Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
letztes Ass im Ärmel sein, falls alle Rechtsmittel versagten.
Eine gründliche Inventur aller Schreibtische und Schränke erbrachte herzlich wenig. Darin war nicht mehr zu finden als verwirrende Belege und Verträge. Sie sah sich weiter um. Probierpackungen mit irgendwelchen exotischen Crêpe-Füllungen. Tote Topfpflanzen. Kaputte Kücheneinheitenkomponenten. Elektronik-Module – Verwendungszweck unbekannt. Drei Cybersphären-Nodi. Kuben in ordentlichen Aufbewahrungskassetten. Eine Kiste mit Firmenschürzen in Testfarben. Ein mittelmäßiges Verwaltungsarray mit völlig veralteter Software.
Dann endlich, als sie sich an das setzte, was mit seiner uralten Konsole und den drei Portalen wohl einmal Larils Schreibtisch gewesen sein musste, entdeckte sie in der untersten Schublade unter einigen Lastkapsel-Handbüchern fünf Bargeldmünzen. Schwer zu finden, aber nicht zwangsläufig verdächtig; also lagen sie nicht zufällig da. Nichts, was Laril tat, geschah zufällig.
Sie hielt eine der Münzen hoch und betrachtete sie lächelnd. Der gute, alte Laril, zuverlässig unverlässlich.
Es kostete sie genau drei Minuten, einen der Nodi zu öffnen, mit einem Handheld-Interface die Software-Konfiguration anzupassen und mit dem Geld von der Cash-Münze ein neues Firmen-Unisphärenkonto einzurichten – schon hatte sie eine einfache Kommunikationsverbindung über das Verwaltungsarray, die weder ihren U-Shadow erforderte noch ihre Identität einbezog. Kein Rückverfolgungsprogramm, keine Überwachungsroutine würde in der Lage sein, sie im Spanish-Crêpes-Büro zu lokalisieren.
Theoretisch.
Mühselig tippte sie den in ihrer Lakune gespeicherten Oaktier-Code ein. Die auf dem winzigen Array-Bildschirm dargestellten Icons zeigten den eingerichteten Kanal.
Bitte , betete sie, sei neugierig genug, um den Anruf anzunehmen.
Das Portal projizierte Larils verwundertes Gesicht in die Luft. Ihre Reaktion darauf verblüffte sie selbst. Doch der vertraute Anblick seines schütteren braunen Haars, der vollen Wangen und der dichten Bartstoppeln trieb ihr augenblicklich die Tränen in die Augen. Es war einfach so unglaublich beruhigend, dass er ganz der Alte geblieben war.
»Araminta? Bist du das? Hast du ein Gesichtsreprofiling gemacht?«
»Lass den Quatsch«, platzte sie heraus. »Ich brauche Hilfe.«
»Ah. Hab gar nicht gewusst, dass du über die, äh, Crêpes-Firma Bescheid wusstest.«
»Vergiss es einfach. Kannst du mal checken, ob irgendjemand diesen Link abhört?«
Larils Augen weiteten sich in belustigter Überraschung. »Okay. U-Shadow analysiert die Verbindungsroute. Ah-hah. Der Kanal scheint sauber, aber ich bin nun auch kein Experte in diesen Dingen. Alles klar bei dir? Geht’s dir gut? Hab ein paarmal versucht, bei dir anzurufen. Hab mir Sorgen gemacht, nachdem dein U-Shadow nicht antwortete.«
Araminta holte tief Luft. »Laril, ich bin diejenige, hinter der sie her sind.«
»Du?«
»Ich bin der Zweite Träumer.«
»Du meinst, du kennst den Zweiten Träumer?«
»Nein, ich bin der Zweite Träumer.«
»Ausgeschlossen.«
Araminta starrte finster auf den Bildschirm. Das war ihr Laril wie er leibte und lebte. Der Laril, der ihr nie irgendetwas glaubte. »Und wieso, bitte schön?«
»Zunächst einmal hast du gar keine Gaiamotes.«
»Die brauch ich nicht.« Sie setzte ihn über ihre vormals unbekannte Vorfahrin ins Bild.
»Du bist mit Mellanie Rescorai verwandt?«, war alles, was er fragte, nachdem sie ihre Ausführungen geendet hatte.
»Du kennst sie?«
»Wer kennt sie nicht? Vor allem hier auf Oaktier. Dies war immerhin ihre Geburtswelt.«
Niemand außer Laril schaffte es, sie dermaßen wütend zu machen. »Ich …« Sie schloss die Augen, atmete tief durch und richtete ihren Blick dann direkt auf seine Projektion. »Ich weiß nicht, zu wem ich sonst gehen soll.«
Er grinste, eine Hand kam ins Bild und kratzte am rechten Ohr. »Wow. Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Du hast gesagt, wenn irgendetwas wäre …«
»Ja, ich weiß. Obwohl ich gestehen muss, dass ich damals nicht groß darüber nachgedacht hab.«
»Ich verstehe.« Man kann sich immer hundertprozentig darauf verlassen, dass Laril einen hängen lässt. Sie streckte ihre Hand nach der Tastatur aus, bereit, die Verbindung zu trennen.
»Das heißt nicht, dass ich dir nicht helfen werde«, sagte er mit dieser sanften, fürsorglichen Stimme, die seit ihrem ersten gemeinsamen Wochenende nicht mehr zum Einsatz gekommen war.
»Ehrlich?«
»Ich hab dich
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