Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
nicht, was ich wegen Salrana machen sollte, also hab ich das Problem weiter ignoriert –«
»Ich sagte, ja.«
»– ich hab mich selbst nicht mehr gekannt, ich wusste nicht mehr, wie … Was?«
Kristabel kniete sich neben ihn, ergriff seine Hand und lächelte. »Ich sagte, ja, ich heirate dich.«
Edeards Tarnung geriet aus den Fugen, während er in ihr wunderschönes Gesicht starrte. »Oh Herrin. Das hast du wirklich gesagt? Ja? Oder nicht?«
Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und bot sich ihm für einen Kuss. Seine Lippen berührten die ihren und nichts anderes war noch von Bedeutung. Nach dem Kuss grinsten sie einander einfach bloß an. Nur ganz allmählich wurde sich Edeard der kichernden Pferdeburschen bewusst, die um die Ecke spähten und sie anglotzten. Longtalk-Rufe wurden laut, während die Jungs jedermann an dem Anblick vom Waterwalker und der künftigen Herrin von Haxpen teilhaben ließen, die hinter einem Stall im Schlamm knieten und knutschten.
»Äh, ja.« Edeard erhob sich eilig wieder auf die Füße und reichte Kristabel eine Hand. Auch sie stand wieder auf, nicht ohne einen mürrischen Blick auf den dunklen, tropfenden Fleck auf ihrem Kleid zu werfen. Erst jetzt schenkte Edeard seiner Umgebung Beachtung, der stechende Geruch von Dung lag in der Luft. Eine erschrockene nähere Untersuchung des Bodens ergab, dass es nicht bloß Schlamm war, worin sie standen. Ein gepeinigtes Ächzen brach sich weit hinten in seiner Kehle Bahn.
Kristabel fing an zu kichern.
»Macht, dass ihr wieder an eure Arbeit kommt«, blaffte Edeard die jungen Burschen an und setzte ein wütendes Gesicht auf. Sofort nahmen sie lachend Reißaus.
Selig schloss Kristabel ihn in ihre Arme. »Unseren Kindern erzählst du aber, wie du mir einen Antrag gemacht hast.«
»Sicher«, erwiderte er betreten.
Sie küsste ihn, richtig diesmal. »Im übrigen ist es nicht nötig, gegen einen Skylord zu kämpfen. Du weißt, wie ich für dich empfinde.«
»Ja.« Er schaute auf die verwitterten grauen Bretter, die die Rückwand des Stalls bildeten. »Könnten wir, äh …«
»Ja.« Sie hielt ihm ihren Arm hin, und Edeard führte sie von dem Stall wieder zurück auf den Weg.
»Obwohl ich was übrig hab für Sentimentalitäten«, sagte Kristabel. »Ehrlich gesagt, würde es mich ziemlich interessieren, wie du gegen einen Skylord zu kämpfen gedenkst.«
Edeard wurde rot. »Mich auch. Muss ich jetzt bei deinem Vater um deine Hand anhalten?«
»Ja.« Sie sammelte sich und blickte starr geradeaus. »Und wenn er einwilligt, wird er beim Obersten Rat den Antrag auf Abstimmung stellen.«
»Richtig … äh, was ?«
»Der direkte Erbe eines Distriktmeisters oder einer Distriktmeisterin braucht für seine Heirat die Zustimmung des Rates. Eine reine Formalität. Sie reicht zurück bis zu der Nighthouse-Erbschaftskrise vor elfhundert Jahren, als der Meister seinem ältesten Sohn untersagt hat, eine Frau aus Myco zu ehelichen – er hatte sich mit ihrem Vater entzweit, irgendein Streit über unbezahlte Fracht. Er hat ihm mit Enterbung gedroht, was der Sohn gerichtlich angefochten hat, also hat der Meister das Gesetz ändern lassen. Danach haben die Familien es benutzt, um dafür zu sorgen, dass die richtigen Leute Erben hervorbringen. Heute hält sich niemand mehr damit auf, die wirklich wichtigen Ehen werden zwischen den Häusern in allem Stillschweigen arrangiert. Das Gesetz wurde somit einfach zur Tradition. Aber es ist immer noch ein Gesetz.«
»Oh gütige Herrin. Wenn ich mal Bürgermeister bin, werde ich jedes unsinnige Gesetz, das diese Stadt hat, außer Kraft setzen und sie samt und sonders durch etwas Unkomplizierteres ersetzen.«
» Wenn du mal Bürgermeister bist?«
Edeard räusperte sich. »Falls.«
»Du meinst das tatsächlich ernst, stimmt’s?«
»Denkst du wirklich, dass ich, wenn ich dich heiraten will, heutzutage noch Bise oder gar Owain um Erlaubnis bitten sollte?«
»Es ist nicht gerade erfreulich, wenn man näher darüber nachdenkt. Aber ich bin mit alldem groß geworden, also weiß ich einfach, wie die Dinge funktionieren. Bis jetzt hat es mich nicht viel gekümmert.«
»Also raus damit, hat dein Vater für dich einen Verlobten ausgesucht?«
»Nein. So etwas würde Papa nicht tun. Nicht, dass das andere Familien davon abhielte, ihm deswegen Anfragen zukommen zu lassen. Es gab schon eine ganze Reihe Bewerber.«
»Oh.« Die Vorstellung, dass jemand, der so schön und geistreich war wie Kristabel, dem dynastischen
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