in sich zusammen.
Die übrigen drei Eintreiber rückten dichter zusammen. Medath hielt seine Messer kampfbereit vor sich; die anderen zückten Pistolen. In diesem Moment hallte Gelächter durch die Straße. Da gingen einem der Banditen die Nerven durch, und er feuerte blindlings auf ein paar Schatten. Doch die Kugeln kamen nicht weit; kaum einen Meter von der Pistolenmündung entfernt blieben sie mitten in der Luft hängen. Artig machten die Regentropfen um sie einen Bogen.
»Der Waterwalker«, stieß Medath hervor.
»Einen schönen guten Abend.« Edeard trat vor und wurde inmitten der flackernden Schatten und des unaufhörlichen Regens sichtbar, als er die Mitte der Straße erreichte. Der Regen schien ihm auszuweichen, teilte sich über seinem Kopf und ließ seine schneidige neue Uniformjacke vollkommen unberührt. Hinter ihm tauchten Kanseen und Dinlay wie aus dem Nichts auf.
»Ihr seid alle verhaftet«, verkündete Edeard. Er streckte eine Hand aus. Schon wurden die beiden Pistolen ihren Besitzern aus den Fingern gezerrt. »Leg ihnen Handschellen an«, befahl er Dinlay. Und an Kanseen gewandt: »Nimm dem Kerl da die Messer ab.«
Medath sah, wie sie auf ihn zukam. Gekonnt wirbelte er die Klingen herum und hielt sie mit den Griffen nach vorn in ihre Richtung. Unterdessen ging Edeard zu dem Eintreiber hinüber, der gegen die Mauer geschmettert worden war, und beugte sich über ihn, als der Mann schwach stöhnte.
»Die nehm ich wohl
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